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Lisa Schneider

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28. 2. 2016 - 17:00

Klangwände, höher als die Alpen

Das Tiroler Shoegaze-Duo Molly im Porträt.

Synthesizertexturen, verwaschener Gitarrensound, verwaschene Vocals. Wir versuchen im Endeffekt, eine Wall of Sound zu kreieren. Um sie anschließend wieder zu zerstören, um sie anschließend wieder aufzubauen.

Molly – das sind Lars Andersson und Phillip Dornauer – ist ein Shoegaze/Dreampop-Duo aus Innsbruck. Ursprünglich haben sie sich kennengelernt, weil sie zusammen bei Aux Portes, einer Psych/Garagerockband (ebenso aus Tirol) gespielt haben. Weil es aber doch einigen und nicht zu unterschätzbaren organisatorischen Aufwand mit sich bringt, in einer fünf- bis siebenköpfigen Band zu spielen, haben sich die beiden gefragt, wie es denn wäre, würden sie mal einfach nur zu zweit ins Studio gehen.

Gabriel Hyden

Geht sogar sehr gut: Hi earth, this is Molly.

Immer wieder Kevin Parker

Nach Inspiration fischt man in naheliegenden Gewässern: Großes Namedropping (Pink Floyd, Sigur Ros, Radiohead) und Genreaffinität (MBV, Slowdive, Ride) kreuzen sich den Weg. Und auf Tame Impala können sich sowieso alle einigen, so auch Lars und Phillip.

Molly haben aber auch ein Alleinstellungsmerkmal, das ihnen sehr wichtig ist:

Wir haben in Tirol – und eigentlich auch in Österreich überhaupt – ein Monopol mit unserer Musik. Es gibt schon eine handvoll Shoegaze-Bands, aber sie sind doch rar gesät. Das ist für uns natürlich von großem Vorteil.

Come, sing with me.

Dass sie sich von anderen Musikern aber nicht nur die coole Pose auf der Bühne, sondern auch ganze Songs abschauen, steht der Originalität ihrer Musik nicht im Weg.

Wir covern gern. Sehr gern sogar. Das Wichtigste ist aber, dass man sich den Song zu Eigen macht. Ihn nicht einfach so nachspielt, wie man ihn kennt. Das wäre ja das bessere Karaoke.

So schnappen sich Molly zum Beispiel das wunderbare „Another Love“ von Tom Odell, das eigentlich vom Klavierspiel lebt. Molly spielen nicht Klavier – macht nichts. Die Band überschreibt eine Popballade ins Shoegaze-Genre. Die Idee dahinter ist, Fans anderer Musikstile die Brücke zu einem ihnen vielleicht noch nicht so bekannten Genre zu schlagen.

Musikalische Feldforschung

EP Sun Sun Sun Cover

Molly

Die EP "Sun Sun Sun" von Molly ist am 22. 11. 2015 erschienen.

Auch Noiseaufnahmen direkt aus der Natur baut das Innsbrucker Duo in seine Stücke ein. Da hört man dann zum Beispiel einmal das Rauschen des Meeres, das Lars mit seinem Handy am Strand von Portugal gesampelt hat. Die Songstruktur verliert sich in dichten Wolken aus Noise, aus teppichartigem, gleichförmigen Schrammeln der Gitarrensaiten. Dass sich die EP „Sun Sun Sun“, die Ende November letzten Jahres erschienen ist, stärker mit experimentellen Sounds auseinandersetzt als dies bei vorigen Bandprojekten der beiden war, steht stark im Vordergrund.

Unsere Wurzeln wollen wir nicht vergessen - Psychrock, Postrock, New Wave haben uns schon sehr stark geprägt. Nur versuchen wir jetzt, das Ganze noch etwas weiter in Richtung Noiserock auszuloten.

„Kids on LSD“, ein Song der neuen EP, ist zum Beispiel eine rein instrumentale Ambient-Nummer geworden.

Experimentell sind Molly auch gern bei ihren Videos unterwegs: der Clip zur Single „Sun Sun Sun“ wurde in Tirol gedreht. Eine Go-Pro Kamera wurde an einem Helium-Ballon befestigt – und so in die Stratosphäre geschickt. Wie wunderbar atemberaubend der Ausblick – bzw. der Blick auf die Band, die währenddessen Freiluft gespielt hat – war, beweist das Video.

  • Molly gibt's live hier zu sehen:
  • 18.03. P.M.K. Innsbruck (Support für The KVB)
  • 21.03. Weekender Innsbruck
  • 24.03. A38 Budapest (Support für The Oscillation)
  • 25.04. Chelsea Wien (Support für Shellhouse)

Nun stehen weitere Single- und Videoreleases und schließlich auch die Arbeit am Debutalbum, die im Herbst/Winter 2016 beginnen soll, an. Die Shoegaze-Szene darf gespannt sein. Alle anderen natürlich auch. Denn: im Westen so viel Gutes, Neues.