Erstellt am: 24. 3. 2016 - 16:29 Uhr
The daily Blumenau. Extra Edition, 24-03-16.
#euro16 #fußballjournal16
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
2016 wieder regelmäßig.
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Die Albanien-Infobox für das Samstagspiel
Tor: Etrit Berisha (Lazio/ITA), Alban Hoxha (Partizani Tirana), Orges Shehi (Skënderbeu Korça).
Abwehr: Elseid Hysaj (Napoli/ITA), Frédéric Veseli (Lugano/SUI), Lorik Cana (K/Nantes/FRA), Arlind Ajeti (Frosinone/ITA), Mergim Mavraj (Köln/D), Berat Djimsiti (Atalanta Bergamo/ITA), Naser Aliji (Basel/SUI), Ansi Agolli (Qarabağ Ağdam/AZE).
Mittelfeld: Taulant Xhaka (Basel/SUI), Amir Abrashi (Freiburg/D), Ergys Kaçe (PAOK Thessaloniki/GRE), Andi Lila (Giannina/GRE), Burim Kukeli (FC Zürich/SUI), Migjen Basha (Como/ITA), Ledian Memushaj (Delfino Pescara/ITA), Herolind Shala (Sparta Prag/TCH), Ermir Lenjani (Nantes/FRA), Shkelzen Gashi (Colorado Rapids/US), Odise Roshi (HNK Rijeka/CRO), Milot Rashica (Vitesse Arnhem/NED).
Angriff: Sokol Cikalleshi (Istanbul Başakşehir/TUR), Armando Sadiku (Vaduz/LIE), Bekim Balaj (HNK Rijeka/CRO).
Head Coach ist Gianni De Biasi, gestandener Italiener (vorher Udine, Levante, Torino...) Assistant Coaches sind Paolo Tramezzani und der ehemalige Stürmer Erjon "Bogu" Bogdani.
Zuletzt im Einsatz/auf Stand-by: Thomas Strakosha (Salernitana/ITA); Amir Rrahmani (RNK Split/CRO), Arbnor Fejzullahu (Partizani), Renato Arapi (Skënderbeu Korça), Herdi Prenga; Eros Grezda (Lokomotiva Zagreb/CRO), Ervin Bulku (FK Tirana), Alban Meha (Konyaspor/TUR), Sabien Lilaj; Hamdi Salihi (Skënderbeu Korça), Valdet Rama (1860 München/D), Rey Manaj (Inter Mailand/ITA),
In der Warteschleife: Donis Avdijaj (Sturm/A), Jahmir Hyka (Luzern/SUI). Zurückgetreten: Debatik Curri (Flamurtari Vlorë).
Out: Loret Sadiku (Mersin/TUR), Leart Paqarada (Sandhausen/D), Armend Dallku (Vorskla Poltava/UKR), Armando Vajushi (Livorno/ITA), Besart Berisha (Melbourne/OZ), Bernard Berisha (Anzhi/RUS), Jurgen Gjasula (Fürth/D), Liridon Latifi (Skënderbeu Korça), Elvir Maloku (Hajduk Split/CRO), Vedat Muriqi (Giresunspor/TUR), Agon Mehmeti (Stabaek/NOR), Albion Avdijaj (Vaduz/LIE).
Klar, in erster Linie geht die ÖFB-Mannschaft am Samstag (eben gegen Albanien) und am Dienstag (gegen die Türkei) deshalb in Testspiele, um die eigenen Abläufe auf Wettkampf-Niveau durchzuexerzieren und dem Teamchef Aufschluss über den Stand der Automatismen beim Stamm und den Stand der Systemkenntnis bei Ersatzspielern und Neuen zu geben.
Da Österreich - wie so gut wie immer - Test-Länderspiele daheim durchführt, fällt auch die Erprobung der Bewährung vor einem Publikum, dessen allererstes Ziel nicht die vollständige, bedingungslose Unterstützung der eigenen Mannschaft ist, aus. Das ist - wie so gut wie immer - schade; zumal das Team ja zwei Tests spielt und einer davon in einer nahen Hauptstadt sowohl finanziell als auch zeitlich schon drin gewesen wäre.
Weil nicht anzunehmen ist, dass die Wahl der Gegner (die, besser: deren Abschluss, dem Sportdirektor und noch mehr, weil Finanzen involviert sind, dem Geschäftsführer obliegt) komplett gewürfelt wurde, sondern auch unter gewissen strategischen Aspekten erfolgt ist, lohnt sich ein näherer Blick auf die Mannschaft des Kontrahenten. Vor allem im Abgleich mit den Gruppen-Gegnern, oder sogar möglichen Achtelfinal-Kontrahenten.
Was also kann Albanien?
Albanien spielt in einem auch als 4-3-3 interpretierbaren Tannenbaum-System, also einem 4-3-2-1, mit drei versatilen zentralen Mittelfeldspielern, zwei offensiver orientierten Außenspielern (wobei der linke Flügel Lenjani in seinem Verein bei Nantes meist linker Verteidiger spielt) und einem Stoßstürmer.
Da anzunehmen ist, dass die Gruppengegner Ungarn und Island in einem 4-4-2 bzw einem 4-4-1-1 daherkommen, bleibt einzig Portugal, das seit Jahren in einem durchaus ähnlichen 4-3-3 mit drei zentralen Mittelfeldspielern aufläuft.
Unter den möglichen Achtelfinal-Gegnern laut Papierform tritt sowohl Wales als auch Italien (dort hat man allerdings Optionen - derzeit etwa ein 3-4-3) in einem ähnlichen 4-3-3 auf/an. Und auch für die Matches gegen Spanien und bis zu einem gewissen Grad auch Deutschland (die uns bei einem dritten Gruppenplatz drohen) ist die Begegnung mit Albanien (zumindest vom System her) eine brauchbare Übung.
Das sind nun allesamt (ja, auch Wales... man erinnere sich an das für Österreich schauderbare 2:1 im Februar 2013) Mannschaften, die ihr 4-3-3 offensiv auslegen - was von Albanien, vor allem auswärts nicht zu erwarten ist. Es wäre also ein kleiner Trip nach Tirana (wo man etwa Frankreich in einem Testmatch schlug) vielleicht nicht so schlecht gewesen.
Das albanische 4-3-3, das in Wien wohl eher zu einem 4-5-1 gerinnen wird, bietet trotzdem genug taktische Angriffsfläche. Wird Koller den zentralen Riegel über die Flügel knacken wollen, oder versucht er im Zentrum mit Junuzovic und eventuell auch Schöpf entscheidend zwischen den beiden verteidigenden Linien zu kommen? Flanken auf Janko oder doch mehr lange Bälle aus der Abwehr zum Prallenlassen? Wir werden sehen, wofür das ÖFB-Vorbereitungsteam die Fähigkeiten der Albaner (die sich hinter Portugal (EM-Gegner) aber vor Dänemark und Serbien (WM-Gegner) durchsetzen konnte und damit die nur noch gefühlte, eh längst überwundene Kanonenfutterrolle endgültig verlassen hat.
Das also ist Albanien:
Stammtormann ist Etrit Berisha von Lazio (Hoxha die Nummer 2). Innen verteidigen meist Kapitän Cana (Nantes) und Ajeti (Frosinone), aber auch Djimsiti (Atalanta), der aber auch gern statt Hysaj (Napoli) als Rechtsverteidiger eingesetzt wird. Links hat Agolli aus Karabach die Nase vor Aliji (Basel).
Gesetzt im Dreiermittelfeld ist dafür dessen Klubkollege Taulant Xhaka (der kleine Bruder von Granit, der sich Nati-mäßig ja für die Schweiz entschieden hat). Ansonsten ist alles möglich: Memushaj (Pescara), Basha (Como), Abrashi (Freiburg) oder Kukeli (FCZ) rittern um zwei Plätze. Rechter Flügel ist entweder Gashi (Colorado) oder Roshi (Rijeka), links spielt fix Lenjani. Erster Stürmer ist Cikalleshi von kleinen Istanbuler Verein Başakşehir, erster Einwechsler Sadiku (Vaduz), zweiter Balaj (Rijeka).
Der italienische Trainer De Biasi variiert seine Mannschaft am ehesten über die Besetzung des Dreier-Mittelfelds. Beim letzten Test probierte er etwa Gashi und Shala aus, um mehr offensive Dynamik zu erzeugen. Umgekehrt setzt der Italiener dann aber auch defensivere Leute wie Lila (Giannina) oder Kace (PAOK) am Flügel ein, um so ein vorsichtiges 4-5-1 zu stabilisieren. Neu berufen wurde für die beiden Tests gegen Österreich und Luxemburg nur der rechte Flügel Rashica von Vitesse Arnheim.
Vorne sind die (diesmal nicht berufenen) jungen Spieler Manaj (Inter) und Rama (1860) Zukunfts-Aktien. Der in die Heimat zurückgekehrte Ex-Rieder/Rapidler Hamdi Salihi ist nur noch Back-Up und wäre - entgegen der Meldungen der heimischen Medien - wohl auch ohne seine leichte Verletzung nicht dabei.
Und: Donis Avdijaj von Sturm, um dessen Team-Zukunft es Gezerre zwischen Deutschland und Albanien gibt, ist ein guter Mann, passt aber nicht so recht ins zehnerlose albanische System. Entgegen aller hiesigen Erwartungen (die uns glauben machen, es würde nur an der Frage der endgültigen Staatsbürgerschaft hängen) wird er die Euro wohl vorm Fernseher erleben.
Das sind die aktuellen Aufreger:
Ärger sind die Konflikte zwischen Albanien und der Schweiz, dem klassischen Asylort für Albaner und Heimat jeder Menge Secondos (neben Granit Xhaka etwa auch Mehmedi, Kasami, Dzemaili, Tarashaj oder Ajeti). Zudem kommt mit der für Mai anstehenden UEFA-Anerkennung des Kosovo (auch da hat sich die Schweiz mit Shaqiri oder Behrami bereits bedient) noch jede Menge neue Konkurrenz dazu. Andererseits sind auch Taulant Xhaka, Kukeli und Gashi Kosovaren und spielen trotzdem für Albanien. Hier sind künftig Verteilungskämpfe zu erwarten.
Und fußballerisch sind wiederum Abrashi, Ajeti, Aliji, Basha, Cana, Djimsiti, Gashi, Kukeli, Lenjani, Sadiku, Veseli und Xhaka, also der halbe albanische Kader in der Schweiz sozialisiert und ausgebildet worden. Nicht zu vergessen: Shkodran Mustafi (D) ist ebenso albanischstämmig wie Panagiotis Kone (GRE). Dass so viele Griechen in Albanien geboren sind (wie auch Sotiris Ninis) hängt mit der starken griechischen Minderheit im Küstenort Himarë zusammen. Die Diaspora hat viele Albaner (Valon, Veton und Valmir Berisha etwa) nach Skandinavien verschlagen.
Das ist die dringende Ähnlichkeit zur österreichischen Situation:
Da De Biasi auf Salahi, Fejzullahu und Lilaj (ohnehin nur Ergänzungsspieler) verzichtet hat, befinden sich außer den beiden Ersatztorleuten ausschließlich Legionäre im 26er-Kader. Weil Albanien schon seit einiger Zeit fast ausschließlich auf Legionäre (die sich klassischerweise in Italien, Kroatien und der Schweiz, mittlerweile aber fast europaweit tummeln) setzt, ist das keine so neue Situation wie fürs diesbezügliche Entwicklungsland Österreich. Die Einheit der albanischen Truppe wird durch die tatsächliche (migrantische) und beruflich (also sportlich) bedingte Diaspora seiner Akteure nicht gestört sondern gestärkt.
Albanische Wurzeln hat übrigens Ex-Internationaler Ronald Gercaliu, aktuell bei FK Tirana, ebenso wie der Ex-U21-A-Teamspieler Butrint Vishaj (früher Admira, Skënderbeu, jetzt in Horitschon). Atdhe Nuhiu von Sheffield Wednesday (ENG) ist gebürtiger Kosovare. Und mit Fidan Aliti spielt ein Austro-Albaner aktuell bei Sheriff Tiraspol in Moldau.
Als PS noch die albanischen Aufstellungen der letzten Spiele:
Der letzte Test im November gegen Georgien - Berisha (Hoxha); Veseli, Lila (Djimsiti), Ajeti, Agolli; Ghasi (Cikalleshi), T. Xhaka (Shala), Lilaj; Roshi (Manaj), Lenjani (Basha); Sadiku.
Die Qualispiele im Herbst:
In Armenien - Berisha; Hysaj, Cana, Djimsiti, Aliji; Basha (Abrashi), T.Xhaka, Memushaj (Kukeli); Roshi, Gashi; Cikalleshi (Sadiku).
Daheim gegen Serbien - Berisha; Hysaj, Cana, Djimsiti, Agolli; Memushaj, Basha, T.Xhaka; Lila (Kace), Lenjani (Meha); Balaj (Cikalleshi).
Daheim gegen Portugal - Berisha; Djimsiti, Cana, Ajeti, Agolli; T.Xhaka, Kukeli, Abrashi (Basha); Gashi (Roshi), Lenjani; Cikalleshi (Balaj).
In Dänemark - Berisha; Djimsiti, Cana, Ajeti, Agolli; T.Xhaka, Kukeli, Abrashi (Basha); Gashi (Roshi), Lenjani (Sadiku); Cikalleshi.
Beim 1:0-Heimsieg im Test gegen Frankreich im Juni: Berisha; Hysaj, Cana, Ajeti, Aliji; Lila (Memushaj), Basha (Lilaj), Kace (Balaj); Roshi (Sadiku), Lenjani (Rama); Cikalleshi (Fejzullahu).