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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

7. 3. 2016 - 19:21

Pop pour Pop

Diabetiker aufgepasst! Das neue Miike-Snow-Album "iii" könnte euch gefährlich werden - zuckersüßer Synthie-Pop vom FM4 Artist of the Week.

Artist Of The Week

Empfehlungen der FM4 Musikredaktion. Diese Woche: Miike Snow

Eigentlich "müsste" es Miike Snow gar nicht geben, denn die drei Mitglieder schwingen auch so schon hoch oben am Trapez des Pop-Zirkus. Ständig in Bewegung. Alle Hände voll zu tun.

Die beiden Schweden Christian Karlsson und Pontus Winnberg produzieren unter dem Namen "Bloodshy & Avant" Charts-Pop für Sky Ferreira, Kylie Minogue oder Kelis. Einen Grammy haben die Beiden auch schon bekommen - nämlich für die Britney-Spears-Hit-Single "Toxic", die sie produziert und geschrieben haben.

Miike Snow

Der Dritte im Bunde, der US-amerikanische Sänger Andrew Wyatt ist im Mainstream-Milieu auch kein Unbekannter. Er arbeitet mit Leuten wie Bruno Mars, Mark Ronson oder Carl Barat von den Libertines.

Miike Snow ist also ein reines Spaßprojekt für die Drei, der Fokus liegt, ähnlich wie bei Jungle oder Metronomy, auf leichtfüßigem, elektronischem Pop, beeinflusst von Hip Hop und Soul. Schillernd und kurzlebig wie eine Seifenblase. Nicht mal vierzig Minuten dauert das dritte, schlicht "iii" betitelte neue Album der Band.

Der Opener "My Trigger" ist laut Andrew Wyatt eine Mischung aus "Curtis Mayfield und Sesamstraße", eine Beschreibung, die den mit schönen Pianoläufen ausstaffierten Song in seiner kindlichen Verspieltheit und Unbeschwertheit ausgezeichnet trifft. Track Nummer Drei ist einer der Hits des Albums: "Genghis Khan", ein modernes Eifersuchtsdrama, wie Andrew Wyatt erklärt:

"Genghis Khan is really about a girl i was dating from Berlin. And because there was this distance between us, we never really - or at least I, I think she kind of wanted to - but never really made a commitment to her. And it really bum me out to think about her sleeping with other people. But I wanted the freedom to sleep with other people. But I didn’t want her to sleep with other people. So I was literally thinking about myself and being like - wow, that’s really a bit Genghis Khan of me. Isn’t it? Cause Genghis Khan obviously wants everything on his term and wants to sleep with all the girls, but the girls can’t sleep with anybody else but him. And now the person is gone and I wish I had her back. But that’s sort of the way it goes."



Das Video zu Genghis Khan ist eine James Bond "Goldfinger"-Parodie, in der der Bösewicht auf seinen gefangenen Gegner steht.



Track Vier "Heart Is Full" verzaubert mit einem Sample von Marlena Shaw’s "Waiting for Charlie to Come Home", in der Boom-Bap-Version von Apollo Brown und Guilty Simpson und auf Track Fünf "For U" sorgt Andrew Wyatts gute Freundin Charli XCX für ein geschmeidiges stimmliches Contra im Vocoder- und Synthie-Pop-Rausch. Der zweite Teil des Albums fällt im Vergleich etwas ab: "I Feel The Weight" ist seichtes Autotune-Gedöhns, "Longshot (7 Nights)" eine schwülstige Western-Romanze, die den Bogen von Air Richtung James Last schlägt. Man weiß, dass sie es besser können, als dieses Malen nach Zahlen. Auch textlich gibt’s dann einige Schwachstellen - wie zum Beispiel bei "Back of the Car":

Don't want to be your planet
Cause it was not like you planned it
Just want to have you come and play
Just say my name from day to day

Aber gut, bei Miike Snow steht der Spaß an der Sache im Vordergrund, nicht der Anspruch, elaborierte Pop-Perlen zu schreiben oder gar das Rad neu zu erfinden. Immerhin entlassen uns Miike Snow äußerst versöhnlich aus dem Album - nämlich mit dem Marlena-Shaw-Traum "Heart Is Full" in einer Version von Run The Jewels.