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Felix Knoke Berlin

Verwirrungen zwischen Langeweile und Nerdstuff

5. 2. 2016 - 16:20

Californium: Philip K. Dick als Computerspiel

Californium ist der spannende Versuch, Philip K. Dicks verwinkelte Gedankenwelten als Computerspiel umzusetzen. Ich hab mir die Demo angeschaut und mit den Entwicklern geredet.

"Wenn Sie diese Welt schlecht finden, sollten Sie einmal ein paar von den anderen sehen", heißt der berühmte Spruch des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick. Man könnte auch sagen: Das, was Du nicht weißt, mag zwar verdammt erschreckend für dich sein. Aber noch beunruhigender ist, dass Du weißt, dass du es nicht weißt. Am allerbeunruhigendsten aber ist, dass diese anderen Welten in dir drin sein könnten - und dass es keinen Unterschied mehr gibt zwischen drinnen und draußen, wenn man sich einmal darauf einlässt.

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Es sind solche psychotisch-neurotischen Gedanken, die Philip K. Dick als Autor stark machen - und an denen man etwa als FilmemacherIn scheitern muss. Zu vielschichtig sind seine Texte, zu vertrackt seine Welten und zu verwirrt seine von der scheinbaren Wirklichkeit überforderten Protagonisten.

Ein französisches Entwickler-Team hat deshalb einen anderen Ansatz gewählt: Mit Californium erschufen sie ein wundersames kleines Computerspiel rund um Philip K. Dicks psychdelisch vertrackte Gedankenwelten.



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Identitäre Verwirrspiele
Natürlich arbeiten viele Computerspiele mit denselben Fragen, wie sie Dick aufwirft – aber meistens eben nur sehr oberflächlich, als Plot-Device oder Mystery-Salz in der Story-Suppe. In Californium stehen diese Frage um die Realität im Zentrum.

Als Spiel funktioniert Californium ganz einfach: Man erkundet als Schriftsteller-Versager eine hochstilisierte Welt und legt in ihr verborgene psychische und physische Schichten frei. Spielerisch macht Californium dabei viel falsch. Es ist zäh und umständlich, fehleranfällig und unfair. Man fühlt sich allein gelassen in einer rätselhaften Welt. Und wenn man gerade denkt, etwas verstanden zu haben – spielerisch und erzählerisch – geht der Sinn wieder flöten.

Laut den Californium-Produzenten, mit denen ich anlässlich der Premiere auf der Transmediale in Berlin gesprochen habe, sei das durchaus Absicht. Aber so ganz nehme ich ihnen das nicht ab. Dafür ist Californium zu kantig und - in der Demoversion - unausgereift und fehlerhaft.

Aber eben genau das hat mir so viel Spaß gemacht. Letztlich geht es bei Californium nämlich um Kontrolle, auch über die eigenen Wünsche. Und so wie sich im Spiel psychedelisch die Welt immerzu unter den Augen der Spieler wegduckt, zuckt und nicht zum Stehen kommt, flackert auch das Spiel als Code-Gebilde.

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Californium ist damit nicht nur ein gelungener Versuch, ein Computerspiel aus Philip K. Dicks Gedanken zu machen, sondern auch eine Studie über Computerspiele: Denn auch in ihnen sind die Grenzen zwischen Kontrolle und Kontrolliert-Werden noch lange nicht ausgekundschaftet.

Am 16. Februar erscheint Californium, das Computerspiel zum Download bei Arte und bei Steam.