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Viktoria Waldegger Innsbruck

Fishing for stories in Innsbruck.

22. 1. 2016 - 14:57

Nur noch kurz den Winter retten

Die Winter haben sich verändert – der Schnee kommt später, unregelmäßiger, die Temperaturen steigen. Eine Folge des Klimawandels. Ein paar junge Wintersportler in Innsbruck wollen das nicht hinnehmen.

"Man muss ja nur aus dem Fenster schauen. Der Winter ist anders geworden. Es ist einfach Zeit, dass wir Wintersportler aufstehen für das was wir lieben.“ sagt Dani Hochmuth. Gemeinsam mit Berni Mayer hat die 26-Jährige Snowboarderin vor einem Jahr POW Austria gestartet – eine Tochter-Organisation von „POW International“, gegründet von Freeride-Legende Jeremy Jones. Als Profisportler hat er selbst erlebt, wie sich Berge und Schnee verändern, und wie der Mensch der Natur zusetzt.

Halfpipe ohne Schnee

Seb Jam

Back to nature

Das geht auch den Mitgliedern von POW Austria so. "Mich stört's, wenn am Wochenende ein Riesenstau ins Zillertal ist, obwohl der Bus gratis ist. Mich stört's, wenn Müll am Berg bleibt. Mich stört's, wenn bei Weltcup-Rennen Plastikbecher herumliegen und mich stört's wenn in Skihütten argentinische Steaks angeboten werden. Wir hintergehen die Natur gerade“. Dani sagt das mit viel Herzblut, Berni liefert die sachlicheren Informationen dazu: "Wir wollen niemandem vorschreiben, wie er zu leben hat“, sagt er. "Aber wir glauben, dass wir mittlerweile alle über unsere Verhältnisse leben. Und es schadet nicht, darüber wieder nachzudenken“.

PSA15 - Protect Our Winters Austria from Protect Our Winters Austria on Vimeo.

United powers

Vieles wäre ja auch gar nicht so schwer: Mal den gratis Bus ins Skigebiet nutzen oder zumindest eine Fahrgemeinschaft bilden. Das Skigebiet ums Eck ausprobieren anstatt stundenlang zu fahren oder zu fliegen, den Müll vom Berg einfach wieder mitnehmen. Dinge, die eigentlich jeder Einzelne leicht umsetzen kann. POW Austria will aufrütteln und auf diese Kleinigkeiten aufmerksam machen, etwa mit Filmabenden oder Vorträgen an Schulen. Das allein reicht aber noch nicht: Deshalb spricht POW Austria auch mit Politik und Industrieriesen, wie etwa großen Outdoor-Kleider-Herstellern. Um mehr Impact zu bekommen, haben sie sich da auch mit bestehenden Klimaschutzorganisationen wie System Change zusammengetan. Und vor allem auch lokal will POW Austria Veränderungen sehen: "Wir sprechen zum Beispiel auch mit Seilbahnbetreibern, um herauszufinden, wie sie ihr Skigebiet effizienter und umweltfreundlicher gestalten können. Da gibt's schon langsam ein Umdenken“, erzählt Berni

Du willst mithelfen, den Winter zu retten oder POW von deinem Ort aus unterstützen? Alle Infos gibts hier

Menschen Herz POW

Seb Jam

Riders Alliance

Hilfe bekommen sie dabei von vielen professionellen Ridern. Die kämpfen bei POW nicht um Medaillen, sondern für die Zukunft ihres Sports. "Wir sind keine Engel, wir reisen viel für unseren Sport. Ich bin auch schon mit dem Helikopter auf den Berg geflogen. Aber wir müssen jetzt etwas ändern, sonst gibt es unseren Sport bald nicht mehr“, sagt Snowboarderin Aline Bock. Als Botschafterin ist sie bei POW Austria dabei, genauso wie Freeskierin Lena Stoffel: "Wir sind leidenschaftliche Skifahrer und Snowboarder, und lieben den Winter und den Wintersport. Deswegen kämpfen wir dafür“. Die Wintersportszene ändert sich langsam, erzählt auch Rider Mitch Tölderer. "Wir haben jetzt schon viele Freeride-Filme in Europa gedreht. Wer Wildnis will, muss nicht nach Kanada fliegen. Das gibt’s alles in Europa, und das wollen wir mit den Filmen wieder zeigen“.

Rider mit Schild keine Sitzheizung

Seb Jam

Riders mit POW Tafel

Seb Jam

Now or never

Wintersport ist jung, hip, und lockt viele Leute an – damit will POW Austria etwas bewegen. Die Lösung für den Klimawandel hat auch POW Austria nicht – aber nur darauf warten, dass andere sie finden, wollen Dani und Berni auch nicht. :“Wir wissen, dass POW Austria nicht die Weltprobleme lösen oder den Klimawandel sofort stoppen wird. Aber es ist einfach wichtig, dass wir jetzt etwas tun, nicht erst in zehn Jahren. Wir müssen gemeinsam diskutieren und Lösungen finden. Angeprangert wurde die letzten 20 Jahre, das hat gar nichts verändert.“