Erstellt am: 31. 1. 2016 - 13:40 Uhr

"1995 ASS INTERNET LOOKING REDDIT SHIT!"

Mike Patton, Tunde Adebimpe und Doseone sind Nevermen. Sie haben das Internet besucht und einige Fragen von Fans beantwortet.

Als Tunde Adebimpe mit TV On The Radio auf dem FM4 Frequency Festival aufgetreten ist, hat er schon vorsichtig ein paar Worte über sein neues Band-Projekt verloren: Gemeinsam mit dem Rapper Doseone (u.a. Mitbegründer des Indie Hip Hop-Labels Anticon) und dem Stimmband-Akrobaten und Tausendsassa Mike Patton hat er die Nevermen ins Leben gerufen. Das erforderte viel Speicherplatz, viel Bewegung in der Cloud und eben viel Zeit: Nach sieben Jahren Entstehungsarbeit ist das selbstbetitelte Debütalbum nun seit Ende Jänner draußen. Er könne es kaum erwarten, es seien ungewöhnliche Lieder und er wisse nicht, wie diese Songsammlung auf die Fans wirken würde, meinte er im Interview-Kammerl am FM4 Frequency Festival.

Ipecac / Lex

Es ist eines der wenigen Alben, das genauso klingt, wie man es sich vorgestellt hat: Ein collagenhaftes Hörspiel-Album. Die drei Kreativ-Köpfe pflegen einen einzigartigen Pop-Begriff. Sie nehmen einen rohen Diamanten und klopfen diesen nach einer gemeinsamen Melodie ab. Es ist „all over the place“.

Der Track „Tough Towns“ hat die Dringlichkeit, die man auch an TV On The Radio zu schätzen gelernt hat. Ein Song gewidmet an folgende Leute: „Anyone remotely young, feeling inexplicably inspired in the ‘nowhere’ they are from. May you soon escape with style into elsewhere!” Im Track Mr. Mistake hört man die drei eigenwilligen Stimmen in perfekter Harmonie und mit einer Botschaft, die wahrscheinlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist: „Make no mistake!“ meinen die Nevermen.

Der beste Song des Albums ist der Opener „Dark Ear“ – er mutet wie ein „work song“ des 21.Jahrhunderts an. Es wird nicht mehr Baumwolle gepflückt, aber Sklaventreiber gibt es trotzdem in unserem Leben. Der Song könnte uns daran erinnern.

1995 ASS INTERNET LOOKING REDDIT SHIT
Am Tag vor der Veröffentlichung des Albums haben sich die Nevermen vor dem Internet der 90er Jahre eingefunden um auf reddit.com eine Ask Me Anything-Stunde auszurufen. Also Fragen der Fans zu beantworten. Alle drei Mitglieder sind nicht für ihre Mundfaulheit bekannt. Mike Patton´s Schlagfertigkeit kann man sich hier zum Beispiel zu Gemüte führen. Patton, der vor kurzem seinen 48.Geburtstag gefeiert hat, hat mit Faith No More nicht nur die MTV-Generation geprägt, er ist einer der wenigen Musiker, die sich sowohl mühelos im Mainstream als auch im undergroundigen obskuren Genre-Kabinett bewegen und dort Credibility ausstrahlen.

Die AMA-Fragen reichten von „Wanna get hitched“ bis zur Aufklärung rund um die Banddynamik, das Artwork und die Tour. Eigentlich sollten die Nevermen nämlich nächste Woche on the road sein. Die Termine sind „due to an illness within the Nevermen family“ abgesagt worden. Mike Patton dazu: "No news yet on tour dates. Stay tuned. All I can say is STDs are no laughing matter."

Nachgefragt wie das Album live umgesetzt wird, meint Doseone "a BIT of "PUTER" due to breadth of instrumentation and gizmos on the record, but shit will be FREAKED, and yes some friends to play with us, the JOY and WORK is getting our 3 HeadedFrontDude on, despite the postponement of the tour, I'm still 600% stoked to get show on the road!"

Ipecac / Lex

STREETFIGHT CHILDHOODSLEEPOVER tight

Zur Banddynamik wird immer wieder darauf hingewiesen, dass es keinen Bandleader gibt - so lässt sich wohl auch der Bandname Nevermen erklären. Patton meint, Doseone war die treibende Kraft, dieses Projekt zu verwirklichen. Zum virtuellen Awwww-Bromance-Moment kommt es als Doseone tippt: "Honestly BEST thing about this record besides having "MADE" it, was becoming friends, i RIDE for both these dudes know, like STREETFIGHT CHILDHOODSLEEPOVER tight:) some record recording suck the relationship out a bands relationships, this process did the opposite!"

Und: "What would a Nevermen pizza be topped with?"
Patton: "Love"

Ein weiterer User meint: "I really want to come up with a deep, sensible question.... But i have nothing!! So all i got is Mike...would you prefer to be attacked by one horse size duck or 12 duck size horses!"

Patton: "I'll go with the little horses. I grew up a cowboy, I can wrangle em."

Die Nevermen Fans fragen nach Musikempfehlungen und während Mike Patton sagt "I dont play much new music", empfiehlt Doseone unter anderem Oneohtrix Point Never, Garden of Delete und Holly Herndon.

Schließlich wird auch Lebensberatung betrieben. Ein Fan fragt, wie man seine eigene Schüchternheit überwindet um ein besserer Performer zu werden. Sich überhaupt traut, live zu performen. Doseone meint "You really have to just "suck" until you don't, that is exactly how I got where I am today! And moreover how every band I am in sounds and feels the first day of rehearsals....you suck until you don't, even at your own songs:)"

Tunde Adebimpe schießt nach "As far as getting over the mental hurdles and just doing it, I've never felt "comfortable" before a show. I'm always pretty nervous, and it's a good thing. I think being nervous means that what you're doing actually means something to you. I feel like performing is kinda like jumping off a cliff, keeping in mind that all you gotta do is land. As long as you land, you can get out of there, and it's more about your good (or weird) time while you're up there than anyone else's. I'd just keep working, get a bunch of songs together and play one in front one person, then a few more (friends) just to get used to it. The more you do it, the more you'll realize can be fun, even when it's a disaster. Also, just recording and putting that out and not performing live is also totally TOTALLY fine. You can do it however you want, as long as it keeps your heart going!"