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Ali Cem Deniz

Das Alltagsmikroskop

15. 3. 2016 - 16:13

Der Fastenboom

Für Gott, gegen Donald Trump oder einfach zum Abnehmen. Wieso die Menschen nicht auf das Fasten verzichten.

Hasen, Eier und ein paar freie Tage. Das ist Ostern für viele, aber da ist doch noch was. Es gibt auch Leute, die bis nächste Woche durchhalten müssen, um wieder Schokolade, Fleisch und alles, was sonst gut schmeckt, genießen zu dürfen. Fasten ist den meisten als religiöse Praxis bekannt. Kaum eine Religion kommt ohne das periodische Verzichten auf Nahrung aus. Gefastet wird aber schon lange nicht mehr nur für Gott und Glauben. Die New York Times berichtete neulich von einem Fastenboom. Besonders beliebt ist das periodische Fasten, bei dem man ein oder zwei Tage in der Woche so gut wie keine Kalorien zu sich nimmt.

FM4 Auf Laut

Hast du schon mal gefastet? Deine Erfahrung damit? Was hältst du vom Fastenboom? Am Dienstag, den 15. März, von 21 bis 22 Uhr auf FM4 und im Anschluss für 7 Tage im FM4 Player.

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Postive Effekte, aber nicht bei allen

Im Alltag kann Fasten schnell für heftige Diskussionen sorgen. Die einen schwören auf die positive Wirkung auf die Gesundheit und das Bewusstsein. Andere haben hingegen kein Verständnis für das freiwillige Verzichten. Wieder andere versuchen es und sind nur gestresst und genervt. Nicht nur die Alltagsmythen und -erfahrungen über Fasten sind widersprüchlich, auch wissenschaftliche Studien kommen nicht zu klaren Ergebnissen.

Karotte auf Teller

CC BY-SA 2.0, Gideon on Flickr

Zumindest bei Mäusen konnten WissenschaftlerInnen positive Effekte beobachten. Bei den Mäusen nahm das Risiko für Diabetes, Herzkrankheiten und Krebs ab, wenn sie zwei bis fünf Tage im Monat weniger Nahrung bekamen. Bei älteren Mäusen verbesserte das Fasten sogar die kognitiven Fähigkeiten. Ähnliche Effekte wurden inzwischen auch bei Menschen beobachtet. Das Problem aller Studien ist aber, dass Langzeit-Effekte schwer überprüfbar sind. Außerdem reagieren Menschen (so wie Mäuse) nach individueller Veranlagung und Gesundheitszustand unterschiedlich auf Fasten.

Fasten gegen Trump

Für alle, die mit 500 Kalorien pro Tag nicht klar kommen, gibt es aber auch andere neuere Formen des Fastens. Wer sich vor digitalem Burnout fürchtet, kann eine Smartphone-Diät machen. Dafür gibt es im Play-Store übrigens auch eigene Apps. Oder man kann gleich auf den ganzen Alltag verzichten und sich wie NEOS-Chef Matthias Strolz ins Schweigekloster zurückziehen und Gedichte verfassen.
Der konservative republikanische Moderator Glenn Beck fastet ebenfalls und zwar für Ted Cruz und gegen Donald Trump. Mehrere katholische Colleges in den USA fasten derzeit, um eine Entscheidung des Obersten Gerichtes zu beeinflussen.

I would like to ask you to join me and my family Monday in a fast for Ted Cruz, our country and the Nevada caucus. #scprimary#tedcruz#nevadacaucus

Posted by Glenn Beck on Samstag, 20. Februar 2016

Egal ob als Burnout-Prävention, für Ted Cruz, oder einfach um abzunehmen, auf das Fasten will die Menschheit offenbar nicht verzichten, aber wieso ist das Thema häufig so ein Aufreger und ab wann wird der Trend problematisch? Darüber diskutieren wir heute Abend in FM4 Auf Laut.

FM4 Auf Laut - Fasten - der Trend zum Verzicht

Beim Fasten geht es um die bewusste Erfahrung des Verzichts. Das traditionelle religiöse Fasten zur Osterzeit oder zum Ramadan ist längst nur ein Teil des Trends. Autoverzicht, eine App für Handydiät, Konsumreduktion, Schweigewochen - wann geht es um ein sinnvolles "weniger ist mehr", eine befreiende Erfahrung? Wann verkommt es ins Gegenteil und ist Ausdruck eines Zwangs zur Selbstoptimierung in der Hochleistungsgesellschaft? Claus Pirschner diskutiert mit Studiogästen und AnruferInnen über Pros und Cons des Fastenbooms in FM4 Auf Laut ab 21 Uhr.