Erstellt am: 28. 1. 2016 - 12:21 Uhr
Nackt wäre vermutlich am besten
Worldwide Festival 2009: Todd Terje sitzt am Strand und wartet mit zwei prall gefüllten Plattentaschen auf seinen Auftritt. Zum damaligen Zeitpunkt überschwemmt der Norweger seit bereits zwei Jahren den Planeten mit feinen Edits von mehrheitlich Disco Stücken, aber auch eine Modern Talking Verwurstung ist ihm nicht zu blöd, das passt zu seinem Humor. Über 100 dieser Remixes gehen zu diesem Zeitpunkt bereits auf sein Konto, es sind vorsichtige Bearbeitungen mit Gefühl für das Original, gute Übungen zum Verfeinern des eigenen Könnens und ein Garant für einen vollen DJ Kalender. Todd ist barfuß und ganz klar einer der freundlichsten Menschen der Welt.
Christian Davidek
Ende 2012 kreuzen sich erneut unsere Wege im Stattbad in Berlin. Im Poolfloor rasten die Leute zu Elektro Guzzi aus, Todd Terje zerlegt den riesigen Keller mit "Inspector Norse", seinem ersten eigenen Hit, das kann man ruhig so sagen. Das Publikum hat mehrheitlich die Hände in der Höhe, Todd blättert seelenruhig in seinen sauber sortierten CDs, die in zwei länglichen Karteikästchen neben den Playern stehen, auf jeder CD ist nur ein Lied. Keine Hast, kein Gehabe. Keine Schuhe. Er ist einer der besten DJs der Welt und spielt in Socken, "da spürt man mehr Vibrationen", soll er später einmal in einem Interview mit The Fader sagen. "Nackt wäre vermutlich am besten".
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
2014 veröffentlicht Todd Terje sein Debut in Langform und nennt es scherzhaft "It's Album Time". Sein Banger "Inspector Norse" ist zu diesem Zeitpunkt bereits über ein Jahr alt und trotzdem einer der definierenden Momente des Werkes. Ein instrumentales Arpeggio Monster in guter Gesellschaft von weiteren Bangern (Strandbar), schrägen Jazzreferenzen (Alfonso Musketunder) und Brian Ferry als Gastsänger ("Johnny und Mary", im Original von Robert Palmer). Eine bizarre Fake Doku begleitet "Inspector Norse", das Artwork ist unverwechselbar und trägt auch zur Marke bei, die er langsam wird. Zeitgleich überlegt Todd Terje, wie sich seine Musik live ohne Laptopglotzen umsetzen lässt. Heute (Freitag, 29.1.) in der Grellen Forelle werden wir es erleben und ich frage mich, ob er den Spleen des schuhlosen Auftretens beibehalten hat.
Christian Davidek