Erstellt am: 15. 3. 2016 - 17:26 Uhr
The daily Blumenau. Tuesday Edition, 15-03-16.
#fußballjournal16
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
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Der Kader des ÖFB für die Test-Heimspiele gegen Albanien (26.3.) und die Türkei (29.3.):
Tor: Robert Almer (Austria), Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt/D), Ramazan Özcan (Ingolstadt/D); Auf Abruf: Daniel Bachmann (Stoke/ENG).
Abwehr: Florian Klein (VfB Stuttgart/D), György Garics (Darmstadt/D), Aleksandar Dragovic (Dyn. Kiew/UKR), Sebastian Prödl (Watford/ ENG), Kevin Wimmer (Tottenham/ENG), Martin Hinteregger (Mönchen-gladbach/D), Christian Fuchs (Leicester/ENG), Markus Suttner (Ingolstadt/D); Auf Abruf: Christopher Trimmel, Emanuel Pogatetz (Union Berlin/D), Michael Madl (Fulham/ENG), Andreas Ulmer (RB Salzburg); Stefan Stangl (Rapid).
Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/D), Julian Baumgartlinger (Mainz/D), Stefan Ilsanker (RB Leipzig/D), Alessandro Schöpf (Schalke/D), Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/D), Jakob Jantscher (Luzern/SUI), Marko Arnautovic (Stoke/ENG), Martin Harnik (VfB Stuttgart/D), Marcel Sabitzer (RB Leipzig/D); Auf Abruf: Veli Kavlak (Besiktas/TUR), Yasin Pehlivan, Valentino Lazaro (RB Salzburg), Andreas Ivanschitz (Seattle Sounders/USA), Florian Grillitsch (Werder Bremen/D), Florian Kainz, Philipp Schobesberger (Rapid), Guido Burgstaller (Nürnberg/D).
Angriff: Lukas Hinterseer (Ingolstadt(D), Rubin Okotie (1860 München/D), Marc Janko (Basel/SUI); Auf Abruf: Karim Onisiwo (Mainz/D); Michael Gregoritsch (Hamburger SV/D).
Verletzt: Andreas Lukse (Altach), Christoph Leitgeb (RB Salzburg).
Schon unter Koller im Einsatz, jetzt aber out: Andreas Weimann (Derby County/ENG), Philip Hosiner (Köln/D), Michael Liendl (1860 München/D), Marco Djuricin (Brentford/ ENG), Erwin Hoffer (Karlsruher SC/D), Philipp Zulechner (YB/SUI).
Im offiziellen ÖFB-Großkader, aber out: Cican Stankovic (RB Salzburg), Thomas Gebauer (Ried). Zuletzt berufen, aktuell out: Stefan Lainer (RB Salzburg), Christopher Dibon, Stefan Schwab (Rapid), Robert Gucher (Frosinone/ITA).
Bei der U21 ua: Markus Kuster (Mattersburg), Philipp Lienhart (Real Madrid/SPA), Christoph Martschinko (Austria/ Hoffenheim/D), Phillipp Mwene (VfB Stuttgart/D), Dominik Wydra (Paderborn/D), Sinan Bytyqi (Manchester City/ENG), Louis Schaub (Rapid Wien), Kevin Friesenbichler (Austria) sowie die auf Abruf fürs A-Team nominierten Bachmann, Lazaro, Grillitsch und Gregoritsch.
Keine Chance für Marco Knaller (Sandhausen/D), Jörg Siebenhandl (Admira), Raphael Holzhauser, Alexander Gorgon (Austria), Robert Zulj (Greuther Fürth/D), Bobby Olejnik (Exeter/ENG), Emir Dilaver (Ferencváros/ UNG), Patrick Farkas (Mattersburg), Markus Berger (Tondela/POR), Stipe Vucur (Kaisers-lautern/D), Georg Margreitter (Nürnberg/D), Stefan Kulovits (Sandhausen/D), Kevin Stöger (Paderborn/D), Marcel Ritzmaier (Nijmegen/NED), Alexander Grünwald (Austria), Thorsten Schick (Sturm), Daniel Royer, Martin Pusic (Midtjylland/ DEN), Adthe Nuhiu (Sheffield Wed./ENG).
PS: panini hat sich schon auf 20 der 23 Euro-Fahrer festgelegt - und liegt wohl richtig.
Marcel Koller hat sich die Vertragsverlängerung als ÖFB-Teamchef teuer abkaufen lassen. Allerdings zahlt sich das auch aus: zum einen wird die Euro-Vorbereitung jetzt so ungestört wie nur möglich verlaufen, zum anderen können die Wege die der Verband eingeschlagen hat, nicht so schnell verbaut werden und zum dritten wird der Kollersche Anspruch auch Liga und Großclubs weiter nach vorne pushen. Bis zumindest 2018.
Wenn die Chefs über ihren Oldschool-Schatten springen
Nun haben der Präsident und der Generaldirektor des Österreichischen Fußball-Bundes hier im #fußballjournal (egal welchen Jahres) generell keinen leichten Stand. Weil sie in umverblümter Alte-Schule-Montur die Miseren der letzten Jahrzehnte mitverantwortet haben, weil sie die neuen Pfade (die einzig vom Sportdirektor und vom von ihm vorgeschlagenen aktuellen Teamchef erbaut wurden) nur zögerlich betreten haben, und sich überhaupt eher mit dem Bewahren des Unvermeidlichen denn mit dem Ausschöpfen von Potential beschäftigt haben, Verwalter mit der Attitüde von Frühstücksdirektoren waren.
Dieser Tage haben Windtner und Ludwig (der nach der Euro aufhören wird) ihre Jobs aber vorbildlich erledigt. Und das nicht nur, weil sie es geschafft haben Marcel Koller in Wien zu halten, sondern auch wegen des (frühen und optimalen) Zeitpunkts und der (ungewohnten) Tatsache, dass sie diesen Erfolg nicht vorab an den Boulevard leakten.
Positive Folgen an gleich drei Fronten
Kollers Vertragsverlängerung bis 2018 (also zur nächsten WM in Russland, dem großen Ziel aller) erspart Verband, Trainer und Spielern, aber auch einer schon im Vorfeld angenervten Öffentlichkeit monatelange und alle anderen Themen überlagernde Boulevard-Fragen nach dem künftigen Verbleib des Top-Ten-Messias. Klingt jetzt nach nicht so viel, aber: wie allzu viele Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zeigen, kann eine derartige Fixierung von Medien und der von ihnen kontrollierten Öffentlichkeit die Performance eines auf seine (positive) kollektive Grundverfasstheit angewiesenen Teams nachhaltig stören.
Sie macht auch den Weg frei für eine (nötige) Vertragsverlängerung mit Sportchef Ruttensteiner, dessen Befugnisse unlängst ausgeweitet wurden und dessen Neubestellung die Strukturen, die Kollers Arbeit überhaupt erst möglich machen, bestätigen sollen.
Kurzer Paranoia-Einschub:
Ich will aber nicht in Abrede stellen, dass mich die Abwesenheit Ruttensteiners bei der heutigen Koller-Präsentation schon ein bisserl nervös macht. Auch die Tatsache, dass Fragen, ob der neue Vertrag Erweiterung von Kompetenzen bzw. eine Neuordnung der Rahmenbedingungen (bezüglich Trainerteam, Betreuer etc.) nach sich zieht, nicht von Koller, sondern von Windtner aufgegriffen und zerredet, aber nicht beantwortet wurden, ist kein gutes Zeichen.
Und: selbstverständlich würde Koller, sollte er nach sehr erfolgreicher Euro ein Angebot bekommen, das er nicht ablehnen kann, dem ÖFB trotzdem abhanden kommen.
Genug Cassandra, Danke.
Und dann strahlt die Kontinuität, die der ÖFB mit dem Fortgang auf dem Kollerschen Weg demonstriert, auch auf den Rest des österreichischen Fußballs aus: vor allem auf die Liga und die Groß-Vereine. Dass die den internationalen Ansprüchen, die Koller an sein Team legt, nicht genügen, zeigt auch der aktuelle Kader: 22 Legionäre neben Tormann Almer. Auch von den 16 Abrufspielern sind nur die Hälfte in Österreich beschäftigt, und da stehen einige nur höflichkeitshalber drauf. Auch die ersten explizit angesprochenen Nachrücker (Burgstaller, Grillitsch) sind Legionäre.
Schmerzensgeld für die Mühen der Ebene
Kollers Verlängerung ist also, so wie hier vorbesprochen, ein Knackpunkt. Hin zu einer positiven Entwicklung der gesamten Branche.
Die oftmalige Erwähnung des Koller-Managers Lamberti und die süffisant grinsenden Gesichter der Verhandler lassen den Schluss zu, dass sich Koller seine frühe Zusage teuer abgelten ließ (und der ÖFB einen Teil seiner Marketing/T-Shirt-Erlöse im sommerlichen Euro-Rausch quasi vorverpfändet hat). Das ist nicht nur wegen der bisherigen zwei Quali-Spielzeiten und dem dort deutlich sichtbaren, radikalen Entwicklungs-Sprung gerechtfertigt, sondern auch als Schmerzensgeld für die nächsten Jahre anzusehen.
Denn: Egal, wie gut die Euro auch ausgeht - die Mühsal der Ebenen, die nach dem Gipfelsturm auf die Nationalmannschaft wartet, wird deutlich schwerer zu bewältigen sein. Die gestiegenen Erwartungen (der Boulevard wird etwa den Gruppensieg in der WM-Quali einfordern, jeder Punkteverlust wird zum Drama hochstilisiert werden), die Ego-Probleme einzelner Spieler und die Versuche diverser ex- und interner Schulterklopfer mitzuregieren werden an der Leistung des Erfolgsteams von 2016 zehren. Den eigentlich unvermeidlichen Rückfall aufzuhalten ist deutlich mühsamer als den von den meisten unerwarteten Aufstieg einer jungen Wundertruppe zu choreographieren.
Zurück zur Gegenwart:
Neben dem aufgelegten Schöpf - er hat den nicht fitten Veli Kavlak rausgespielt - ist kein Neuer dabei. Vorerst. Denn hinter Garics, Ilsanker und Hinterseer, Sabitzer und Harnik stehen noch Fragezeichen.
Und: Koller ging auch diesmal nicht von seinem 23er-Diktum ab. Es zwingt ihn ja niemand zu seinen Lehrgängen nur die exakte Kader-Anzahl, die bei offiziellen UEFA-Spielen aufs Blankett darf, mitzunehmen. Er könnte auch mehr, will aber nicht.
Potentielle Nachrücker wie Florian Grillitsch und Guido Burgstaller, die aktuell in Deutschland mit Lob überhäuft werden, streichelt er nur verbal. Andere wie Liendl, Gucher, Djuricin, Weimann oder Hosiner sind überhaupt draußen. Weshalb die Abruf-Nominierungen für Pogatetz und Ivanschitz auch mehr als eine Geste ist.
Die kleine Unwucht
Dass Koller (und Tormanntrainer Lindenberger) trotz intensiver Suche (am Wochenende wurde sogar WAC-Goalie Kofler beobachtet) keinen neuen Abruf-Tormann statt des verletzten Lukse nominieren wollten (stattdessen ist U21-Tormann Bachmann da Platzhalter), zeugt auch mehr von Vorsicht als von Anerkennung von Leistung. Die etwa Siebenhandl bei der Admira oder Marco Knaller bei Sandhausen bringen würden.
Andererseits: da diese leichten Unwuchtungen an den Rändern, bei den aktuellen Nummern 35 bis 45, die einzigen sind, geht es dem ÖFB-Team gut. Fuchs oder Wimmer wird englischer Meister, Alaba deutscher, in den dortigen Cupsemifinals stehen noch Prödl und die Bremer, Junuzovic und Baumgartlinger, sind Kapitäne, Hinteregger hat sich endlich festgebissen, Klein wird Großkreutz ersetzen dürfen, Janko ist Triplepack, Ingolstadt gedeiht, Leipzig führt, Schöpf outplays Leroy Sane... Selbst für Jantscher bei Krisen-Luzern sieht Koller Licht am Ende des kleinen Tunnels.
Das kleine Trainingslager und die Tests Ende März werden also völlig friktionsfrei ablaufen. Und das ist diesmal nicht nur Koller, sondern eben auch Windtner/Ludwig zu verdanken.