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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

20. 1. 2016 - 16:38

Kartonbrille auf der Nase

Virtual-Reality-Erlebnisse müssen kein teurer Spaß sein. Mit Google Cardboard (und Varianten) kann man mit fast jedem aktuellen Smartphone in den virtuellen Kaninchenbau springen.

Google Cardboard

Robert Glashüttner

2016 ist das Jahr der Virtual Reality. Viele fiebern schon seit Monaten der Markteinführung von Geräten wie Oculus Rift oder HTC Vive entgegen. Eine VR-Brille, die bereits seit Ende 2014 erhältlich ist, ist Google Cardboard - eine gewitzte Lo-Fi-Variante von Virtual Reality aus Pappe, Linsen und deinem Smartphone. Die Linsen sind seit der Markteinführung verbessert worden, und mittlerweile kann man damit teils verblüffende Dinge erleben, die bis vor kurzem nur mit teuren Lösungen wie dem Pioniergerät Oculus Rift möglich waren.

"VR Chat" - ein unerwartet tiefer Kaninchenbau
Burstup über eine Virtual-Reality-Plattform zum Selberbauen.

Hochschaubahn oder Horror?

Bereits jetzt gibt es Virtual-Reality-Klassiker: Zum Beispiel Hochschaubahn fahren oder in einem Gruselzimmer eingespert sein, in dem immer dann etwas Arges passiert, wenn man gerade nicht hinsieht. Auch toll ist, wenn man über eine Großstadt schwebt oder mit Kopfbewegungen eine Figur in einem VR-Spiel lenkt. Das Kernelement bei modernen Virtual-Reality-Brillen ist immer die 360-Grad-Bewegung. Man kann in alle Richtungen schauen und auf diese Weise etwa sehr anschaulich seine Urlaubsplanung durchführen. Remember "Street View"? Das ist nun auch VR-kompatibel. Ob es einem in den Schottischen Highlands, der Arabischen Wüste oder der US-amerikanischen Kleinstadtidylle besser gefällt, weiß man eben erst, wenn man dort ist - und sei es nur virtuell.

FM4-MitarbeiterInnen mit Google Cardboard am Kopf.

Robert Glashüttner

FM4-Mitarbeiter/innen Gersin Livia Paya, Christoph Sepin und Kathi Seidler (v.l.n.r.) testen Google Cardboard im Star-Wars-Design.

Wer vor ein, zwei Jahren bereits die Prototypen von Oculus Rift probiert hat, wird erstaunt sein, wie vieles davon heute mit günstigen Lösungen wie der Kartonbrille möglich ist. Zwar ist es nicht ganz fair, Google Cardboard (Kostenpunkt rund 15 Euro) mit State-of-the-Art-Geräten wie etwa Oculus Rift (Kostenpunkt rund 700 Euro) zu vergleichen, da man ja zur Pappbrille auch ein (modernes) Smartphone braucht - aber ein Smartphone haben viele Menschen sowieso, da fällt die kleine Investition in ein paar Linsen und einer kleinen Kartonvorrichtung kaum ins Gewicht.

À propos Preise: Die dazugehörigen VR-Apps sind - sowohl im Google Play Store als auch in Apples Appstore - zahlreich und in den meisten Fällen kostenfrei. Viele Entwickler/innen experimentieren derzeit noch herum, was möglich ist und welche Erlebnisse besser oder schlechter funktionieren. Da will man in erster Linie mal zeigen, was man drauf hat, anstatt Geld dafür zu verlangen. Als Einstiegs-Apps eignen sich etwa das umfangreiche Tutorial "Cardboard", das Bienenflugspiel "Lamper VR", die Storytelling-Sammlung "Vrse" oder das bereits erwähnte "Street View". Am sinnvollsten ist es aber, sich einfach selbst durch das Angebot zu wühlen und von App zu App zu hanteln. Alleine mit der Suche nach virtual reality ist man mal eine Weile mit dem Durchsehen beschäftigt.

Google Cardboard

Robert Glashüttner

Idealer Einstieg

Der einzige Nachteil an Google Cardboard ist der Umstand, dass man sich die Brille nicht an den Kopf festschnallen kann, sondern sie immer halten muss. Deshalb wird es nach spätestens zehn Minuten am Stück etwas anstrengend - nicht nur für die Arme sondern auch für die Augen. Als Einstieg, um zu sehen, welches Potenzial in der modernen Virtual-Reality-Technik steckt, ist Googles Kartonbrille - und übrigens auch viele Varianten davon von anderen Herstellern - ideal geeignet. Und es ist eine gelungene Überbrückung der Wartezeit, bis dann die "großen" VR-Brillen später dieses Jahr erscheinen werden.