Erstellt am: 10. 2. 2016 - 08:00 Uhr
FM4 Videopremiere: "Forest" von Like Elephants
Die zwei Begriffe "Dream Pop" und Grieskirchen nebeneinander stehen zu sehen, das hat schon etwas. So wie besagte Stadtgemeinde im Hausruckviertel in Oberösterreich etwas verträumtes hat, so ist auch der Sound des heimischen Quintetts Like Elephants eindeutig aus der Ecke des New Waves der späten 1980er und des Shoegaze der frühen 1990er Jahre.
Like Elephants / Noise Appeal Records
Da flirren verhallte Gitarrenlinien durch einen endlos scheinenden Klangraum, schwebende Synthie-Flächen mischen sich mit dem federleichten Schlagzeugsound, wobei die Basslinien die nötige Bodenhaftung bietet. Victors Stimme klingt dabei zurückhaltend und irgendwie unschuldig, hat jedoch die nötige Präsenz, um sich ins auditive Gedächtnis einzubrennen.
Vor allem mit der neuen Single "Forest", dem Vorboten zum Debüt "Oneironaut", das am 7. April auf Noise Appeal Records erscheint, haben Like Elephants einen richtigen Ohrwurm geschrieben. Dunkler Wave meets sehnsuchtsvollen Indiepop, mit sphärischen Klängen, zurückgelehntem Groove und geheimnisvollen Touch.
Gabriel Hyden hat diese wunderschöne Nummer mit eindrücklichen Bildern umgesetzt. In dem Musikvideo wird mit zwei Parallelwelten gearbeitet. Die eine, in der sich Darstellerin Lena Ruziczka durch die harte, trostlose Realität kämpft und die andere, in der sie wie ein Geist ruhelos durch das unheimliche Unterholz streift. Immer wieder vermischen sich diese beiden Ebenen, die auch zwei verschiedene Bewusstseinszustände repräsentieren könnten. Schließlich geht es der Band darum, mit dem Song aufzuzeigen, was das neoliberale Hamsterrad, in dem wir tagtäglich bis zur Erschöpfung strampeln, aus uns machen kann. Gleichzeitig wirkt die Flucht in eine mystische Traumwelt hier nicht als Anwort, die dem Leiden im Alltag gegenüber gestellt ist. Eher scheint sie die unerfüllten Wünsche widerzuspiegeln, das ungelebte Leben vielleicht.
Like Elephants live:
- 19.2. Stadtwerkstatt, Linz
- 12.4. B72, Wien (CD-Präsentation)
- 16.4. Denkmal, Salzburg
- 18.5. Posthof, Linz
Das alles passt natürlich perfekt zum Titel "Oneironaut" des kommenden Debüts. Der Begriff - wörtlich mit "der Traumreisende" übersetzbar - bezieht sich auf den Klartraum, also auf Menschen, die luzid träumen. Sie versuchen den unbewussten Zustand des Träumens zu beeinflussen. Und so greift diese Verschiebung der Grenze zwischen Realität und Traum auch in den verwaschenen, veträumten Sound von Like Elephants ineinander. Und wenn der hypnotische Schlussteil von "Forest" mit seiner herrlichen Melodie und den dezenten Stimmen verklungen ist, dann kann man sich schon mal wie hypnotisiert auf einen Punkt starrend vorfinden. Wenn nur alle Tagträume so eine schöne musikalische Untermalung hätten.