Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Don’t call me Honey, Honey"

Dalia Ahmed

Schaut gern Sachen im Internet und Leute auf der Straße

8. 3. 2016 - 13:15

Don’t call me Honey, Honey

Sie sind bezaubernd, hübsch, elfen- oder feenhaft und es hat ihnen immer wer geholfen. Über den immergleichen Sexismus in der Welt des Musikjournalismus.

FM4 zum Frauentag

Junger Feminismus, Geschlechterrollen in Fernsehserien, Frauen auf der Flucht und viel mehr: FM4 befasst sich am Internationalen Weltfrauentag on air und online mit verschiedenen Themen rund um das Thema Feminismus und Gleichstellung der Geschlechter.

Sooft Musikjournalisten Acts in ihren Interviews, Nachberichten und Rezensionen als sinnlich, schön, umwerfend, etc. beschreiben, frage ich mich, ob uns hier eine Musikerin näher gebracht werden soll oder der Journalist nur versucht, sie via Einleitungstext anzubaggern. Und wenn es nicht die öden, auf die Zeilen ejakulierten Adjektive sind, ist es eben der reflexartige Bikini-Kill-Vergleich, der zu jeder Band, in der Frauen Instrumente spielen, gezogen wird.

Als Björks "Vulnicura" letztes Jahr rauskam, schrieben unzählige Medien, es sei von Arca produziert worden, obwohl Arca, der davor noch nie selbst ein Album herausgebracht hatte, es mit Björk co-produziert hatte. Im Björk Pitchfork Interview brachte es Jessica Hopper auf den Punkt, als sie Joni Mitchell zitierte, die mal meinte, egal welcher Mann mit ihr im Raum sei, er würde in dem Moment allen Credit für ihr Schaffen bekommen. Obwohl Mitchell einen Großteil ihrer Alben selbst produzierte, findet sich in den Weiten Googles kein Foto von ihr bei der Arbeit hinter der Konsole. Warum wurde nie einem Fotografen aufgetragen ein solches Foto zu schießen?

björk

Timothée Lambrecq

"Everything that a guy says once, you have to say five times"

Genauso frage ich mich, warum bestimmten Musikern vorgeworfen wird, Mädchenmusik zu machen und warum das überhaupt ein Vorwurf ist. Bevor Drake mit Skepta in London abhing und Sweatsuits trug, gab’s kaum eine Überschrift zu Drizzy ohne den Worten Soft Rapper. Was dann auch im Internet in Form des Drake-so-soft-Memes mantraartig wiederholt wurde, um sich rundum über seine Texte, seine Art und seine Zuhörerschaft lustig zu machen.

FM4 Auf Laut

Mein Feminismus - Was sind die aktuell wichtigen feministischen Fragen und Herausforderungen aus ihrer Sicht? Am Dienstag, den 8. März, von 21 bis 22 Uhr auf FM4 und im Anschluss für 7 Tage im FM4 Player.

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Die Keule eines Boys Clubs namens Musikjournalismus traf auch Grimes, die von der Vielfalt an Sexismus in der Musikbranche so genervt war, dass sie einen offenen Brief an alle Arschlöcher verfasste. Auch M.I.A., Taylor Swift und manchmal sogar Missy Elliott gelten in vielen Medien nur als Kollaborateurinnen, aber nicht Autorinnen ihres eigenen Outputs. Wobei es an sich nichts Schlechtes ist, wenn ein Song oder Album Credits so lang wie ein Telefonbuch hat. Aber es geht um die Wahrnehmung und Rezeption und darum, dass, wie Chris Rock sagt, „Black man gotta fly to get somethin’ the white man can walk to“ - nur mit "women" statt "black men" und beim zweiten "man" bitte das "white" weglassen.

Auch eklig ist vieles, das rund um das Entstehen von (Musik-) Magazin-Cover passiert. Angefangen bei der Inszenierung der Fotos, bis hin zum Umgang mit den Künstlerinnen, aber davon kann Nicki Minaj besser erzählen. You have to be a beast. That's the only way, they'll respect you.