Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Foals Went Down"

Christian Pausch

Irrsinn, Island, Ingwer.

27. 1. 2016 - 10:34

Foals Went Down

Die britische Band hat ihren Tourauftakt in Wien gefeiert.

Hinter der Band auf der Leinwand steht meterhoch der blühende Lavendel - zumindest scheint es kurz so, als das projizierte Gebüsch in dunkles Lila getaucht wird. Wundern würde diese Referenz nicht, ist doch "What Went Down" - das vierte Foals-Album - in Saint Rémy in der Provence entstanden, wie Kollegin Derntl wunderbar aufgeschlüsselt hat.

Doch von duftenden Blumenwiesen fehlt bei diesem Konzert im Wiener Gasometer jede Spur. Es ist eine druckvolle Show, mit der die Foals ihre Tour einläuten. Statt Blumenduft gibt es Schweiß, Angst und Pressure - und das ist genau das, was ich mir erhofft hatte.

foals

Christian Stipkovits | FM4

Jeder Griff in die Gitarre von Frontman Yannis Philippakis und seinen Kumpanen wirkt, als würden muskelzerrende und Knochen-zermalmende Gewichte gestemmt werden. Es ist kein Singer/Songwriter-Pop, der hier gespielt wird, es ist wütender und emotional niederschmetternder Rock.

Es gibt Stage-Diving und Sätze wie "Are you ready Vienna!!!?" oder "You guys are fuckin' awesome!!" werden ins Mikrofon geschmettert, ohne jemals aufgesetzt zu wirken. Aus der Math-Rock-Band ist eine Stadion-Rock-Band geworden und es steht ihnen, besser als allen Bands, die von Anfang an versuchen, Stadion-Rock zu machen. Foals haben sich entwickelt, und zwar in die richtige Richtung. Das haben sie hier in Wien eindrucksvoll bewiesen.

Das Publikum ist von Anfang an mit an Board, schon bei den ersten Songs wird geklatscht, geheadbangt und gestampft. Druck ablassen, das kann man bei Foals besonders gut. Und das, obwohl auch die ruhigen Songs des neuen Albums gespielt werden. Besonders "Knife in the Ocean" als vorletzter regulärer Song wirkt fast wie eine Hymne - die bewundernde Anspannung in der Menge ist groß und diesen Respekt spürt auch Sänger Yannis.

Als Dankeschön besprenkelt er die ersten Reihen mit Wasser, wie ein Priester, der uns vom Leiden erzählt, nur ganz ohne uns Schuld aufzubürden. Alte Hits, wie "Blue Blood", "My Number", "Spanish Sahara" (Gänsehaut!) oder "Inhaler" werden genauso gespielt, wie die neuen Supersongs "Mountain At My Gates", "London Thunder" und natürlich "What Went Down" als erste Zugabe.

Bei den letzten Noten von "Albatross" kniet Philippakis nieder und man will es ihm gleich tun. Das war ein Abend zum Niederknien. Wirklich.