Erstellt am: 16. 3. 2016 - 16:21 Uhr
Sarah And Julian
Die Namen Sarah und Julian werden von ihren Freunden und Verwandten Englisch ausgesprochen. Nur der Opa in Deutschland wählt die deutsche Aussprache der Vornamen seiner beiden Enkelkinder. In Kalifornien haben die Geschwister Sarah und Julian, die mit Nachnamen Muldoon heißen, eine ganze Schar enger Verwandter ihres Vaters. Papa Muldoon hat insgesamt sechs Geschwister, das macht also eine große amerikanische Familie für Sarah und Julian, zu der auch guter Kontakt gepflegt wird. Ihr Vater, so erzählen die beiden im FM4-Interview, war wegen einer Frau, in die er sich verliebt hatte, nach Germany gekommen. Als diese Beziehung zu Ende ging, hatte er schon ein Flugticket zurück nach Los Angeles in der Tasche und war auf dem Weg zum Flughafen, kehrte aber er wieder um. So besagt es jedenfalls die Familienlegende von Sarah und Julian. Mr. Muldoon wollte in Deutschland bleiben, was er dann auch tat, sich wieder verliebte und eine Familie gründete.
Muldoon
In der schönen bayerischen Stadt Aschaffenburg, wo die Muldoons zuhause sind, richtete der musikbegeisterte Vater von Sarah und Julian ein kleines Tonstudio ein, welches auch seine beiden Kinder nutzten. Inzwischen sind Sarah und Julian aus dem Familiennest ausgeflogen und nach Hamburg gezogen. Berlin, meint Sarah im FM4-Interview, wäre natürlich auch eine Option gewesen. Aber die deutsche Hauptstadt ist, was junge MusikerInnen betrifft, doch schon etwas übersättigt, meinen Sarah und Julian Muldoon. In Hamburg wohnen die beiden nicht zusammen, weil sie als Band ohnehin so viel Zeit miteinander verbringen. Da würden sie sich nur in die Haare geraten wegen so Dingen wie, wer nun dran ist, das Klo zu putzen.
Pias
Birthmarks
Sarah und Julian sind fröhliche Menschen, aber auch nachdenklich und tiefsinnig. Die Geschwister sind offen und gleichzeitig auch geheimnisvoll. Sie sind sensibel und zielstrebig. Das muss nicht unbedingt ein Widerspruch sein. Wir fühlen uns jung, meint Sarah Muldoon, aber wir wissen trotzdem, dass die Tage jedes Menschen gezählt sind; davon handeln auch unsere Songtexte immer wieder, dass man sich mit den Dingen beschäftigen soll, die einem wichtig sind.
Die Musik von Sarah And Julian ist Songwriter-Pop mit einem Fuß im Indie-Bereich, mit dem anderen in durchaus poppigen Gefilden. Insgesamt sehr hübsch, aber nicht ohne Abgründe - sonst wär´s wohl langweilig. Und weil Sarah und Julian im Hier und Jetzt leben, gibt es auch einen Synthesizer auf ihrem Album, das den Titel "Birthmarks" trägt, also Muttermale.
Dazu sagt Julian Muldoon: "Da steckt einiges drinnen. Einerseits, dass wir verwandt sind, andererseits ist jeder Song auf dem Album eine Art birth mark für uns, einfach ein Mal das uns begleitet hat die letzten Jahre. Uns gefällt einfach dieses Bild, wir mögen dieses Wort."
Sarah spielt Klavier und bedient den Synthesizer, während Julian Gitarre spielt. Bavaria meets California? Tatsächlich. Fiona Apple und der Beach Boy? In der bayerischen Blaskapelle? Das alles und viel mehr. Klischees? Ach was. In einer Blaskapelle waren Sarah und Julian Muldoon tatsächlich als Kinder. Er spielte die Trompete und sie die Klarinette. Tracht trugen die Muldoon-Geschwister selbstverständlich auch. Es war eine gute Schule, erinnern sich die beiden im FM4 -Interview - mit fast schon einem seligen Lächeln auf den Lippen.
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Sarah And Julian spielen am 16.3. im B72 in Wien und am 17.3. in der Postgarage in Graz, sowie am 18.3.2016 im Milla in München.
Regina Spektor, Britpop und Arcade Fire
Sarah Muldoon gibt als musikalische Einflüsse Namen wie die Dänin Agnes Obel an. Oder die US-Musikerin Regina Spektor, deren fragile Stimme sie begeisterte, als sie mit dem Songschreiben begann, weil sie Töne erreicht, die man nicht so oft zu hören bekommt. Ihr drei Jahre älterer Bruder war indessen ein Britpop-Fan. Blur oder Oasis? Letztere, meint Julian Muldoon, obwohl er heute viel mehr zu Blur tendiert. Aber die große Selbstüberzeugung der Gallagher-Brüder hat mich begeistert, lacht Julian Muldoon. Als wir dann anfingen, miteinander Musik zu machen und zu komponieren, merkten wir, wie sehr sich unsere Musikvorlieben angenähert hatten, sagt Sarah Muldoon. Bon Iver oder Arcade Fire sind etwa nun gemeinsame FavoritInnen von Sarah und Julian.
Das Wort "naiv" kommt in Rezensionen zu "Birthmarks" von Sarah And Julian schon mal vor. Naives als Gegenteil von Zynischem. Schreiben ohne große Umwege, wie es Sarah Muldoon formuliert:
"Jeder Mensch ist auf eine Weise naiv, weil er oder sie sich Sachen wünscht, die relativ unrealistisch sind. Oder man liebt Menschen, von denen nicht viel zurückkommt. Aber jede/r, der oder die Gefühle hat, hat diese wie sie sind. Unsere Texte sind auch so, wie sie aus unseren Herzen und Köpfen fließen, ohne etwas zu beschönigen oder sie durch einen Filter zu schicken. Das ist das Schöne, das Besondere an Kunst, dass man etwas so rauslassen kann wie man es empfindet."