Erstellt am: 15. 2. 2016 - 17:30 Uhr
Hoaxmap: Aufräumen in der Gerüchteküche
Karo Schwarz hat letztes Jahr in einem Erstaufnahmezentrum für Flüchtlinge gearbeitet und kennt die Geschichten zur Genüge. Oft ist es filmreifes Material, das da im Internet über einschlägige Kanäle abgesondert wird. Für mehr als Trash-Horror reicht es aber nicht aus.
Um diese Gerüchte gesammelt zu dokumentieren und zu widerlegen, hat Karo gemeinsam mit einem Freund Hoaxmap gegründet. "Wir sind mit 170 Geschichten online gegangen, die wir über Suchmaschinen und Twitter gefunden haben. Inzwischen werden uns Gerüchte aber auch zugeschickt", erzählt die Initiatorin im Gespräch mit FM4.
Der Fanstasie sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Da ist zum Beispiel die Rede von Flüchtlingen, die Schwäne aus Parkteichen, Ziegen aus Streichelzoos oder sogar Pferde von Weiden entwendet, geschlachtet und verzehrt haben sollen; plündernde Horden, die Geschäfte leerräumen, auf Grabsteine urinieren oder für Unmut in öffentlichen Bädern sorgen.
Geschichten wie diese sind inzwischen fast jedem aus sozialen Medien oder Revolverblättern bekannt. Doch nicht selten sind diese reißerischen Meldungen nicht einmal im Kern wahr. Trotzdem nehmen sie viele für bare Münze.
Screenshot hoaxmap.org/Google Maps
Hoaxmap entlarvt viele dieser Gerüchte als unwahr und zeigt auf einer Landkarte an, wo die "Vorfälle" stattgefunden haben sollen. "Besonders viele Meldungen kommen aus Bayern und Nordrhein-Westfalen", erzählt Karo.
Auch aus Österreich kommen immer wieder Meldungen, im Vergleich zu Deutschland sind es aber noch verschwindend wenige. Und das, obwohl wir sogar mehrere reichweitenstarke Tageszeitungen haben, denen man nicht einmal das Datum glauben darf.
Das Projekt erfreut sich jedenfalls hoher Resonanz und Akzeptanz. Sogar der deutsche Justizminister Heiko Maas würdigte Hoaxmap.
Fakten statt Vorurteile. #hoaxmap zu Gerüchten um Kriminalität von #Flüchtlingen. Gute Aktion. https://t.co/ac63k8YXEh
— Heiko Maas (@HeikoMaas) 14. Februar 2016
Die freudige Reaktion von Karo:
Holy cow. Danke @HeikoMaas! https://t.co/SCXf4gqlqZ
— Karolin SPunkt (@NoAverageRobot) 14. Februar 2016
Wollen wir hoffen, dass die heilige Kuh nicht von wütenden Flüchtlingen geschlachtet und verzehrt wird.
Irony off.