Erstellt am: 27. 2. 2016 - 09:45 Uhr
K(r)ampf ums Überleben: Far Cry Primal
Der fünfte Teil der recht erfolgreichen Far Cry Spielserie versetzt einen 10.000 Jahre in die Vergangenheit. Gleich zu Beginn des Spiels wird man bewaffnet mit einem Speer auf die Jagd geschickt. Man hat kaum genügend Zeit sich umzusehen, schon bekommt man die Anweisung, sich duckend an ein kleineres Mammut heranzuschleichen, um es von der Herde zu trennen und dann gemeinsam mit seinem Stamm anzugreifen – schließlich muss es gegessen werden!
Ubisoft
Open World
Das junge Mammut wurde erlegt, und nun beginnt die eigentliche Reise durch Oros – so nennt sich die Open World, in der der Überlebenskampf stattfindet. Sie ist schön gestaltet, weite Szenerien mit Bergen, hohen Gräsern und angenehmen atmosphärischen Geräuschen. Enge kleine Höhlen, in denen man fast ein bisschen zögerlich voran geht, da man hinter einer Ecke Gefahr vermutet. Setzt man den "Jägerblick" ein, sieht man, dass es aber nur eine Maus war.
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Der Jägerblick ist ein notwendiges Übel. Erst einmal aktiviert, wird die Oros in ein helles grau getaucht, damit der Spieler Rohstoffe und Gefahren leichter erkennen kann. Die Aktivierung zerstört jedes Mal ein bisschen das Gefühl, dass man sich in der Steinzeit befindet. Ohne sie geht es aber nicht – nur so kann man beispielsweise auch Spuren verfolgen, die für die Bewältigung von Aufgaben notwendig sind. Aufgaben gibt es in Far Cry Primal nämlich genügend, um die Fähigkeiten seinen Charakters freizuschalten, das Dorf aufzubauen oder auf Wildtieren zu reiten. Denn im Laufe des Spiels muss man das Mammut nicht unbedingt töten, man kann es auch zähmen. Das Spiel lässt einem die Möglichkeit, Nebenquests nach Belieben zu spielen, oder gleich mit der Hauptstory weiter zu machen.
Be prepared
Auf alle Fälle muss man sich für die Aufgaben vorbereiten. Ein Bogen ohne Pfeile ist nicht besonders sinnvoll, also muss man Ressourcen wie Holz sammeln, um Pfeile herzustellen. Zum Heilen von Wunden benötigt man Kräuter, und die packt man in seine Tasche, wenn sie nicht schon voll ist. Man kann seine Tragekapazität auch erhöhen, doch dafür muss man wieder etwas jagen und sammeln. Ständig habe ich ein leicht frustriertes Gefühl, wenn ich etwas nicht in meine Tasche packen kann, und die Aufgaben, um sich auf ein Quest vorzubereiten, werden mit der Zeit eintönig.
Dabei ist die Geschichte überraschend gut gemacht. Beispielsweise wenn man das erste Mal den Schamanen trifft und dieser unserem Charakter gleich einmal eine halluzinogene Droge verabreicht. Auf einmal findet man sich in einer friedlichen Traumwelt wieder, die Wildtiere leuchten gelb-golden, und ich musste unweigerlich an den "Patronus" aus Harry Potter denken. Beendet man diese Aufgabe, bekommt man eine Eule als Belohnung, sie ist nicht weiß wie bei Potter, doch dafür kann man sie steuern und die europäische Welt der Steinzeit auch von oben erkunden.
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Fazit
Meine Erfahrung mit Far Cry Primal ist zwiegespalten. Auf der einen Seite schafft es das Spiel, eine tolle, steinzeitliche Atmosphäre zu schaffen mit einer überzeugenden Grafik, guten Zwischensequenzen und sogar einer eigens von Linguisten entwickelten Sprache mit 40.000 Wörtern (!), auf der anderen Seite werden die ähnlichen Nebenmissionen und das ständige Herstellen von Gegenständen mühsam. So mühsam, dass ich mir zwei Mal überlege, ob ich die Story nun weiterspielen möchte oder nicht. Und doch schafft es Far Cry Primal, durch die Schaffung einer gelungenen steinzeitlichen Atmosphäre, dass ich mit meinem Charakter Orsos weiter erkunden möchte – oder auch nur einmal eine Minute in Ruhe die schöne Welt betrachten. Für Genrefans, die nichts dagegen haben, bewaffnet mit Pfeil und Bogen statt einem Automatikgewehr durch die Welt zu wandern, und die es auch nicht weiter stört, sich unaufhörlich auch langweiligeren Aufgaben zu widmen, um in der Hauptstory weiterzukommen, ist es eine Spielempfehlung für wochenlanges Zocken.