Erstellt am: 25. 3. 2016 - 12:45 Uhr
Wort des Jahres "they"
Welches Personalpronomen verwenden eigentlich Menschen, die sich nicht einem der beiden Gender "männlich" oder "weiblich" zuordnen wollen? Wir haben das am letzten Donaufestival Planningotorock gefragt. Planningotorock definiert sich als gender-neutral und hat den Vornamen deshalb von Janine zu Jam geändert. Jam hat damals geantwortet:
"It depends on the context and who you are talking to. I am happy with 'they' or just 'Jam'. I would like to have that in my passport, where it says 'gender'. I would just put 'J' and say my gender is 'Jam' actually."
Wort des Jahres
Wörter des Jahres sind seit einigen Jahren eine nette Einrichtung, um besonders beliebte Wortneuschöpfungen zu prämieren. Das österreichische Wort des Jahres 2015 war zum Beispiel Willkommenskultur.
Ebendieses "they" als Personalpronomen Einzahl für Menschen, die weder "he" noch "she" sein wollen, wurde diesen Jänner von der American Dialect Society zum Wort des Jahres 2015 gewählt. Die Dialect Society geht damit auf die neue Verwendung von "they" als Personalpronomen Singular bei Menschen ein, die sich keiner der beiden Genderidentitäten "männlich" oder "weiblich" zuordnen wollen und die deshalb die Bezeichnung "he" oder "she" ablehnen.
Mary Norris, die "Comma Queen" des New Yorker erörtert in ihrer Kolumne aktuelle Grammatikprobleme. Und es gibt durchaus einige grammatikalische Unklarheiten bei "they", wie sie meint. Zum Beispiel, ob man dann sagt "they is here" oder "they are here". Fix ist da noch nichts, Sprache ist im Fluss und es muss wohl immer je nach Zusammenhang entschieden werden, was in dem Fall richtig ist oder nicht.
Neben der bereits erwähnten Planningtorock gibt es noch weitere Künstler_innen aus dem FM4-Musikuniversum, die sich für genderqueere Anrede einsetzen. Rae Spoon zum Beispiel möchte auch mit "they" bezeichnet werden. Oder etwa Anohni - formerly known as Antony von Antony & the Jonsons -, die dazu in flavorwire sagt:
"I leave it up to others to decide what pronoun to use. My closest friends and family use feminine pronouns for me. I have not mandated the press do one thing or another… In my personal life I prefer 'she'. I think words are important. To call a person by their chosen gender is to honor their spirit, their life and contribution. 'He' is an invisible pronoun for me, it negates me."
ANOHNI
Die einfache Regel
Wenn du jetzt verwirrt bist oder dir denkst "Oh nein, hoffentlich mache ich keinen Fehler, wenn ich Menschen falsch anspreche!", eine ganz einfache Regel gilt laut der Comma Queen immer: "Call people what they want to be called. Period."
Im Deutschen gibt es keine Entsprechung zu "they" und damit noch keine Lösung für Menschen, die weder "er" noch "sie" sein wollen. Vielleicht fällt uns ein neues Personalpronomen ein - so wie das schwedische "hen"?