Erstellt am: 2. 3. 2016 - 13:37 Uhr
Verzaubert, verzaubernd
Es war so, dass ich Marlene singen gehört habe, alleine mit ihrer Folkgitarre - und ich habe sie dann einfach gefragt, ob wir etwas zusammen machen wollen, das sich ein bisschen mehr dem elektronischen Sound zu- und dem klassischen Folk abwendet.
Das erzählt Gunther Müller, der sich bei Little Big Sea um Keys und Synths kümmert. Marlene Weber, Sängerin, lacht ganz kurz auf.
Florian Fusco
Ich komme eben eigentlich aus der Folk-Ecke. Damit bin ich aufgewachsen und höre das Genre immer noch gern - wenn auch weniger als früher. Aber meine erste Band war tatsächlich mit einer Freundin gemeinsam mit Westerngitarre, mit Kleidchen. Das war sehr süß, aber jetzt absolut nichts mehr für mich.
Nur Lukas Kunze, die selbsternannte Rhythm-Section von Little Big Sea, hat eine noch unterhaltsamere Story, wie seine Karriere begonnen hat. Seine erste Band hieß nach einem, wie er sagt, schrecklich süßen Weißwein. Nämlich Muskatellos. Prost.
From three to one
Little Big Sea - das sind also Gunther, Marlene und Lukas. Drei, die aus grundverschiedenen Ecken zusammengekommen sind. Am ähnlichsten sind sich da noch Gunther und Marlene. Die beiden einigen sich auf ihre wichtigsten Bands und Vorbilder: Air, Beach House, The XX, auch Damon Albarns Soloprojekt.
Lukas ist - nicht nur outfittechnisch - die Hiphopfraktion der Band. Dendemann und Konsorten. Wenn sie dann eine Band aussuchen müssen, für die sie alle schwärmen, wäre das immer The Notwist.
Zustimmendes Nicken mal drei.
Der Songwriter-Zugang ist uns allen bei unserer Musik sehr wichtig. Blöd gesagt: Jeder Song von uns funktioniert auch am Lagerfeuer, sprich mit akustischer Gitarre und Gesang. Oft verschwindet dieser Zugang in der elektronischen Musik und es war uns schon ein Anliegen. Fast schon konservativ, lächelt Marlene.
Live lieber mit Überraschungseffekt
Little Big Sea
Am 9. März erscheint die Debut-EP Portugal von Little Big Sea.
So entstehen die Songs auch. Marlene und Gunther schreiben, entwerfen eine Struktur. Lukas bastelt dann weiter, oft auch in Zusammenarbeit mit befreundeten Tontechnikern, am passenden (Triphop)-Beat, den er subtil unter die Melodien einfließen lässt. Vor allem für die Live-Auftritte wird der Einsatz der Drummachine so präzise wie möglich ausgetüftelt. Ab und zu wird dann auf der Bühne schon etwas geloopt, oder ein einzelner Beat eingespielt – aber im Endeffekt soll ja auf Tour auch alles einfach zu dritt klappen.
Wir wollen live aber gar nicht das Album 1:1 wiedergeben. Im Gegenteil. Live soll eine ganz andere Erfahrung fürs Publikum sein - sonst könnte man sich ja im Endeffekt auch die CD zuhause anhören.
Sanfte Triphop-Beats, Singer-Songwriterbasis, eine düster-verrauchte Stimme. Nennen wir’s doch einfach Dreamfolk.
Kurt Prinz
Teamwork
Die Debüt-EP "Portugal" von Little Big Sea erscheint am 9. März. Einfach war es nicht, aus dem Umfang an Material drei Songs auszuwählen, die es schließlich auf den Plattenteller geschafft haben – noch dazu, weil die Band sich entschieden hat, die EP aufzuteilen: drei Songs, drei Remixes. Um die sich teils bekannte, befreundete Musiker gekümmert haben. Karma Art, Eoae und Lukas von Little Big Sea selbst.
Das Schöne ist, dass wir mittlerweile ein gutes Netz aufgebaut haben. Die Zusammenarbeit bei den Remixes ist für uns eigentlich wie eine Widerspiegelung der Wiener Szene - man besucht gegenseitig die Konzerte der anderen, man unterstützt sich, wo es geht. Konkurrenzkampf in diesem Sinne mussten wir noch keinen austragen, und das ist wirklich wertvoll, natürlich auch in der Zusammenarbeit.
Little Big Sea live demnächst hier:
- 22. April München (Kongresshalle)
- 23. April Graz w/ Farewell Dear Ghost (Generalmusikdirektion)
Dreams Dreams Dreams
Noch nie etwas gehört zu haben, das wie ihre Musik klingt. Das ist zwar nicht das erklärte Ziel, aber ein positiver Nebeneffekt der Musik von Little Big Sea.
Das Verweben von Downtempo- und HipHop/TripHopbeats mit verzerrt-abstrakten Synthesizern, mit Klangwänden, die sich höher und höher aufbauen, über denen nur die klare, dunkle Stimme schwebt.
Drückt man bei "Portugal" auf Play, ist man schnell da, im Traumland. Verzaubernd, verzaubert.