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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

19. 3. 2016 - 10:40

Spezielles Steuern

Maus, Tastatur und Gamepad kennt jeder. Auf der GDC in San Francisco gab es neben unkonventionellen VR-Steuergeräten auch eine Reihe an anderen sonderbaren Eingabemöglichkeiten.

Virtual Reality ist auf der diesjährigen Game Developers Conference (GDC) naturgemäß eine der wichtigsten Themen gewesen: Sowohl in den Vorträgen als auch bei den Messeständen und Präsentationsräumen ging es um Dramaturgie und Abläufe von VR-Erlebnissen.

Oculus Rift, HTC Vive und Co. sind aber für sich noch keine Gamecontroller, sie ersetzen ja erstmal nur den Bildschirm und kein Eingabegerät. Zwar kann man auch mit VR-Brille am Kopf mit normalen Gamepads oder Maus und Tastatur spielen, aber so richtig glaubhaft wird es erst, wenn man in jeder Hand ein spezielles Steuergerät hält - sie sind die Schnittstellen zwischen unseren physischen Händen und den digitalen Pendants in der jeweiligen virtuellen Welt. Die aktuelle Aufbruchssituation in Sachen Virtual Reality rückt die Frage des Eingabegeräts beim Spielen wieder stärker in den Vordergrund.

Das Herrlein vom Amt

Ein Mann im Anzug spielt "Hello, Operator!"

Robert Glashüttner

Die Limitierung der Schnittstellen zwischen uns und einem digitalen Spiel auf das ewige Tastatur-Maus-Gamepad-Triumvirat ist langweilig. Leider passiert es viel zu selten, dass sich einfallsreiche Menschen neue Geräte ausdenken. Natürlich: Wirtschaftlich ist es nicht, kuriose Steuerräder, Holzregler, MIDI-Controller oder alte Telefonsteckkabel als Computerspielsteuerung zu verwenden. Aber es macht Spaß und ist inspirierend.

Eine einfache Möglichkeit, seine eigenen Hardware-Kreationen als Eingabegeräte für Spiele zu verwenden, ist, sie einfach zwischen Computer und Tastatur zu schalten. Die normalen Tastatureingaben werden dann direkt auf das jeweilige Steuergerät übertragen - so gibt es keine Kompatiblitätsprobleme und aufwendige Treiber kann man sich auf diese Weise meistens auch sparen. Genauso hat es ein Start-up aus Singapur mit ihrem Wiz gelöst. Der Wiz ist eine Art Stick, der aus verschiedenen Modulen besteht und in drei Varianten geformt werden kann. Bei dem auf der GDC ausgestellten Demospiel kann man damit zwischen einer Auto-, einer Motorrad- oder einer Flugsteuerung wechseln. Man kann aber damit auch "Pac-Man" oder sonst irgendetwas spielen.

Ein Mann spielt mit einem Gamecontroller, der aussieht wie eine klobige weiße Armbanduhr.

Robert Glashüttner

Wiz

Noch abenteuerlicher wird es, wenn eine Wundertrommel mit einem Tablet vermählt wird. Bei einem sehr detailverliebten Mixed-Media-Bastelprojekt namens "Petitwo" wird ein sich vermeintlich bewegender Plastikvogel mit der virtuellen Welt auf dem Tablet zusammengebracht. Wie das genau funktioniert, habe ich bis zum Schluss nicht ganz verstanden - glücklicherweise ist das Projekt gut dokumentiert.

Ein Mann spielt das Game "Petitwo".

Robert Glashüttner

Petitwo

Wesentlich heimischer fühle ich mich bei "Disc Jockey Jockey", auch wenn das Konzept hinter diesem Spiel alles andere als intuitiv und die Story einigermaßen seltsam ist: Bei drei Radiostationen sind die Mischpulte kaputt und deshalb können sie nicht on-air gehen. Wir können sie als Spieler_in allerdings alle drei fernsteuern und fungieren somit als eine Audio-Regie. Dementsprechend, ob die Stationen Musik spielen oder Moderationen sprechen, müssen wir den richtigen Regler öffnen oder schließen. Nach dem ersten Problelauf hat man den Dreh meist heraußen. "Disc Jockey Jockey" ist übrigens auch als Spiel für blinde Menschen sehr interessant, kommt allerdings erst 2017 auf den Markt.

Robert Glashüttner spielt "Disc Jockey Jockey" mit einem MIDI-Controller.

Robert Glashüttner

Disc Jockey Jockey

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Die Reihe an Games mit außergewöhnlichen Eingabegeräten ist definitiv einer der Höhepunkte der GDC-Expo gewesen. Es erforscht den viel zu oft vernachlässigten Bereich der Spielsteuergeräte und ihrer Möglichkeiten. Auch hier sollte mehr experimentiert werden! Meine Hoffnung ist aber, dass das famose Amaze-Festival, das ja in ein paar Wochen wieder in Berlin über die Bühne gehen wird, in dieser Hinsicht bestimmt auch wieder einige Überraschungen feilbieten wird.

Ein großer, bunter Gamecontroller, der aussieht wie eine Steuereinheit in einem Flugzeug.

Robert Glashüttner