Erstellt am: 26. 2. 2016 - 14:55 Uhr
Die Oscarvorschau 2016
Die Nominierungen
Mehr zu den Nominierungen der Oscars 2016 gibt es hier.
Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Es waren doch gerade erst Oscars? Und wer kann sich noch erinnern, welcher Film letztes Jahr gewonnen hat? Richtig, "Birdman" natürlich, Alejandro Iñárritus Karrierenreboot für Michael "Beetlejuice" Keaton. Und auch dieses Jahr steht der mexikanische Regisseur ganz oben auf der Favoritenliste - mit seinem imposanten Echtlichtmeisterwerk "The Revenant" und der Oscarchance für Leonardo DiCaprio. Was man sonst noch so zu den diesjährigen Academy Awards wissen sollte, gibt es hier nachzulesen.
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#OscarsSoWhite: The Return
Das Hashtag um die letztjährige Oscarnacht feiert heuer sein Sequel: Zum zweiten Mal in Folge sind alle nominierten Schauspieler weiß, was Regisseur Spike Lee und Schauspielerehepaar Will und Jada Pinkett Smith dazu brachte, die Veranstaltung dieses Jahr zu boykottieren. Snoop Dogg postete mittlerweile auf Instagram ein Video namens "Fuck da. Oscars".
Die beiden Regisseure Ava DuVernay (Selma) und Ryan Coogler (Creed) veranstalten zeitgleich zur Oscarnacht die Live-Benefizveranstaltung #JUSTICEFORFLINT, bei der die anhaltende Wasserverschmutzungskrise in Flint, Michigan in den Mittelpunkt gestellt wird. Aus Flint kommt auch Oscar-Preisträger Michael Moore, womit wir wieder beim Thema wären. Der Filmemacher wird die Preisverleihung am Sonntag übrigens ebenfalls boykottieren und hatte das Folgende zur Gesamtsituation zu sagen: "Die Vorstellung, dass wir zwei Jahre in Folge haben können, in denen kein einziger der 40 Nominierten schwarz ist, ist einfach verrückt. Falls es also hilft, bin ich gerne ein symbolischer Teilnehmer bei der Sache, die Spike und Jada machen."
What's In The Bag?!
Um zurück zu oberflächlicheren Dingen zu kommen (denn um was sonst geht es eigentlich bei den Oscars?): Die finden sich auch heuer wieder zahlreich in den Goodie Bags, die an die Nominierten ausgeteilt werden. Die VIP-Version der Plastiksackerln, die in Wien an Wohnungstüren gehängt werden, beinhaltet dieses Jahr wieder besonders schönen Werbebullshit: Einen zehntägigen First-Class-Urlaub nach Israel im Wert von 55.000 US-Dollar gibt es darin genauso zu finden wie ein einjähriges Abo für unlimitierte Audimietwägen ($ 45.000), eine fünfzehntägige Tour durch Japan ($ 45.000) oder ein "Arouser" benanntes Sexspielzeug ($ 250).
Das geheime Highlight des Goodie Bags: Eine als "Vampire Breast Lift" bezeichnete Schönheitsoperation, die verspricht, mit Eigenblut für ein schöneres Dekolleté zu sorgen. Insgesamt beläuft sich der Wert des Geschenkkorbs, der an Menschen gegeben wird, die im Jahr um die 30 Millionen Dollar machen, auf 200.000 Dollar.
The Host We Deserve
Zum zweiten Mal wird die Oscarnacht von Chris Rock präsentiert, der die Veranstaltung zum letzten Mal vor elf Jahren hostete. Das Timing könnte für den sozialkritischen Comedian dabei kaum passender sein, denn nichts ist besser für einen guten satirischen Eröffnungsmonolog als ein ordentlicher Shitstorm. Auf die Diversitätsdebatte reagierend, hat Rock seinen Eröffnungsmonolog auch umgeschrieben.
Dass der Comedian den Abend eher kritisch kommentieren wird, ist dabei zu erwarten. Schon bei seinem letzten Job als Oscarhost im Jahr 2005 verletzte Rock das zerbrechliche Ego des einen oder anderen Hollywood A-Listers. Sein Witz über den damals omnipräsenten Jude Law ("If you want Tom Cruise and all you can get is Jude Law, wait!") verärgerte vor allem Sean Penn, der zu Laws Verteidigung auf die Bühne kam und Rock auf die Wichtigkeit des Jungstars hinwies: "Jude Law ist einer unserer besten jungen Schauspieler!"
Chris Rock hält sich bis jetzt eher bedeckt zur ganzen Debatte und lässt im Interview wissen: "Ich bin nur hier, weil Ellen abgesagt hat."
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The Presenters, The Performers
Eine ganze Reihe von Leuten, die nicht nominiert sind, dürfen auch heuer wieder zumindest die Bühne mit den Preisträgern teilen, wenn sie als Präsentatoren zwischen Chris Rocks Monologen, Dankesreden und Werbepausen agieren dürfen. Comedians wie Louis C.K. und Tina Fey werden da genauso für den notwendigen Comic Relief sorgen, wie Reese Whiterspoon und Chris Evans selbiges zumindest versuchen werden. Besonders herausstechen aus der Liste der Präsentatoren tut dieses Jahr aber US-Vizepräsident Joe Biden, der Lady Gaga auf die Bühne bitten wird.
Apropos Gaga: Die wird dieses Jahr nicht nur performen und passiv aggressiv an Schauspielerkollegen vorbeispazieren, sondern gilt auch als klarer Favorit für einen Oscarsieg für ihren Song "Til It Happens to You" vom Soundtrack der Dokumentation "The Hunting Ground". Sonst noch nominiert: Sam Smith und The Weeknd, die auch beide performen werden, und Anohni, die damit auch die erst zweite Transgenderperson ist, die für einen Oscar nominiert wurde.
Fernbleiben wird die Musikerin der Veranstaltung auch, falls sie den Preis gewinnt - eingeladen ihren Song "Manta Ray" zu performen wurde sie ebensowenig. Ihrem Frust darüber verlieh sie auf ihrer Website schriftlich Ausdruck: "I will not be lulled into submission with a few more well manufactured, feel-good ballads and a bit of good old fashioned T. and A. They are going to try to convince us that they have our best interests at heart by waving flags for identity politics and fake moral issues. But don't forget that many of these celebrities are the trophies of billionaire corporations whose only intention it is to manipulate you into giving them your consent and the last of your money. They have been paid to do a little tap dance to occupy you while Rome burns."
Und sonst noch?
Zurzeit zeichnet sich immer mehr "The Revenant" als klarer Favorit ab, was nicht nur den ersten Sieg des Oscar-Running Gags Leonardo DiCaprio bedeuten würde (obwohl es fast schon wieder zu lustig wäre, wenn Leo auch dieses Jahr nicht gewinnt), sondern auch, dass zum ersten Mal ein Regisseur zweimal in Folge ausgezeichnet werden würde. Der österreichisch-deutsche Kurzfilm "Alles wird gut" ist die diesjährige Chance auf den "Wir sind Oscar"-Moment, während Bill und Melinda Gates auf einen Sieg für Spotlight hoffen.
Die Oscar-Statuen werden dieses Jahr von einem neuen Hersteller angefertigt und sollen dabei näher an die Original-Preise aus dem Jahr 1929 angelehnt sein. Mit einem neuen 3D-Druck-Verfahren sollen die Gesichtszüge der Figur auch klarer erkannt werden können. Ich wäre trotzdem für ein komplettes Redesign nach dem Vorbild dieser kokainschnupfenden Oscar-Statue gewesen, die vom Street Artist Plastic Jesus vor ein paar Tagen am Hollywood Blvd. platziert wurde.
Auch aktualisiert ist das neue System für Dankesreden, das es den Preisträgern erlauben soll, weniger wichtige Werbezeit zu verschwenden und schon im Vorhinein eine Liste von Namen einschicken zu können, die dann am Bildschirm eingeblendet werden. Damit bleibt dann (zumindest in der Theorie) mehr Platz für amüsante Darbietungen und Tarantino-Reden.
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Am Sonntagabend geht es hier dann so richtig los mit unserer Livetickerberichterstattung zu den 88. Academy Awards. Bis dann!