Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "I tried my best to hide in a crowded room"

Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

17. 1. 2016 - 16:08

I tried my best to hide in a crowded room

Der Song zum Sonntag: Porches - "Be Apart"

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken

Die Behauptung der selbstgewählten Isolation gibt uns Saft. Die Geste der Abgrenzung gegenüber der blöden Welt da draußen und den blöden Menschen in ihr lässt uns an unsere Besonderheit glauben, auch wenn wir eh mal wieder bloß durchschnittlich gewesen sind. Und die Lieder, die sie ständig singen, sagen mir nichts über mich und mein Leben.

Der in New York ansässige Musiker Aaron Maine singt in der aktuellen Single seines Projekts Porches das gute alte, immer wieder neu durchleidbare Lied vom bittersüßen Grübler in der einsamen Stube. "Be Apart" heißt der Song, und an der Oberfläche singt Maine genau davon, dass er genau das will: Im Abseits sein.

Porches

Domino Records

Aaron Maine, Porches

Maine ist vor gar nicht langer Zeit von der Provinz in die blinkende Metropole gezogen und inszeniert sich in seiner Musik gerne als Danebensteher und Loner, der immer leicht seitlich am Rande des Geschehens vorbeidriftet. Sich darin gefällt. Für sich selbst ist er dabei freilich im Mittelpunkt und schaut mit mal großen, meistens mit noch vom Schlaf verklebten Augen.

Unter dem Namen Porches hat Maine in Eigenregie und vom Radar kaum wahrgenommen schon einige Platten veröffentlicht, demnächst erscheint über den Indiegiganten Domino Records sein, wenn man so will, erstes richtiges Album. "Pool" wird die Platte heißen und den jungen Mann Porches zu einem kleinen Star für im Schlafzimmer wohnende Chillwave-Vermisser machen.



Frühe Arbeiten von Porches waren noch geprägt von aschgrauer Liedermacherei an der akustischen Gitarre und angefolktem Trübsals-Indie, mittlerweile geht der Weg in Richtung putziger Anfänger-Elektronik, Schwundstufen-Wavepop und Disco für Leute, die lieber gar nicht tanzen wollen. Lieber in der Ecke rumstehen, sollte man es überhaupt mal aus dem Haus geschafft haben.

"I leave the house, and now my body moves, it is so physical", singt Maine gleich in der ersten Strophe von "Be Apart", eine wohliges Synthesizer-Thema trägt ihn hinaus in die Nacht. Der Beat bleibt betont dünn, unterkühlt, auch wenn hier also doch eine "Körperlichkeit" besungen wird, eignet sich dieses wunderliche Liedchen wohl grade noch am ehesten zur Untermalung eines in Zeitlupe aufgenommenen Slowdance in der in Pastell weichgezeichneten Dorfdisko.

Aaron Maine sehnt sich nämlich natürlich ebenso nach der Umarmung - "be apart", das singt sich dann klarerweise auch wie "be a part". Der Minimalismus, das Entrückte in der Musik unterstreicht das Dilemma. Im Nachtclub kann man die Einheit, die Entgrenzung und die Anonymität feiern. Danach geht man nachhause. Ein kurzes Lied über ein Gefühl, diffus und vage, tief eingebrannt.