Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "The daily Blumenau. Tuesday Edition, 08-03-16."

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

8. 3. 2016 - 17:10

The daily Blumenau. Tuesday Edition, 08-03-16.

Warum es gar nicht möglich ist kein Feminist zu sein.

#frauentag #frauenwoche #frauenmonat #frauenjahr

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
2016 wieder regelmäßig.

Man kann nicht nicht politisch sein/handeln.
Jede Äußerung, die wir treffen, jede Aktion, die wir setzen, ändert und verändert uns, unsere Sicht auf die Welt und die Welt selber.

Man kann nicht nicht sozial sein.
Jede Interaktion mit anderen definiert uns als Teil eines Gemeinwesens, als zoon politicon.

Man kann nicht nicht ideologisch sein.
Jeder von uns schaut die Welt an, jede unserer Äußerungen und Handlungen ist von unseren Werten und Haltungen, also unserer Weltanschauung durchdrungen; also ideologisch (und somit politisch).

Man kann nicht nicht Feminist sein.
Feminismus ist eine politisch-ideologische Grundhaltung, die gleiche politische, wirtschaftliche, kulturelle, persönliche und soziale Rechte, gleiche Menschenwürde und Selbstbestimmung für Frauen erreichen will. Weil diese Gleichheit aktuell nicht gegeben ist (und noch nie war).

Gegen diese gleichen Rechte (deshalb spricht man ja auch immer von Gleichberechtigung) vorzugehen, ist - rein rational gesehen - nur für ein paar wenige Gruppen legitim: etwa für Lobbyisten der globalen Ökonomie, die durch "equal pay" (also die Forderung nach gleicher Bezahlung von Arbeitsleistung) mehr für Löhne ausgeben müssten; oder für Interessensvertreter von Religionen und anderen patriarchisch geprägten, alteingesessenen Institutionen, denen Veränderung Machtverlust bedeutet; oder für jene, die Frauen als Menschen zweiter Klasse, körperlich, seelisch und geistig als minderwertig betrachten. Sie alle müssten ihre Positionen und Privilegien aufgeben bzw ihre aus Zeiten von vor der französischen Revolution 1789 angesiedelten Werthaltungen überdenken und aufgeben.

Für alle anderen gibt es kein Argument, keinen Grund, keine Ausrede. Alle anderen ehrbaren Menschen, egal ob Männer, Frauen oder LSBTTIQ können nicht nicht Feminist sein; oder Feministin, oder FeministIn oder mit Sternderl.

Wer sich mit der Ausrede Nicht-FeministIn sein zu müssen/können, weil sich unter den FeministInnen auch solche finden, die überzogen und schrill, vielleicht sogar doof agieren, wegdrehen will, sei daran erinnert, dass es genauso wenig möglich ist, sich nicht als Mensch zu bezeichnen, nur weil einige davon überzogen und schrill, vielleicht sogar doof sind.

Hinter dieser (auch von Frauen) gern gebrauchten Ausrede stehen andere, auch wieder rationale, rein materielle Gründe: die gezielte Berechnung auf den Applaus der oben genannten Ausnahme-Gruppen bringt deren Wohlwollen und Unterstützung, also ein geregeltes Auskommen und angenehmes Leben.

Es ist also nur dann möglich kein Feminist zu sein, wenn man sich - gegen den eigenen moralischen Kompass - in die herrschenden, der Gleichheit der Menschen bewusst widerstrebenden Strukturen des globalen Oligarchismus einkuschelt; sich also für den Lebensentwurf "Opportunist" entschieden hat. Die Weltanschauung "Feminismus" ficht das nicht an; es bestätigt sie sogar.