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Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

6. 2. 2016 - 16:26

Flimmern

Eine Woche voller scharfer Erkenntnisse geht mit einem Faschingswochende zu Ende.

Einige Erkenntnisse

Kleinschwanzmänner, die sich, nachdem sie sich einmal im Leben getraut haben eine Frau anzusprechen, die nicht ihre Mutter ist, nennen sich "Pflückkünstler" und verlangen nun, dass Gewalt im Privaten ungeahndet bleibt – nur die Gewalt gegen Frauen selbstredend. Die Gewalt gegen "Pflückkünstler", die diese etwa von grimmigen Boxerinnen zu befürchten hätten, hat diese Woche ein Vorhaben vereitelt, sich in einer Art Idioten-Geheimtreffen in weltweiten Metropolen zu versammeln, um für das "Recht auf Vergewaltigung" zu demonstrieren. Das vollmundig angekündigte Treffen wurde mit der Begründung abgesagt, es könne "nicht für ihre Sicherheit garantiert" werden. Selten hat Feigheit mehr Testosteron geatmet als diese ihre 2.0 Version.

Pick Up

By SKopp (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

SKopp / CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Erkenntnis 2, die schon an Verblüffung grenzt

Richard Lugner telefoniert gar nicht mit Prostituierten. Anstatt dass die Opernball-BetreiberInnen und die Stadtpolizei Richard Lugner einen Orden verleihen, weil er durch sein konsequentes Busenwunder-Heranschleppen den Opernball für die wirklich mächtigen Bösewichte des Kapitalismus unmöglich gemacht hat - und somit indirekt für das Ende der Opernball-Demostrationen verantwortlich ist, die jenen jahrelang so zu Schaffen gemacht haben - wird weiter auf seinem Parvenütum herumgehackt. Es gilt einmal mehr, eine Lanze zu brechen für den Mann des schäbig-glitzernden Glööckler-Chic und sein Selfmademan-mäßiges Dreckwäschewaschen mit aller Kraft und eigenem Geld, gratis, bei diesem blöden, fälschlicherweise "Künstlerball" genannten Event.

Opernball von oben betrachtet

APA/ HERBERT NEUBAUER

Fröhliche Wissenschaft

Der Fusionsreaktor – der Stein der Weisen der Postindustriegesellschaft – ist gezündet. Er heißt "Wendelstein 7", er steht in Deutschland, in ihm ist es heißer als im Sonnenzentrum und er hat zum ersten Mal erfolgreich – kontrolliert - Helium in Wasserstoff umgewandelt. Wendelstein 7 soll unbegrenzt gefahrlose, saubere Energie liefern, eine Sonne auf der Erde, die den Umstieg zu Elektroautos, Wüsten-Bewässerung und sauberer Energiepolitik ermöglichen wird – und zur Voll-Automation: Niemand wird dann mehr im sekundären Sektor arbeiten müssen, saubere Maschinen und 3D-Kopierer bauen iPhones und Barbiepuppen aus alten Petflaschen zusammen, derweil haben alle genug Zeit, die Zwölftonmusik weiter zu entwickeln oder mit der Oma Halma zu spielen, statt in Ölbohrlöchern herum zu kriechen…

The 'Wendelstein 7- X' nuclear fusion research centre at the Max- Planck- Institut for Plasma Physics (IPP) in Greifswald.

EPA/ STEFAN SAUER

Wendelstein 7 Research Centre in Greifswald

Dazu muss aber begleitend und möglichst demokratisch die Lohn- und Einkommensteuer durch eine "Maschinen-Steuer" oder "Steuer auf Produktionsmittel" ersetzt werden, wie sie schon zu sowjetischen Zeiten als einzig gerechte Steuer vorgeschlagen worden war – wenn auch nicht von westlichen Inhabern dieser Produktionsmittel. Und das wird dann ein weit schwierigeres Unterfangen als das Bauen des Fusionsreaktors. Wie ein in letzter Zeit auch von populistischen Politikern gerne zitierter Philosoph schon schrieb: "Es ist leichter, sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus."