Erstellt am: 15. 2. 2016 - 12:43 Uhr
Die großen 10: Mike Patton
Ich kann mir vorstellen, dass Mike Patton - ähnlich wie Elton John - nicht mal ein Handy hat. Nicht weil er tausend Assistenten hätte, die ihm sofort eins in die Hand drücken, wenn er etwas braucht. Sondern weil die handelsüblichen Telefon-Maschinen doch gar nicht ausreichen, um die hunderttausenden Telefonnummern von ehemaligen, gegenwärtigen und zukünftigen Bandkolleg_innen abzuspeichern.
Mehr Faith No More?
"The Very Best Definitive Ultimate Greatest Hits Collection" heißt das empfehlenswerte "Best Of"-Album der Band.
Nevermen "Nevermen" ist auf Lex Records erschienen.
Mike Patton ist eine Allzweck-Wunderwaffe. Ein Gesangsvirtuose. Er ist Musiker, Sänger, stilles Bandmitglied, lautes Bandmitglied, Labelbetreiber. Er hat vielleicht nicht das Nice-Guy-Image eines Dave Grohl, aber er hat das interessantere Oeuvre hinter sich und höchstwahrscheinlich auch noch vor sich. Er atmet Pop ein und Experiment aus. Und umgekehrt. Er ist "fool for a day" und "king for a lifetime". Ein Artist of the week, aber eigentlich for the centuries.
Daniel Eberharter
Seit neuestem ist er auch ein Drittel von Nevermen, so nennt sich sein neuester Streich: die Band mit Tunde Adebimpe von TV On The Radio und dem Rapper Doseone. Anlässlich dieses neuen Albums gibt es hier eine Liste seiner zehn besten Projekte, Kollaborationen und Songs.
10. Handsome Boy Modelling School ft Mike Patton & Cat Power
Die Handsome Boy Modelling School war ein gemeinsames Projekt von Dan the Automator und Prince Paul. Die beiden haben sich für ihr Album "White People", das 2004 erschienen ist, illustre Gäste ins Studio geholt: Pharell, De La Soul, RZA aber auch Jack Johnson, Franz Ferdinand, Cat Power und eben auch Mike Patton. Ein Hit mit und über und trotz der abgelutschtesten Phrase ever!
9. Faith No More - Reunited
Keine Liste ohne Coversongs. Wer in den 90ern MTV hatte, kennt das berühmte "ugh", das Patton vor dem Gitarren-Solo in "Easy" ins Mikro rülpst. Ein schönes Cover, genauso wie "I Started A Joke" von den Bee Gees, dem sich Faith No More 1995 auf ihrem Album "King For A Day…" annehmen. Mit dem Song wollten sie das Heavy Metal Publikum verschrecken, das sie mit "Epic" (und "War Pigs"!) vom ersten Mike Patton´schen Faith No More Album "The Real Thing" in die Konzerthallen gelockt haben.
"I Started A Joke" ist auch schön, aber viel besser und vor allem symbolischer ist "Reunited". Im Original von Peaches & Herb aus dem Jahr 1978. Schmalz hoch zehn. Eine perfekte Wahl von Faith No More, die mit diesem Song 2009 ihre Reunion-Konzerte eingeläutet haben. Passend zur Nostalgie, die im Festival-Zirkus um sich schlägt: "As we reminisce on precious moments like this. I'm glad we're back together. 'Cause I missed your kiss, hey, hey! Reunited and it feels so good.”
8. Mike Patton - Mondo Cane
Gröhlen, Rappen, Croonen oder Beatboxen: Mike Patton kann alles, auch Schlager. Auf seinem Album "Mondo Cane" (2010) hört man ihn gemeinsam mit einem 40-köpfigen Orchester italienische Popsongs der 50er und 60er Jahre neu interpretieren. Mit dem Album hat es Mike Patton auch in die amerikanischen Klassik-Charts gefunden!
7. Björk - Medúlla
Patton ist auf der interessanten Seite der Rock-Musik: "Experimental and open" meint Björk über Mike Patton, den sie für die Arbeiten an ihrem Album "Medúlla" ins Studio eingeladen hat. Stimmlich auf Augenhöhe - a match made in (vocal lesson)-heaven!
6. Tomahawk - God Hates A Coward
Tomahawk, die Supergroup rund um die Melvins, Faith No More, Jesus Lizard und Helmet enstand 1999. Wem Faith No More zu wenig Hardcore war, hat mit Tomahawk die neue Lieblingsband gefunden!
5. Fantômas - Delirium Cordia
Im selben Jahr, in dem Mike Patton das letzte Album mit Mr. Bungle in die Welt geworfen hat, ist auch das erste Fantômas-Album erschienen. Fantômas sind Patton, Dave Lombardo von Slayer, Buzz Osborne von den Melvins und Trevor Dunn, der mit Patton schon bei Tomahawk und Mr. Bungle zusammengearbeitet hat. Ihr drittes Album "Delirium Cordia" (2004) ist ein Konzeptalbum über "Operationen ohne Betäubung". So würde es klingen, wenn sich Game Of Thrones im Setting von Grey´s Anatomy abspielen würde. Alle sterben, aber sehr langsam. Das Album besteht aus einem einzigen Track und dieser ist sehr intensiv.
4. Faith No More – Superhero
Nach dem acht-minütigen Manifest "The Real Thing", nach Epic, nach der Midlife Crisis, nach Evidence und nach einer 18-jährigen Bandpause kam 2015 die große Überraschung in Form eines neuen Faith No More Albums: Sol Invictus.
"Sure, her body's getting a little older, but she's not afraid to show it. She's still sexy”, so umschreibt Bassist Bill Gould die Band in ihren Wechseljahren. Bescheiden und pragmatisch beschreibt Mike Patton seine Leistung bei Faith No More 2.0: "I'm like a carpenter. I see my job as that. You need some spackle? You need some venetian plaster? Do you need some help with the roof? That's really the only way I see it. I don't think I did anything spectacular on this record. It was what was needed."
3. Peeping Tom - Sucker
Ob es mit der Entwicklung von MP3s, Datenspeicherplatten oder Glasfaserkabeln zu tun hat, dass es sechs Jahre gedauert hat, bis das Kollaborations-Projekt "Peeping Tom" 2006 endlich das Licht der Welt erblickt hat, ist nicht überliefert. Peeping Tom ist Mike Patton´s Idee von Pop Musik, zusammengearbeitet hat er mit Wunschgästen wie Massive Attack, Rahzel, Kool Keith, Dan The Automator, Dub Trio, Doseone und Norah Jones. Das Motto: Mittelfinger hoch! Immer und überall.
2. Nevermen - Mr. Mistake
Die Nevermen das sind aktuellste Projekt von Mike Patton, gemeinsam mit Tunde Adebimpe (TV on the Radio) und Doseone (Anticon, cLOUDDEAD). Hier fröhlich in einer Sing-Sang-Symbiose vereint.
1. Mr. Bungle - Sweet Charity
Wenn nur alle Schulband-Projekte so umwerfend wären wie Mr. Bungle. Gegründet vom 16-jährigen Mike Patton 1984 in Eureka California und seinen beiden Freunden Trey Spruance und Trevor Dunn. Eine Band, die so dick aufträgt, wie das Musiklexikon, aus dem sie sich bedienen. Das dritte und letzte Album von Mr Bungle "California" (1999) vereint alles und ist alles: Funk-Metal, Avantgarde, Experimental Rock. Zeitlos. Musik für einen Film, von dem man nicht wusste, dass es ihn gibt.