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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

13. 3. 2016 - 11:11

Beweg dich nicht

Der innovative Shooter "Superhot" lässt die Bullet Time neu aufleben und macht uns zum stylischen Killer inmitten einer surrealen Umgebung.

Er ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen, der gute, alte Bullet-Time-Effekt, den der Film "Matrix" groß gemacht hat. In Computerspielen kennt man ihn vor allem aus der "Max Payne"-Reihe. Bullet Time sieht vor allem gut aus: In einem Schussgefecht wird die Zeit fast zum Stillstand gebracht, man sieht die einzelnen Projektile fliegen und kann ihnen sogar ausweichen.

Dieses Prinzip ist jetzt zurückgekehrt, und zwar in "Superhot". "Superhot" war schon ein stylischer Indie-Hit, als das Spiel noch längst nicht erschienen war.



Das Prinzip ist schnell erklärt, erzeugt aber viel Aufmerksamkeit: Die Zeit bewegt sich nur weiter, wenn wir uns im Spiel bewegen. Auf den ersten Blick sieht "Superhot" aus wie ein First Person Shooter ohne Farben: Die Umgebung ist weiß, Gegenstände sind schwarz und die Gegner sind rot. Wer oder was unsere Gegner genau sind, lässt sich schwer sagen: Sie haben humanoide Gestalt, sind ansonsten aber komplett neutral und unkenntlich. Wenn wir sie eliminieren, zerspringen sie, als wären sie aus Glas.

Die roten Gestalten sind jedenfalls ziemlich tödlich, wenn wir uns zu schnell bewegen. Jedes Schrittchen will gut überlegt sein, sonst navigieren wir nicht gezielt an den Projektilen vorbei, sondern lassen uns von ihnen abschießen. Im Nahkampf können wir auch mit unseren Fäusten zuschlagen und die Katana schwingen oder Gegenstände auf die Gegner werfen. In vielen Fällen ist "Superhot" ein Puzzlespiel – dann nämlich, wenn wir eine gezielte Reihenfolge an Bewegungen herausfinden müssen, bei der wir nicht vorschnell überwältigt werden.

Rote Gegner laufen auf uns zu.

Team Superhot

"Superhot" ist wegen seiner Spielmechanik und der minimalistischen Darstellung ziemlich abstrakt. Die polnischen Entwickler, die übrigens im August 2013 im Rahmen eines Game Jams ihr Spiel aus der Taufe gehoben haben, haben dazu eine gelungene Cyberpunk-Story geschrieben. Zwar ist dabei erzählerisch einiges bei Spielen wie "Portal" oder "The Talos Principle" abgeschaut worden, aber das macht die Geschichte nicht schlechter.

Wir sind mit einem mysteriösen Betriebssystem konfrontiert, das MS-DOS sehr ähnlich sieht und worüber wir auf diverse kleine Programme zugreifen können, die so gestaltet sind, als wären sie aus den frühen 80er Jahren. Und da ist dann eben auch dieses magische, unwirkliche Zukunftsprogramm: superhot.exe.

Eine rote Figur wird mit einem Baseballschläger geschlagen.

Team Superhot

"Superhot" ist kurzweilig und mitunter auch alles andere als einfach. Weil die Gegner oft unverhofft von allen Seiten kommen, werden wir immer wieder auch mal überrumpelt. Doch nach ein paar Stunden hat man den Dreh schon einigermaßen heraus und geht an manchen Stellen dazu über, die Levels nicht irgendwie, sondern möglichst stilsicher und effizient abzuschließen. Ist die Kampagne durchgespielt, können wir uns dem Endlos-Modus widmen, Speedruns machen oder bestimmte Challenge-Varianten probieren.

Wer schon länger aus Mangel an Innovation keinen First Person Shooter mehr gespielt hat, kann sich jetzt wieder begeistern lassen. "Superhot" ist als Download für Windows, Mac und Linux erschienen, Ende März folgt eine Box, in der zusätzlich Sticker und Postkarten enthalten sind.