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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

14. 3. 2016 - 11:11

The daily Blumenau. Fußballwoche KW10/16.

Egal ob Kritik-Kritik, Ausreden-Kultur oder Lizenz-Troubles: die hiesige Fußball-Rezeption ist ohne "Internet-Medien" nix wert. #fuwo

#fußballjournal16

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

2016 wieder regelmäßig. Etwa auch mit einem wöchentlichen Fußball-Update.

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Was ist mit "Internet-Medien" gemeint? Die Handvoll an Seiten, denen ernsthafte und kritische Beschäftigung mit Fußball ein inneres Anliegen ist. Das sind vor allem 90minuten.at, abseits.at, ballverliebt.eu und laola1.at, aber auch transfermarkt.at und sportnet.at oder die Website des Ballesterer.

SEIT den Zeiten der Trottelsagerbuam war es noch nie so auffällig wie dieser Tage: die Debattenhoheit im österreichischen Fußball liegt bei den von der Branche und dem Mainstream immer noch verhassten, weil unkontrollierbaren "Internet-Medien". Egal ob Lizenz-Krise, 1.Liga-Krise, Fodas Frankfurt-Ausflug, Ausreden-Unkultur und Kritik-Kritik, alles was über Stammtisch-Lulu hinausgeht, wird im Web losgetreten. Und das ist gut so.

DASS sich dabei Sturm Graz als ein Kulminationspunkt ergibt, ist Ausdruck der dort besonders symptomatischen Krisen-Zeichen. Nirgendwo ist die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild und der Versuch die Medien zur PR zu zwingen so ausgeprägt wie in Graz.

NACH diversen Anzeichen einer Adaptionspolitik (die Mainstream-Medien, vor allem die Host-Broadcaster, aber auch die Tageszeitungen widmeten sich in den letzten Jahren endlich auch taktischen Belangen) zieht sich der klassische Medienbereich wieder auf seine Kernkompetenz zurück: "seinen" Sport gut aussehen zu lassen, um die (teilweise auch ökonomisch verbundenen) gemeinsamen Interessen nicht gefährden, Rückzug auf die gute alte Verhaberung.

LIGA und Vereine haben sich - wieder einmal - auf die Kommunikations-Strategie "Nestbeschmutzung" geeinigt - hier spricht Sturm-Manager Goldbrich davon, wie gemein es wäre das Produkt schlechtzumachen. Und die befreundeten Medien ziehen mit - hier offenbart ein Kleine-Zeitungs-Redakteur, wie's läuft: man vermittelt das, was Vereine und Liga vermittelt haben wollen. Ganz schön Polen das.

DIE tatsächliche Aufgabe der Medien (nämlich: Kontrolle und kritisches Nachfragen) erfüllen und erklären wieder einmal nur die "Internet-Medien". Wie auch die Info über die Fan-Sicht ihnen obliegt.

WENN klassische Sportseiten (wie die der eh kritisch eingestellten Kurier-Redaktion ein Thema anpacken, dass über deskriptives Fahne-in-den-Wind-Gehänge der Sorte "Huch, Rapid hat ur-verloren!" hinausgeht, dann sind es solche, deren Bedeutung die Web-Medien bereits herausgearbeitet haben. Beim Thema Lizenz-Krise waren es zb ballverliebt oder abseits.at.

DIE eklatante Krise der 1.Liga wurde von laola1.at thematisiert. Und 90minuten bot - aus angemessenem Anlass - einen Zweiteiler mit Argumentationsmaterial gegen die stupide Dauerausrede der "schlechten Chancenauswertung" an; das ranzige "eh gut g'spielt, aber Pech im Abschluss halt"-Gesülze, diese österreichische Krankheit, die ausschließlich mit Arbeits- und Analyse-Verweigerung der Verantwortlichen zu tun hat.

AUF einer solchen Basis kann man dann auch eine tiefergehende Analyse der samstäglichen Rapid-Niederlage herstellen bzw einen weiteren Baustein in einer Langzeitbeabachtung; derlei findet sich aber eben nur in den Web-Medien und nicht im Mainstream. Der übernimmt lieber die "unerklärlich!"-Nicht-Erklärung der Verantwortlichen, deren (später nie eingelöste) Ankündigung von Analyse zur nichtigen Worthülle verkommen ist. Man will ja das "gemeinsame" Produkt nicht beschädigen.

KRITIK, konstruktive und analytische Kritik, um das noch einmal hervorzustreichen, beschädigt nicht, sie repariert. Und die findet außerhalb der erwähnten, zusammengefasst gern mit dem Hautgout der angstvollen Feme "Internet-Medien" genannten Websites nicht statt.