Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Insel der Illusionen"

Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

11. 2. 2016 - 15:00

Insel der Illusionen

Das Coming-of-Age-Abenteuer "Oxenfree" führt uns auf eine stillgelegte Militärinsel, die nicht alle Tassen im Schrank hat.

Wenn es eine Gruppe großmäuliger Teenager in die Wildnis verschlägt, dann kann man damit rechnen, dass unangenehme Dinge passieren – zumindest wenn es um Teenie-Slasher-Filme geht. Das aktuelle Computerspiel-Adventure "Oxenfree" geht bei diesem Ausgangssetting aber andere, subtilere Wege. Das Übernatürliche ist hier nicht dämonisch und grauenvoll, sondern eher unwirklich und gruselig. Hat man in diesem Indie-Game mal das Tor zu einer abgründigen Dimension geöffnet, werden Zeit und Raum ziemlich durcheinandergewirbelt.

Listen to the radio

Sie waren schon einige Male hier, auf der stillgelegten Militärinsel, auf der niemand mehr wohnt. Alex, Ren, Jonas, Nona und Clarissa sind ein bunter Haufen von übermotivierten bis genervten Teenagern, die eigentlich nichts anderes wollen als sich an einem Lagerfeuer am Strand gemütlich zu betrinken, Zauberkekse zu essen und Wahrheit oder Pflicht zu spielen.

Wir übernehmen die Rolle des Mädchens Alex: zerschlissene Jeans, roter Parka, blaue Haare, Pferdeschwanz. Sie ist schlau, überlegt und meistens eher zurückhaltend, aber auch mutig. Alex hat ein altes Radio mit auf die Insel genommen – vermutlich, um ein bisschen Abwechslung in die Inseltour reinzubringen. Doch als wir mit Jonas eine seltsame Höhle betreten, stellt sich heraus, dass das Radio mehr kann als nur gewöhnliche Funksignale zu empfangen.

Screenshot aus "Oxenfree"

Night School Studio

"Oxenfree" ist vom Entwicklerstudio Night School Studio gestaltet worden, das sich aus ehemaligen Telltale- und Disney-Mitarbeiter_innen zusammensetzt. Der großartige Soundtrack von scntfc begleitet die Geschichte akustisch perfekt.

"Oxenfree" ist für Windows, Mac und Xbox One erschienen. Die PS4-Version folgt demnächst.

"Oxenfree" ist ein schick aussehendes Grafikadventure, das Dialoge auf eine sehr frische Weise präsentiert. Während die anderen Figuren sprechen, können wir als Alex immer wieder zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten wählen, am Gespräch teilzunehmen. Schweigen ist übrigens auch möglich. Beim Erkunden der mysteriösen Insel beschäftigen wir uns immer wieder mit unserem Radio - es ist unser einziger Inventargegenstand, der aber an jedem unterschiedlichen Ort mit neuen Überraschungen aufwartet. Je länger der Abend und die Nacht werden, desto öfter treten die seltsamen Phänomene auf. Sie werden von Mal zu Mal rätselhafter und bedrohlicher – aber fürs Umkehren und Weglaufen ist die Neugier dann doch zu groß.

Wem Ende letzten Jahres das Coming-of-Age-Adventure "Life is Strange" gefallen hat, wird auch "Oxenfree" mögen. Das US-amerikanische Teenie-Geschnatter nervt zwar manchmal etwas, abgesehen davon garantiert das Spiel aber einige spannende Gruselstunden – ohne, dass die übersinnlichen Elemente je zu aufdringlich werden.