Erstellt am: 24. 3. 2016 - 18:00 Uhr
FM4 Extraleben: Tod und Spiele
Lucas Arts
Der Tod ist eines der letzten große Tabus unserer Gesellschaft. Gleichzeitig konfrontiert uns die Entertainment-Welt ständig mit Leid und Tod. So traumatisch und explizit das dabei dann auch ausfallen mag - es bleibt eben trotzdem immer Fiktion, die man, wenn sie zu nahe geht, auch einfach wieder ausblenden kann. In Computerspielen ist das digitale Ableben, so scheint es, besonders trivial und belanglos - schließlich ist der Tod der eigenen Spielfigur maximal ein temporärer Rückschlag auf dem Weg zum Sieg.
Spiele nehmen dem Tod den Schrecken, indem sie ihn wieder und wieder zeigen, aber konsequenzlos bleiben lassen. Das Ableben in einem Computerspiel ist damit zwar persönlicher, weil es ja gewissermaßen wir selbst sind, die sterben, aber zugleich auch maximal trivial. Nur wenige Spiele versuchen sich daran, mit dem Tod ernsthafter umzugehen. Eines davon ist erst Anfang dieses Jahres erschienen: "That Dragon, Cancer" erzählt vom Krebstod des Kindes der Entwickler - und ist allein dadurch schon ein Ausnahmespiel. Auch "The Graveyard" der belgischen Games-Künstler Tale of Tales oder "Welcome to Boon Hill" versuchen sich am Memento mori. In Ersterem besonders bemerkenswert: "Buying the full version of The Graveyard adds only one feature: The full version of the game is exactly the same as the trial, except, every time you play she may die."
Tale of Tales
Gestorben wird immer
FM4 Extraleben: Tod in Spielen
Wir sprechen über Computerspiele - diesmal über den Umgang mit dem ultimativen "Game over".
Am Donnerstag, den 24. Februar, von 21 bis 22 Uhr, und danach für 7 Tage im FM4 Player.
Der Tod ist unausweichlich - egal, wie alt man ist und auch unabhängig davon, wie man sein Leben führt. Dieses ganz grundlegende Faktum jedes Lebens beschäftigt den Menschen und seine Kunst seit Urzeiten - und das jüngste Medium hat seinen eigenen, oft besonders eskapistischen Umgang damit. Während in vielen Spielen durch die perfekte Meisterschaft auch der sowieso belanglose Bildschirmtod vermieden werden kann - ja, sogar in Masochismus-Knochenmühlen wie "Dark Souls" - ist der Tod in anderen Spielen quasi fix eingebautes Spielelement. Und das ist auch kein Wunder: Bei den Urgroßvätern des Mediums, den Münzautomaten der Arcades, war der Spieler-Exitus quasi das entscheidende Geschäftsmodell.
Seit keine Münzen mehr verschluckt werden, hat sich die Drastik des Ins-Gras-Beißens nochmals verringert. Dank Quicksave oder Respawn stehen wir auch nach dem gründlichsten Ableben schnell wieder auf der Matte - in Spielen wie "Hotline Miami", "Super Meat Boy" oder auch "Flappy Bird" vergehen dabei keine zwei Sekunden. Der Tod - eine ärgerliche Sekunde vor dem nächsten Versuch.
You died ...
Da scheint es fast revolutionär, wenn sich die "neue Härte" im Gamedesign mit etwas mehr Konsequenz zurückmeldet. Das bereits erwähnte "Dark Souls" bestraft uns empfindlich für jeden Tod, und auch in Survival-Sandboxen wie "DayZ" geht mit dem Sterben im schlimmsten Fall stundenlanger Spielfortschritt verloren - autsch.
Das radikalste Todeskonzept im Computerspiel kommt - wie könnte es anders sein - allerdings aus der monochromen Games-Vergangenheit. "Permadeath" heißt das Konzept aus der Kultnische der Rogue-likes, das bedeutet, dass beim Tod wirklich alles verlorengeht und auch kein gespeicherter Spielstand mehr zur Lebensrettung taugt. Dass es für dieses Konzept im Medium ein eigenes Wort gibt, beschreibt das Verhältnis von Spielen zum Sterben dann auch ganz gut. Außerhalb nennt man das nämlich ganz einfach - Tod.
FM4 Extraleben über den Tod in Spielen
Conny Lee, Robert Glashüttner und ich sprechen am Donnerstag, 24. Februar, über das ultimative "Game over" in Computerspielen - und haben dabei, so viel vorab, unverschämt gute Laune.. Von 21 bis 22 Uhr, und danach für 7 Tage im FM4 Player.