Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Schöne Sätze"

Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

10. 2. 2016 - 11:30

Schöne Sätze

Alltagsweisheiten, Banalitäten, Widersprüchlichkeiten und Oneliner. Unter anderem mit David Duchovny, Slavoj Žižek, Sibylle Berg und Stermann & Grissemann.

Nicolas Winding Refn, Regisseur, über seine Liebe zum Kino
Watching movies is like sex — there are many different ways of doing it, but it’s always fun.
(Deadline)

Bryan Cranston, Schauspieler, über den Kampf gegen seine Dämonen
Ich habe Aggressionen. Ich habe Verlustängste. Ich arbeite daran. Das Laufen hilft mir. Ich bin passionierter Jogger. Beim Laufen werde ich Anspannungen, Ängste und Gifte los, sowohl körperliche als auch emotionale.
(Playboy)

John Lydon, Sänger, über seine legendäre Punkfrisur
Ich habe mir mehr Bleichmittel und Chemikalien in die Haare geschmiert als eine ganze Legion von Friseuren. Aber ich habe mehr Haare denn je auf dem Kopf. Lerne daraus, was du willst.
(Playboy)

David Duchovny, Schauspieler, über den ersten Drehtag zur neuen "X-Files"-Staffel
The first day on set I had one of those horrendous monologues that Chris (Carter) likes to write where I said things like "electrogravity propulsion"...It was a little hard to click my brain into that, but then I remembered that it doesn't matter what I'm saying because what I'm saying is usually horseshit.
(Total Film)

David Duchovny

Arcadia

David Duchovny

Nicolas Winding Refn, Regisseur, über veränderte Sehgewohnheiten im digitalen Zeitalter
The day that television was invented, cinema changed. That was many years ago, so whatever we cling on to is like saying the French New Wave was the only cinema…Now it’s a screen in stadium Imax, but it’s also an iPhone and both are equally as important. (Deadline)

Quentin Tarantino, Regisseur, über seine Liebe zum Zelluloid-Film
I don’t need to watch HBO with a bunch of strangers. Seeing a print of something is different. When they have revivals and they’re showing a digital restoration of Breathless, I’ve got my own print of Breathless and I’m sure it’s just as good as their shit.
(Rolling Stone)

Nicolas Winding Refn, Regisseur, über Streaming von Filmen
It’s the future because cinema is one canvas and the iPhone is another canvas, but they’re all linked to the same beam that projects it. It’s just the definition of how you want to experience something. Seeing something with a headset, you can walk, you can sit, you can adjust, you can pause it, not pause it, whatever you want. You can bring it with you or you can see it in a controlled environment where you’re more a spectator. (Deadline)

Quentin Tarantino, Regisseur, über seine Liebe zum Zelluloid-Film (2)
I shoot film. But to me, even digital projection is — it’s over, as far as I’m concerned. It’s over.
(No Film School)

Quentin Tarantino

Sony

Quentin Tarantino

Greta Gerwig, Schauspielerin und Autorin, über ihre Träume
Als Jugendliche habe ich oft von Woody Allen geträumt. Wir sind zusammen essen gegangen oder haben uns ein Eis gekauft und über Filme geredet. Er war mein bester Freund. Ein merkwürdiger Traum – die wenigsten 14-jährigen Mädchen träumen wohl davon, mit Woody Allen essen zu gehen. Aber seit meiner Kindheit wollte ich einer Künstlerwelt angehören. Also habe ich mich in diese Welt hineingeträumt.
(Die Zeit)

Lena Headey, Schauspielerin, über ihre extremen Rollen
I just think I go for things that have depth, that I can get lost in. I love the darkness, and by that I just mean broken people. The emotional journey is what I love (...) I'm drawn to the truth und ugliness and the dark. More interesting things.
(Jocks & Nerds)

David Duchovny, Schauspieler, über die Veränderungen, die seine "X-Files"-Figur durchlaufen hat
I can't show up and decide that Mulder is French. But you know, times passes. I look at the first season I feel my voice is higher. I feel like everything is higher" I won't go into that.
(Total Film)

Jennifer Jason Leigh, Schauspielerin, über ihre extremen Rollen
Diese Leute machen mir einfach Spaß. Sie sind irgendwie leichter zu spielen, weil sie so weit von mir selbst entfernt sind, mir aber erlauben, Dinge zu tun, die ich in meinem eigenen Leben niemals tun würde. Dinge, aus denen Träume und Albträume gemacht sind, von denen man in Wirklichkeit aber besser die Finger lässt. Aber es macht Spaß, diese Dinge in einer sicheren und kreativen Umgebung auszuprobieren. Wahrscheinlich ist das sogar gesund, glaube ich.
(Interview Magazin)

Jennifer Jason Leigh

Constantin

Jennifer Jason Leigh in "The Hateful Eight"

Christoph Grissemann, Kabarettist und Schauspieler, über TV-Auftritte (1)
Fernsehen ist eigentlich das Schlimmste. Es ist ein ungeprobtes Programm, von dem du selbst nicht überzeugt bist. Das sind Witze, die mir geschrieben werden und die ich aufsage. Humor von der Stange, ganz klar auf ein Publikum ausgerichtet.
(Der Standard)

Jennifer Jason Leigh, Schauspielerin, über einen persönlichen Bezug zu ihren Figuren
Wer davon ausgeht, dass ich so bin wie meine Figuren, dürfte enttäuscht sein. All das, was meine Figuren ausmacht, versuche ich zu vermeiden. In meinem Leben habe ich mich gegen Dramen entschieden. Dafür ist das Leben viel zu kurz.
(Interview Magazin)

Christoph Grissemann, Kabarettist und Schauspieler, über TV-Auftritte (2)
"Willkommen Österreich" ist nicht mein Humor. Ich bin teilweise vor dem Publikum schon wieder aus dem Studio draußen, weil ich mir den Mantel schnappe und zur U-Bahn laufe. Ich denke in den letzten zehn Minuten der Sendung schon, was ich zuhause essen werde. Würde ich die Witze machen, die mir gefallen, hätte ich wahrscheinlich nur 20.000 Zuschauer.
(Der Standard)

Colin Farrell, Schauspieler, über Einsamkeit als Grundthema des Films "The Lobster"
Loneliness and exclusion are a couple of the biggest themes we have to deal with as human beings. I see it with my kids in school, them wanting to be part of a play date, things going pear-shaped and someone feeling on the outside. From a very early age you learn about this thing called exclusion, then we try and navigate through the rest of our lives avoiding it like the fucking plague.
(The Big Issue)

Colin Farrell

Polyfilm

Colin Farrell in "The Lobster"

Colin Farrell, Schauspieler, über fehlende Sicherheiten im Leben
I’d love to have more certainty in my life. The only certainty life allows is that it’s all awash with uncertainty. There’s not a corner you turn and then you see the straight road ahead. As soon as you think you’ve arrived… you’re fucked.
(The Big Issue)

Sibylle Berg, Autorin, über das Festhalten an der Idee einer Welt, die es nicht gibt
Wir werden unser verschontes, privilegiertes Leben nicht wiederbekommen, so sehr viele auch zetern und mit Transparenten irgendwo herumkrakeelen. Das Problem sind nicht: Die Flüchtlinge, die Muslime, das Problem ist der Mensch, der in allen Facetten des Irrsinns hergestellt wird.
(Der Spiegel)

Josef Hader, Kabarettist und Schauspieler, über aktuelle Terrorängste
Ich habe keine Angst vor dem Terrorismus. Man kann nicht vor etwas Angst haben, das einen ständig bedroht. Ich habe auch nicht Angst, einen Herzinfarkt zu erleiden. Obwohl die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt bei mir wahrscheinlich sehr viel höher ist als für einen Terroranschlag. Man kann nur weiterleben wie bisher. Man hat ja keine Alternative. Zu Konzerten gehen, in Cafés herumsitzen. Das ganz normale, jämmerliche Bobo-Dasein wird plötzlich zum gesellschaftspolitischen Statement. Schon allein das wäre Grund genug, jeden Terrorismus aufs Entschiedenste zu bekämpfen.
(Kurier)

Sibylle Berg, Autorin, über Leben in Zeiten des Terrors
Das Privileg, relativ sicher und in Ruhe zu leben, war ein zufälliges, und das ist nun weg. Unwiederbringbar oder nicht, das wird sich zeigen. So wie sich die Menschen an das Nichtrauchen im Flugzeug gewöhnt haben, an die Sicherheitskontrollen, an die neue Sorgfalt in der Auswahl von Urlaubszielen, werden sie sich - oder sagen wir - wir uns an neue Regeln des Zusammenlebens gewöhnen, in einer Welt, die nicht nur schlechter wird. Müssen. Dass Menschen verschiedenen Glaubens, verschiedener Herkunft, unterschiedlicher Geschlechter, tanzend und in Liebe zum Leben vereint, miteinander die kurze Lebenszeit absitzen, hat sich als Märchen herausgestellt.
(Der Spiegel)

Sibylle Berg

Katharina Lütscher

Sibylle Berg

Slavoj Žižek, Philosoph, über selbstgefällige Solidarität
Das Verhältnis von Ordnung und Chaos, von Luxus und Armut ist nicht symmetrisch: Die Kristallpalastbewohner sitzen vor den Bildschirmen und sehen dadurch vermittelt die Welt da draussen – die Ausgebeuteten hingegen sehen von ihrer Position aus nicht ins Innere des Palastes. Die Szenerie wird durch einen weiteren Umstand kompliziert: Wir Palastbewohner glauben die Welt draussen zu kennen – aber in Wahrheit haben wir keine Ahnung. Wir können uns ein Leben in Armut und Misere nicht einmal mehr vorstellen, geschweige denn ein solches Leben aushalten. Darum hat auch die Solidarität mit den «Armen» oftmals etwas so Aufgesetztes, Selbstgefälliges. Im Palast wohnen und mit den anderen mitfühlen – in dieser Position hat man beides: das Geld und das gute Gewissen. Abscheulich!
(Neue Zürcher Zeitung)

Josef Hader, Kabarettist und Schauspieler, über seinen politischen Auftrag
Es geht in einer Satire immer darum, wie wir uns verhalten. Aber die Satire gibt keine Ratschläge. Sonst wär’s ja eine Predigt. Wir erleben grad die vielleicht größte Krise der Nachkriegszeit, und niemand weiß, was man genau tun soll. Da sind die Kabarettisten zirka genauso ratlos wie die Installateure.
(Kurier)

Christoph Grissemann, Kabarettist und Schauspieler, über politische Satire
Das "Dschungelcamp" ist genau das gleiche wie das Parlament, Dieter Bohlen genau das gleiche wie HC Strache. In Wahrheit geht's um den Witz und nicht um die politische Message. Haben wir ja keine. Beziehungsweise ist die, die wir haben, eh klar, und es wäre nicht amüsant, die jedem zu sagen. Zeigefingerkabarett geht mir auf die Nerven. Wenn der Witz okay ist, dann ist mir egal, ob DJ Ötzi vorkommt oder Jörg Haider.
(Der Standard)

Josef Hader, Kabarettist und Schauspieler, über moralische Botschaften
Wenn mich jemand als moralische Instanz sehen würde, dann wäre das ein grobes Missverständnis. Der einzige Künstler, den ich bei uns für eine moralische Instanz halte, ist Willi Resetarits. Der hat wirklich viel Arbeit und Lebenszeit in das Integrationshaus gesteckt. Was mach dagegen ich? Ich spiel ein paar Benefizvorstellungen im Jahr, das war’s dann auch schon. Normalerweise sind Kabarettisten keine besonders moralischen Menschen, das kann man bei mir sehr gut beobachten. Ich kann schlecht die Leute dazu auffordern, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen, solange ich das nicht selber mache. (Kurier)

www.lukasbeck.com

Josef Hader

Dirk Stermann, Kabarettist und Schauspieler, über politische Satire
Ich finde nicht, dass es die Aufgabe von Komikern ist, dass manche Sachen aufgearbeitet werden, sondern die von Journalisten. Hin und wieder möchte man aber schon eine Art Haltung zeigen, weil es wichtig ist, weil man die als Mensch eben hat. Darum bau ich darauf, dass ich das noch mit 70 moderiere, weil vielleicht weiß ich dann, wie man es richtig macht. Bis jetzt weiß ich es noch nicht.
(Der Standard)

Slavoj Žižek, Philosoph, über seine politische Einstellung
Liberal? Gott bewahre! Ich bin überzeugter Kommunist. Aber all diese Sittenwächter, die festlegen, was gesagt und nicht gesagt werden darf, gehen mir auf die Nerven. Ich habe gelernt, sie einfach zu ignorieren (...) Diese Pseudo-Korrektheit ist nicht nur verdammt langweilig, sondern auch gefährlich.
(Neue Zürcher Zeitung)

David Duchovny, Schauspieler, über moderne Kommunikation
It’s so hostile the way we communicate socially now, and so ironic and so meta and distant and multilayered.
(The Guardian)

Slavoj Žižek, Philosoph, über seinen Wahrheitsbegriff
Es gibt nicht einfach verschiedene Wissensformen – das wissenschaftliche, das magische, das gesellschaftliche Wissen usw. Nein, es gibt wahres und falsches Wissen. Es gibt nicht einfach verschiedene Kunstformen – es gibt Kunst und Nichtkunst. Es gibt nicht einfach verschiedene Formen des Managements und der Administration – es gibt gute und falsche Politiken. Es gibt nicht einfach verschiedene sexuelle Praktiken – es gibt Liebe und Sex. Wir müssen wieder lernen, hart zu argumentieren – auf die Gefahr hin, Menschen weh zu tun. Ihre Betroffenheit, ihr Schmerz ist kein Massstab für die Wahrheit. Und an ihr sollten wir uns trotz allem orientieren. Nur so gelangen wir zu einem Universalismus, der die Menschheit voranbringt.
(Neue Zürcher Zeitung)

Slavoj Žižek

Vice

Slavoj Žižek

Cate Blanchett, Schauspielerin, über die Bedeutung von Geheimnissen
Es wird ja heutzutage oft kritisiert, dass wir uns in den Sozialen Medien ständig selbst präsentieren, und zwar immer von einer bestimmten Seite - und das wir andere Seiten verheimlichen. Aber was ist daran eigentlich schlimm? Selbstverständlich haben wir alle Geheimnisse, die wir nicht zeigen wollen. Wir wissen doch gar nicht, wer wir sind. Ich weiß nicht, wer ich bin, und ich glaube, das geht uns allen so.
(Zeit Magazin)

Ennio Morricone, Filmkomponist, über das Geheimnis seines Erfolgs
Ich gehe stets nach vorne, lerne aus meinen Fehlern und versuche, mich nie zu wiederholen. Bei aller Melodik habe ich auch immer sperrige Elemente in meinen Soundtracks, was ihnen wohl das gewisse "Etwas" verleiht.
(Musikexpress)

Michael Caine, Schauspieler, über die Bedeutung seiner Freunde
I've never said anything nasty to my closest friends. I have 11 closest friends. I was sitting someplace very lonely on location in Africa, and I thought, "I whish my friends were here", and than I counted them. I have 11. I have about 8 now. Three are dead. But none of them have I ever had a row with. We never say things like, "You're great and you're fantastic but you know whats wrong with you?" We never say that. Nothing's wrong with you. Nothing.
(Little White Lies)

Charlie Kaufman, Regisseur und Autor, ob Kunst als Depressionsbekämpfung funktioniert
Maybe. Probably better than the alternative. I don't know if it's a therapy thing for me but I haven't tried not doing it so I don't know the answer. But it's what I do because, in addition to everything else, it's how I make my living so I can't really stop and I guess that's good.
(Little White Lies)

Anomalisa

UPI

"Anomalisa" von Charlie Kaufman

Nicolas Winding Refn, Regisseur, über die männlichen Hauptfiguren in seinen letzten drei Filmen
I am very self-absorbed when it comes to work. If it’s not about me I don’t have an interest, so all three men were incredible alter egos within me. Not to say they weren’t themselves, but I was able to project myself into them and see myself within themselves.
(Deadline)

Slavoj Žižek, Philosoph, über seine Befindlichkeit
Ich bin 66, bald 67 Jahre alt, leide an Diabetes und ein paar kleineren Herzproblemen und habe deshalb aufgehört, wie ein Getriebener durch die Welt zu jetten. In Ljubljana führe ich nun ein halbwegs ruhiges Leben und konzentriere mich auf meine Arbeit. Denn daran hat sich nichts geändert: Ich schreibe immer noch wie ein Verrückter. Ich entdecke gerade, wie viel Vergnügen mir die Misanthropie bereitet. Das Leben in Selbstisolation ist wunderbar.
(Neue Zürcher Zeitung)

Charlie Kaufman, Regisseur und Autor, über die therapeutische Funktion von Kunst
I do think that there's a value or a therapeutic value in putting something in the world that is truly you and havin other people feel that it's true to them. That makes my feel less lonely.
(Little White Lies)

Nicolas Winding Refn, Regisseur, über Kunstkino
“The Texas Chainsaw Massacre” to me is like the art movie of all art movies. It’s more art than Bergman ever made. But yet it’s considered an exploitation movie. I never understand how these definitions come about and how they’re defined. But I’m not an expert.
(Indiewire)

nicolas-winding-refn

Wild Bunch

Elle Fanning und Nicolas Winding Refn am Set von "The Neon Demon"