Erstellt am: 21. 3. 2016 - 11:11 Uhr
The daily Blumenau. Fußballwoche KW11/16.
#fußballjournal16
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
2016 wieder regelmäßig. Etwa auch mit einem wöchentlichen Fußball-Update.
Wer sich jetzt mit Social Media schwertut, der hatte nie mit Fußball-Fans zu tun. Dort war das Schwarmverhalten immer schon daheim, shitstorming inklusive: zuerst ringt man um Einigungen auf dem kleinen gemeinsamen Nenner, dann bleibt man eine ganze Weile lang gläubig, ehe schlussendlich ein Detail reicht, um die Blase platzen zu lassen.
So wie es zuletzt Franco Foda bei Sturm in Graz erging. Dort leisten Trainerteam, Management und auch Mannschaft deutlich weniger als möglich ist, es bedurfte aber erst eines dummen Spruches um zu kippen. Besser kann man auswärts nicht spielen hatte Foda nach einem weiteren (für jeden sichtbar) miesen Match gemeint - und dieses Zitat fliegt ihm jetzt radikal um die Ohren. Auch wenn Foda davon spricht nicht belastet zu sein: Wenn schon die Corefans das Team von Sturm auf Lüftchen umtaufen, sich einen Neubeginn wünschen und der Präsident den verbal-Panzer auspackt, ist Feuer am Dach. Die langjährige Politik des Schönredens und der weinerlichen Medienschelte (von dem Ex-Grazer Sidorczuk hier übel wird) haben den Boden dafür bereitet. Fodas letztwöchiges Frankfurt privat-Debakel kostete die letzten Sympathien.
Liebesentzug durch die Fans macht auch die Austria Wien derzeit nervös. Das Problem ist auch hier die von offizieller Seite gezeigte Zufriedenheit mit dem Geleisteten. Sowas lässt sich in Wien und Graz aber keiner mehr gefallen. Jeder Seitenblick in die zweite, manchmal sogar dritte deutsche Bundesliga lässt dort deutlich mehr Qualität erkennen als im heimischen Topliga-Stadion.
Weshalb auch der europäische Erfolg von Rapid Wien die (damals für einige, jetzt für jeden sichtbar auftretenden) Schwächen nicht zudecken kann. Auch hier herrscht zuviel Zufriedenheit und Lethargie, auch hier lassen Verantwortliche, die das nächste Level anstreben sollten, jeden Ehrgeiz vermissen, Stichwort Ingamecoaching.
Deutliche Hinweise darauf, wo es strukturell haken könnte, gehen in selbstgefälliger Ausredenunkultur auf. Die von der Doppelbelastung etwa ist gerade eben wieder einmal widerlegt worden - wir werden sie spätestens im nächsten Herbst wieder hören. Von den selbsternannten Großklubs hinter Salzburg. Nicht von Marcel Koller, der schon weiß, warum er keine Liga-Kicker mehr beruft.
Die allgemeine Fanverarsche ist zwar dort am sichtbarsten, wo die medienpräsentesten Vereine betroffen sind - das heißt aber nicht, dass es unterdrin besser läuft.
Apropos Alpenländer: Ich bin seit einiger Zeit ein bisserl in den Schweizer Fußball reingekippt. Und es lohnt sich: Highlight dieses Wochenendes war eine Spielunterbrechung bei Sion - Basel, die ihren Ausgangspunkt in einer stupenden Dreistigkeit des Sion-Präsidenten hatte. Christian Constantin lässt in punkto Herrenbauerntum die Kartnigs dieser Welt alt aussehen.
Immerhin: in Kärnten, dem Pleite-Land, denkt man jetzt an gleich drei fußballerischen Fronten an so etwas wie die Installierung von Basics. Der WAC könnte sich etwas Verrücktes wie einen hauptamtlichen Sportdirektor vorstellen, die Akademie wird kommissarisch lieber einmal aus Wien geführt und der Landesverband hat gar einen neuen Präsidenten mit vergleichsweise wenig parteipolitischer Punzierung.
Die nächsten Verbesserungsarbeiten werden im Bereich der Sport-Judikatur erwartet. Das ist das wichtigste Ergebnis eines neuen Urteils im Fall Taboga das die lebenslange Sperre für den Matchfixer für nichtig erklärt. Nicht weil Taboga unschuldig wäre, sondern weil die Sportgerichte aufgrund ihrer Zusammensetzung und Abhängigkeiten gar nicht urteilsfähig sind.
Diesbezüglich, so meint nicht nur die Spielergewerkschaft, hinke Österreich seit Jahren internationalen Ansprüchen hinterher - Zeit wurde es, dass dieses Urteil die Verbände/den Staat dazu zwingt, seine Gerichtsbarkeit neu zu justieren; auch weil sonst (Stichwort: Lizenzierung) dramatische Folgen entstehen könnten. Ähnliches ist kürzlich ja durch den FIFA-Entscheid im Fall Onisiwo passiert, als die in Österreich erschreckend üblichen einseitigen Options-Bestimmungen für illegal erklärt wurden. Hier herrscht nach einigem Aufruhr im Februar jetzt wieder verdächtige Ruhe wiewohl aktuell wohl zig Verträge klagbar sind.
Schließlich lohnt sich noch ein Blick zum Nachwuchs. Während die U21 mit einem Test und einem Pflichtheimspiel gegen Färöer den Frühling über quasi arbeitslos ist und der ÖFB aus Kostengründen ja auf eine U20 verzichtet, geht es in den Altersgruppen darunter gerade genau das und drüber.
Auch im Testlauf befindet sich diese Woche die hochtalentierte U18, im April proben auch U16 (Jg 2000) und U15 (Jg 2001) wieder international.
Ab 24.3. spielt die U19 - Jahrgang 97 - ihre EM-Quali für die Euro in Deutschland gegen die Slowakei, Rumänien und Tschechien (daheim in der Steiermark); ab 29.3. die U17 - Jahrgang 99 - an der französischen Atlantikküste in Anglet und St. Jean de Luz ihre gegen Island, Griechenland und Frankreich. Die Gruppensieger sind bei der Finalrunde, die U19 geht als Favorit ins Rennen.
Details dazu finden sich hier, bei den Kollegen von ballverliebt.eu, die sich auch mit der bereits laufenden Quali der U17-Frauen (heute steht nach einem 4:0 gegen Russland Spiel 2 an, in Rohrendorf) und der im April in Schweden auszuspielenden U19-EM-Quali. Beide Unterfangen werden schwer, Gegnerinnen sind Deutschland resp. England plus Schweden. Auf einem exzellenten Weg ist ja das österreichische Frauen-Nationalteam, das mit einem prestigeträchtigen Turniersieg internationales Aufsehen erregte und im April zwei Heimspiele austrägt.