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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

8. 2. 2016 - 10:00

The daily Blumenau. Fußballwoche KW5/16.

Das heimliche Comeback des Zehners - zum österreichischen Bundesliga-Start; und Wasserstandsmeldungen aus Deutschland. #fuwo

#fußballjournal16

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

2016 wieder regelmäßig. Etwa auch mit einem wöchentlichen Fußball-Update.

Irgendetwas in mir hofft zwar immer, aber eigentlich war damit zu rechnen: die Bundesliga kommt weitestgehend unverändert aus ihrer Winterpause und startet ihre Frühjahrsmeisterschaft praktisch so, wie die Herbstsaison geendet hatte.
Das hat nicht nur damit zu tun, dass sich die Transfers in Grenzen hielten und kaum "Neue" eingearbeitet werden mussten, sondern auch damit, dass die, die vorne mitspielen, eh zufrieden sind und dass die, die hinten drin stehen, über zu wenige strategische Optionen verfügen. Und überhaupt damit, dass bei vielen Entscheidungsträgern der Trend zum Zweitplan oft nicht stärker ist als der zum Zweitbuch.

Eine Mannschaft musste sich ändern - Red Bull Salzburg hatte einen neuen Coach installiert, zwar eher aus Hauruck-Motivationsgründen als mit taktischem Hintersinn; aber da kam die (kleine) Systemänderung quasi als Bonus mit.

Oscar Garcia lässt mit nur einem Sechser spielen und verfügt mit dieser (international mittlerweile durchaus üblichen) Strategie fast über ein Alleinstellungsmerkmal. Fast, weil Ivica Vastics flexible Mattersburger das auch machen und weil es in Gludovatz' Ried-Konzept ähnlich geht. Den Sechser-Job bekam Yasin Pehlivan, den Platz davor Conny Laimer, der mit den Außen (Minamino, Berisha) auf einer Linie agieren sollte. In der Offensive ergibt sich so ein 4-1-3-2, das im Defensivfall sofort in ein 4-4-2 kippen kann. Die Konter-Variante lautet 4-2-4.

Auch unter Garcia spielen die Bullen nicht wirklich über die Flügel, sie verbreitern das Spielfeld und halten sich durchaus in den äußeren Halbräumen auf. Mit dem 4-2-2-2 unter Roger Schmidt hat Oscars' neues Ding trotzdem nix zu tun. Interessanterweise sieht der spanische Coach Talent Lazaro eher weiter vorn und eher zentral; also als hängende Spitze, fast als Zehner.

Und auch beim Gegner Admira gab es einen Spieler, der eine solche Rolle einnahm: Christopher Knasmüllner, das vormalige Supertalent aus dem Bayern-Stall zeigte auch auf schlechtem Geläuf superbe Technik und blendende Übersicht beim letzten und vorletzten Pass.

Wenn man genau hinschaut, dann haben sich noch einige andere in dieser Frühjahrs-Startrunde in einer durchaus vergleichbaren Position versucht. Nutz bei Rapid, Kehat bei der Austria, Stankovic bei Sturm, Perlak bei Mattersburg, bis zu einem gewissen Grad auch Trauner bei Ried - also die Hälfte der Liga. Das ist angesichts der Tatsache, dass der Zehner in Österreich bis vor kurzem als mausetot galt, doch eine veritable Überraschung. Hierzulande hatte man allzu lange das alte Stehgeiger-Bild des Mannes hinter der Spitze (oder gar den Spitzen) vorm geistigen Auge und übersah, dass im hochklassigen Fußball-Ausland bereits eine zeitgemäße Version dieser klassischen Position existierte.

Personell haben nur Lucas Venuto und Thomas Fröschl für veränderte Bedingungen gesorgt. Fröschl beendet die Falsche-Neuner-Periode bei Ried, wo sich ein 3-4-3 festgespielt hat. Und wegen des kleinen Wusel-Brasilianers muss gar der Austria-Kapitän die Seite wechseln - Gorgon rochiert also problemlos.

Als taktisch flexibel bestätigen sich weiterhin Mattersburg und Altach, die ihre Aufstellung fast immer an den jeweiligen Gegner und die Bedingungen anpassen können. Schöttel hat Grödig zu einem 4-3-2-1 verpflichtet, das aufregender klingt als es praktisch aussieht. Dafür interpretiert Lederers Admira das nominelle 4-2-3-1 sehr fluid (siehe Knasmüllner).

Startelf: Kapitän Kulovits, Trimmel, Freistoßschütze Kevin Stöger, Vucur, Okotie und Liendl, Burgstaller und Margreitter, Torschütze Lukas Gugganig, Sabitzer und Ilsanker sowie Robert Zulj.
Einwechsler: Hoffer und Sallahi. Bankdrücker: Pogatetz, Teigl und nach langer Reko Christian Gartner. Verletzt: Marco Knaller. Out: Hoheneder und Wydra sowie Hierländer.

Apropos Zehner: zum Start der hochklassigen deutschen 2. Liga gab es gleich drei Österreicher in dieser Position: Sabitzer in Leipzig, Stöger in Paderborn, Zulj in Fürth - dazu kommt mit Liendl in München einer, der's auch noch könnte, aktuell aber als Achter daherkommt.

Überhaupt war die Saison-Premiere der 2. Bundesliga österreichermäßig ein größerer Erfolg als die in Liga 1. Die Kennziffer der 21 lautet 12 (!) - 2 - 3 - 4 (Startelf, Einwechsler, Bank, Tribüne). Noch dazu besorgten die Wechselspieler Hoffer und Sallahi ein entscheidendes Tor, war ein weiterer Stammspieler verletzt.
Die Bundesliga-Kennziffer lautet 5+1 - 4 - 5+1 - 7, das sieht also weit nicht so gut aus. Star war Einwechselspieler Alessandro Schöpf, der gleich ein Tor erzielte, überraschenderweise ist Martin Stranzl wieder einwechselfit.

Und dann noch ein PS zur letztwöchigen Zu-früh-ins-Ausland-Geschichte: die Kronen-Zeitung zerfetzte dieser Tage die von der Bundesliga angegebene (und von mir netterweise unbeeinspruchte) Liste der 16 in Österreich ausgebildeten Spieler in den 5 Top-Ligen (die ohnehin die 17 anderen außer Acht lassen musste) in der Luft: Gregoritsch, Gspurning, Manninger und Onisiwo etwa verfügen über keine Akademie-Ausbildung, und mit Fuchs, Prödl, Junuzovic, Özcan, Garics und Hinteregger seien auch nur 6 der 16 Stammspieler bei ihrem Verein.