Erstellt am: 18. 3. 2016 - 13:21 Uhr
Drangsal - neues Video
"Ich wollte immer klingen wie ...", sagt Max Gruber und zählt diverse Größen der Pop-Vergangenheit auf. "Doch als ich mir das erste Mal nichts vorgenommen habe und bloß auf Aufnahme drückte, klang das dann nach Achzigerjahre. Und so begann ich mich näher für dieses Jahrzehnt zu interessieren."
Christian Lehner
Tipp:
Drangsals Debütalbums "Harieschaim" erscheint am 22. April.
Max Gruber ist Drangsal. Nicht der, sondern die Drangsal. Der 22-jährige Pfälzer, den es nach Berlin-Schöneberg verschlagen hat, wird in einschlägigen Kreisen derzeit als Top-Contender für den Gürtel des deutschen Pop-Champs gehandelt. Verzeiht bitte die Faustwatschen-Metapher, aber bei Drangsal geht es sehr viel um Schmerz, Pein und, ja, die Drangsal. Und weil das im kühlen Kostüm der 80s-Sounds anfliegt, sprühen die Funken und glüht der Trockennebel. Die Einflüsse reichen von Morrissey über DAF bis zu The Cure, also einer durchaus mehr als gesättigten Referenzliste der letzten Jahre. Was bei Drangsal besticht, ist die Konsequenz und Radikalität, mit der die Originale angerufen und hintertrieben werden. Außerdem sucht man in Teutonien derzeit vergeblich nach ähnlich packenden Hooks und Männerchor-Jauchzern.
Die im Januar erschienene Single "Allan Align" ließ sogar Bachmann-Preisträger frohlocken. Die teils harschen, teils züchtigenden Texte, vorgetragen in engen Kleidern mit mal finsterer oder hingebungsvoller Mine, brachten Max überdies einen schwergewichtigen Mentor in Wien ein. Daher ist es nur logisch, dass das Konterfei von Hermes Phettberg ein Drangsal-T-Shirt ziert.
Spätestens wenn Max Gruber dann auch noch Jenny Elvers für ein Video engagiert und somit in das Herz des BILD-Boulevard-Dschungels vordringt, rotiert bei der Indie-Polizei das Blaulicht. Einfangen wird sich Max Gruber in diesem Jahr aber wohl nicht mehr lassen.
Heute feiert das Video zur zweiten Single "Love Me Or Leave Me Alone" Premiere. Song und Clip sind näher an den 80s gebaut (die angedeuteten Tears For Fears-Klippen!) als die restlichen Stücke des Debütalbums "Harieschaim", das am 22. April erscheinen wird. Deutschland hat einen neuen Popengel. Und der hier kommt mit Zuckerbrot und Peitsche.