Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Batka, der Grenzwächter "

Todor Ovtcharov

Der Low-Life Experte

24. 2. 2016 - 14:36

Batka, der Grenzwächter

Der "Batka" ist ein typischer Vertreter der bulgarischen Street-Kultur. Die Vorbilder der "Batkas" sind die Versicherungsbeamten der 1990er Jahre, die mit Baseballschlägern herumgingen und dazu bereit waren, jeden, der sich nicht versichern lassen wollte, zusammenzuschlagen.

Mit Akzent

Die unaussprechliche Welt des Todor Ovtcharov. Im Radio und auch als Podcast zum Anhören.

"Die Leiden des jungen Todor"
Das Buch mit den gesammelten Kolumnen gibt es im FM4 Shop.

Der moderne "Batka" wird vom bulgarischen Premierminister Boiko Borissov repräsentiert. Ein Mann weniger Worte und mit rauen Manieren. Charakteristisch für den typischen Batka sind die sehr kurzen Haare (besonders populär sind Haarschnitte mit einem nackten Nacken und kurzen Haaren am Scheitel), die dicken Nacken, die Zuneigung zur Popfolkmusik, die Luxusautos und die Abneigung gegenüber allem Fremden. "Batka" stammt vom bulgarischen Wort "batko", was "großer Bruder" bedeutet.

Im Volksmund wird der bulgarische Premierminister "Bate Boiko" genannt. Zu den Accessoires der Batkas gehören dicke Goldketten, Tribal Tattoos und enge T-Shirts. Ein Batka spricht nicht gerne, er schlägt lieber. In seiner Freizeit organisiert ein Batka gerne illegale Autorennen auf Landstraßen oder fährt gern mit seinem ATV-Motorrad herum.

ATV-Bike

CC0 - 1.0 - Public Domain

Neulich zeigte der größte bulgarische Privatfernsehsender eine Reportage mit dem Namen "Ein bulgarischer Mann verteidigt die Staatsgrenzen nur mit seinen bloßen Händen". In der Reportage wurde ein Batka gezeigt, der eine Gruppe verängstigter und frierender Flüchtlinge nahe der bulgarisch-türkischen Grenze angehalten hatte. "Ich wollte ein bisschen mit meinem ATV-Motorrad in der Nähe der Grenze rumfahren!“, erzählt der Batka. Dort traf er auf einer Gruppe Syrer. Der junge Batka filmte sie mit seinem Handy und zwang sie dabei, sich mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden zu legen. "You looking terrorist?", sagte er danach.

Nachdem er diese Menschen gedemütigt hatte, erzählte er stolz vor den Fernsehkameras, dass er gerne mindestens 20 Flüchtlinge am Tag töten würde, um seine Heimat zu verteidigen.

Am Anfang wirkte seine Erzählung demonstrativ übermutig. Danach, als er merkte, dass es zu krass wurde, erzählte er, dass einer von den Flüchtlingen ihn angegriffen habe und sein Motorrad klauen wollte. Er versuchte nun sein Treffen mit den Flüchtlingen als Notwehr darzustellen. Schließlich erzählte er, wie einer von den Flüchtlingen weg gerannt ist und er ihn mit seinem ATV gejagt hatte, bis der Flüchtling in eine Pfütze gestürzt ist. "Leider ist er nicht ertrunken", sagte der Batka aus Bulgarien.

Die Reportage will diesen Batka gar nicht als Peiniger, sondern als Helden darstellen. Die Medien sagen uns, dass wir das Recht haben, Rambo zu spielen und "unsere Gerechtigkeit" walten zu lassen, sobald wir illegale Migranten sehen, da die Behörden nicht imstande seien, uns von der "Invasion" zu schützen.

In dieser Reportage teilt uns der Batka seine Lebensphilosophie mit: Schlag zuerst und frag danach, ob der Geschlagene schuldig ist. Sei ein Kopfjäger. Denn ein Kopfjäger zu sein ist anziehend, romantisch und patriotisch.

In den sozialen Netzwerken ist der Grenzwächter Batka ein Held. Während in den Medien Informationen verbreitet werden, dass bulgarische Grenzwächter Geld bekommen, um Menschen über die Grenze zu verschleppen, erlebt der Batka eine riesige Zustimmung. Die Gesetze des Wilden Westens werden verlangt.

Übrigens kenne ich auch einen Typen, der letzten Herbst mit seinen Freunden an der österreichisch-ungarischen Grenze war, um diese zu "verteidigen". Über ihn gab es aber bisher noch keine Reportage.