Erstellt am: 24. 1. 2016 - 11:39 Uhr
Der Wahnsinn, der uns warm hält
Paaarty!
Alle Stories zum FM4 Geburtstagsfest 2016
"Wenn eines sicher ist, dann dass es am FM4 Fest schneit", erzählt mir jemand zu Beginn des Abends noch draußen, vor der Ottakringer Brauerei, neben der großen, gelben Ente, die wie ein Schutzpatron über diese Nacht heute wachen soll. Bevor der Schnee noch zu Matsch wird, in dieser gemütlichen Eröffnungsphase des nüchternen Optimismus.
Radio FM4 / Christian Stipkovits
Drinnen ist es noch relativ entspannt, kurz bevor die Fat White Family, A Life, A Song, A Cigarette und Farewell Dear Ghost den Abend eröffnen. Im Aquarium, dem neonfarbenen Selfie-Schlauch des Fests pflücken die ersten Gäste Heliumballons von der Decke. In manchen befindet sich heute die eine oder andere Überraschung, die gegen Preise wie Soundselections eingelöst werden kann. Für die Leute sind aber schon die Ballons Geschenk genug. Sie binden sie sich um die Handgelenke, damit man sich später im Gemenge nicht aus den Augen verliert. Denn sehr voll soll es auch heuer wieder werden.
Radio FM4 / Christian Stipkovits
Bis dahin bleibt noch Zeit zum gemütlichen Plaudern, zum Flipper spielen bis der kaputt geht, zum Tischfußball spielen, bis der Ball verloren geht. Zum Mutmaßen, wer denn heute das musikalische Highlight dieses Abends werden wird. Die Fat White Family, diese "letzte Independent-Band der Welt", könnte eines davon sein.
Lias Saoudi betritt dann in der Margot Tennenbaum-Jacke die Bühne, bevor die Band mit ihrem herrlich-hypnotischen Post Punk den Raum füllt. Die ersten paar Takte bringen dann auch tatsächlich zahlreiche Partygäste in den Keller, nicht alle bleiben aber bis zum Ende. Der kalte Wind aus Großbritannien ist nicht jedermanns Sache, vor allem bei dem Wetter. Da kann man sich in den Soundwolken von Farewell Dear Ghost ein Stockwerk drüber schon besser aufwärmen.
Radio FM4 / Patrick Wally
"Es ist jetzt für uns an der Zeit unsere Wunden zu lecken", erzählt eine vom langen Touren erschöpfte Antilopen Gang im Vorfeld ihres Konzerts im Interview. Spürbar ist das aber nicht: Die Wohnzimmer-Bühne gehört ihnen, die Aufmerksamkeit des Publikums auch, das zufrieden mit ihnen durch ihr Set bounced.
Im Keller veranstalten Grossstadtgeflüster gleichzeitig ihre eigene Party, bei der man nostalgisch an die prachtvollen Höhepunkte der Nu-Rave-Ära erinnert wird. "Fickt-Euch-Allee" war 2015 ja ein bisschen die Hymne des Jahres, das wird auch sehr gerne mitgesungen. An "Ich muss gar nichts" kann man sich im Publikum aber auch noch sehr gut erinnern. Wir zweckentfremden die Lyrics dann passend zur Situation im Keller: "Ich seh' gar nix außer Säulen, Treppen und Gedränge". Haha, lustig, finden wir.
Radio FM4 / Patrick Wally
Lustig ist es auch noch im Aquariumsschlauch, wo die letzten Ballons als stimmenverändernde Helium-Spaßmacher eingesetzt werden. Gleich daneben, im Badezimmer, spielen dann auch gleich Isolation Berlin, die geheimen Headliner des Abends. "Wir spielen jetzt noch ein Lied", sagen die. "Und dann noch eins, und dann noch eins, und dann noch eins..." Zu zweit wird die Bühne heute mit Western-Gitarren bespielt, am Konzert am 5. Mai im Wiener Rhiz will man dann aber in voller Besetzung auftauchen. "Der Wahnsinn hält mich warm", wird aus "Alles Grau" zitiert und damit der Moment sehr schön zusammengefasst.
Radio FM4 / Christian Stipkovits
Nebenan spielen zur selben Zeit Bloc Party, Kele soll ohne Schuhe auf der Bühne stehen. Wir bekommen das alles gar nicht mehr mit, das Wohnzimmer ist voll. Da zieht es uns schon eher zum Frischluft schnappen nach draußen, wo es mittlerweile auch schon schön erfrischend stürmt.
In 30Min sind sie auf der Bühne #FM4Fest davor gibt es aber noch Torte mit @BlocParty #FM4ichhabtorte pic.twitter.com/7KYQTIFNQT
— Radio FM4 (@radiofm4) January 23, 2016
Headliner gibt es irgendwie viele heute am Geburtstagsfest - die Headliner der Herzen spielen dann noch: Duscher und Gratzer, samt ihrer Mitgröhlhymne "Nadine" und einem sie feiernden Publikum. Einen Stock drüber wird auch gefeiert, ein allerletztes Mal heute noch, mit dem Überraschungsact Digitalism.
Radio FM4 / Franz Reiterer
Beim Nachhausegehen taucht dann doch wieder Isolation Berlin im Kopf auf, mit ihren Stunden zuvor gemachten, prophetischen Ankündigungen, die sich jetzt bewahrheiten sollen: "Wie ein Vollidiot stolper' ich hilflos durch den Schnee. Ich hab so vieles ausprobiert, mein Herz tut immer noch so weh." Herzschmerz, bis zum nächsten Jahr dann, bis zum nächsten gemeinsamen Feiern.
Very very special guests #FM4Fest: Ihr und @digitalism 🙌👍✌ pic.twitter.com/lf2cG6FOig
— Radio FM4 (@radiofm4) January 24, 2016
P.S.
Die Livesendung vom FM4 Geburtstagsfest gibt es für sieben Tage zum Nachhören im FM4 Player. Und: Über die kommende Woche verteilt gibt es online auch Videos der besten Konzerte und on air Mitschnitte der Live-Gigs vom FM4 Geburtstagsfest.