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David Pfister

Rasierklingen, Schokolade, Zentralnervensystem, Ananas, Narzissmus und Ausgehen.

9. 3. 2016 - 12:16

Tischerlrücken im Palmenwald

Die Band Bestial Mouths aus Los Angeles geht mir ihrem verhexten Techno Doom Pop auf Dream-Pop-Jagd. Auch hier in Österreich.

Langeweile ist ja momentan das große Thema in der alternativen Popmusik. Mondäne Langeweile in luftigen Pastelltönen. Eine neue Inkarnation des in den Achtzigern aufgetauchten Genres Yacht Rock könnte man meinen. Aufwendig produziert war der Yacht Rock damals und die Trägheit und die Langeweile wurden zum Prinzip erhoben. Musik für enorm coole Leute, die Reichtum schon auch geil finden, es meistens aber nicht sind und eine Garderobe pflegen, als würden sie hauptberuflich kleine, schicke Fischgerichte in teuren Häfen essen. Too slow to disco. Der Jazz der Idioten irgendwie.

Bestial Mouths

Bestial Mouths

Ähnlich geht es gerade im elektronischen Neo Dream Pop zu. Die Synthies träumen, Melodien werden nicht mehr wirklich ausformuliert und die elektrische Funkgitarre kommt über ein Cockteasing kaum mehr hinaus. Ein ewiges Schlürfen am Sektglas. Das hat schon was, auch wenn der materialistische Aspekt der modischen Inszenierung natürlich auch ein wenig im Magen schmerzt. Oder kippt der Magen vom vielen Sekt und Lachs? Ein Ende ist nicht in Sicht. Schon von den Vimes gehört?

Down To The Bones

Die Bestial Mouths sind ein Quartett aus Los Angeles, welches von einem ähnlichen Ausgangspunkt wie beispielsweise Dream Pop Stars wie Beach House starten. Ätherische Synthie-Maserungen und die bunte Dance-Ästhetik der Früh-Neunziger. Sparsame Instrumentierung, aber dennoch dichte Klangschichten und Soundlandschaften. Nur wollen die Bestial Mouths nicht auf einer Yacht feiern, sondern in einem dystopischen Raumschiff.

Bestial Mouths

Bestial Mouths

Ihren Elektro-Pop drehen die Bestial Mouths nahe an die Grenze zum Techno, gleichzeitig drücken sie auf ihren Keyboards die tiefste Oktave und stehen damit auch mit einem Bein im Doom-Ambient. Ihre Melodien wollen sie meistens auch nicht ausformulieren. Aber nicht aus Trägheit, sondern aus einer hungrigen Unkonzentriertheit. Und statt Duran Duran zu zitieren, hat sich Sängerin Lynette Cerezo's dazu entschieden der New-Wave-Heldin Siouxsie Sioux nachzueifern.

Aber, wie das halt so in ihrer Generation ist, stehen auch die Bestial Mouths auf den Mainstream-Kitsch ihrer Kindheit und travestieren Trash-Zitate aus allen Ecken und Enden bis weit über das Zulässige hinaus. Das erinnert dann wieder an den Pop-Eskapismus einer Grimes.

Bestial Mouths sind eine Strandparty, die gekippt ist. Die Wellen sind zu hoch zum Schwimmen, die Sonne ist zu stark und macht krank und die kleine Schwester spielt im Strandhaus Tischerlrücken.

Das Neue Album "Heartless" von Bestial Mouths erscheint am 18. März 2016 und am 14. März spielen sie im Rhiz Wien.