Erstellt am: 23. 2. 2016 - 17:38 Uhr
"If you doing it to eat, is it still a sin?"
Der DVD-Wechsler rotiert durch einige der fast vergessenen Meisterwerke der Blaxploitation, bevor eine Hand den Über-Klassiker des Genres einlegt: Superfly. In einem kurzen Dialog erläutert dessen Hauptprotagonist Youngblood Priest seinen Plan, "30 keys" (30 Kilo Kokain) zu besorgen und höchst profitabel wieder zu verkaufen, bevor uns ein Schnitt uns zu Ka ins Hier und Jetzt bringt. In ein Brooklyn der Mitt-2010er, das weit weniger glamourös wirkt als die Welt von Superfly - und auch selten dessen Happy End teilt.
Ka ist ja schon ein Veteran der goldenen Ära des New Yorker Rap in den 90er Jahren und hatte als Teil der Natural Elements sogar einen Tommy-Boy-Deal, der aber zu nichts führte. Danach wollte und musste er keine Industrie-Kompromisse mehr eingehen, fand dank des großen Ausgleichers Internet ab den späten 2000ern aber gerade deshalb seine Nische und sein Publikum - ganz ähnlich übrigens wie Kollege Roc Marciano.
Der war Anfang seiner Laufbahn ja Teil von Busta Rhymes' Flipmode Squad, hat aber im zweiten Karriere-Frühling mit unorthodoxen Mitteln wesentlich mehr Erfolg: Seine Instrumentals (er hat auch 30 Keys produziert) bestehen selten aus mehr als einem obskuren Loop, manchmal verzichtet er gar auf verstärkende Drums. Aber die Songs, die Ka und er machen, sind eben auch nicht für die Tanzfläche, sondern für das Kopfkino geschaffen - und dort erzeugen sie außerordentlich lebendige Bilder.
Ka
Apropos Bilder: Die Videos zu seinen Songs dreht der passionierte Fotograf ebenso selbst, wie er die auf seiner Website bestellten Tonträger auch selbst verschickt:
Please have patience with your order, I don't go to the post office everyday.
Ka ist also ein unprätentiöser Underground-Renaissance-Künstler aus den wenigen gallischen Dörfern am Rande New Yorks, wo die Gentrifizierung noch nicht angekommen ist. Aber, wie er in diesem lesenswerten Interview zu Protokoll gibt: Die überteuerte Bio-Patisserie lauert oft schon am nächsten Block. Seine Songs sind für uns Zuhausegebliebenen vielleicht eh die "idyllischeren" akustischen Schneekugeln des grimy alten New York.
Das hatte der FM4 HipHop-Lesekreis mit Natalie Brunner, Mahdi Rahimi und meiner Wenigkeit zu Ka und seinem Song 30 Keys zu sagen: