Erstellt am: 17. 1. 2016 - 11:23 Uhr
Weltraumkrümel
reprodukt
Der Comic-Boom der letzten Jahre ist besonders dem Marketingbegriff Graphic Novel zu verdanken. Er hat geholfen, Comics als Medium zu präsentieren, das schwierige Themen und komplexe Geschichten vermitteln kann und nicht nur was für Kinder ist. Auch in Buchhandlungen schlägt sich die enorme Auswahl und Diversität, die Comics zu bieten haben, langsam nieder. Anstatt eines halben Regals, das hauptsächlich von Asterix & Obelix besetzt ist, findet man mitterweile zunehmend ganze Abteilungen im Laden, wo die Bestseller von Joe Sacco bis Marjane Satrapi zu finden sind. Oder auch die Arbeiten von Craig Thompson. Für sein autobiographisches Comic Blankets und sein fast 700 Seiten starkes Habibi hat er international viel Anerkennung geerntet und einige der wichtigsten Preise der Comicbranche abgestaubt. Mit seiner letzten Arbeit Weltraumkrümel (im Original Space Dumplins), verlässt Thompson allerdings dieses gewohnte Terrain und wendet sich an Kinder und Jugendliche.
Violet lebt mit ihren Eltern in einem Wohnwagen-Raumschiff, und sie kommen finanziell gerade so über die Runden. Mama arbeitet als Designerin in einer Modefabrik und Papa sammelt den Dung von Weltraumwalen ein, der zu Treibstoff verarbeitet werden kann. Um das knappe Budget der Familie aufzubessern nimmt Violets Vater einen geheimen Auftrag in Zusammenhang mit Weltraumwalen an und verschwindet plötzlich. Violet macht sich auf eigene Faust auf die Suche, um ihren Vater zu retten. Dabei wird sie unterstützt von ihren Freunden Elliot und Zacchäus. Elliot ist ein ängstliches aber sehr gebildetes Hähnchen und Zacchäus gehört den Lumpkins an und sieht aus wie eine kleine, orangene Käferbohne mit Gliedmaßen und Fühlern.
reprodukt
Die Geschichte ist kinderfreundlich und für ältere LeserInnen eher mittelspannend. Es kommen zwar viele Details vor (wie zum Beispiel die Hühner in Massenhaltung, die aufgrund der Hormonmanipulation enorme Intelligenz entwickeln und sich selbst befreien, um von da an als Wissenschaftler Lebensmittelsubstitute zu entwickeln)...
reprodukt
...aber Weltraumkrümel richtet sich eben inhaltlich an ein jüngeres Publikum. Violet ist dabei eine echt gute junge Heldin, die sich von keinen Mädchen-Klischees einschränken lässt. Es geht um Freundschaft, Toleranz, Mut und Weltraumwal-Durchfall - alles was eine gute Kindergeschichte eben braucht.
Was aber eben auch für ältere LeserInnen spannend ist, ist die optische Aufmachung. Im Gegensatz zu Craig Thompsons früheren Arbeiten ist Weltraumkrümel knallbunt coloriert. Einige Panels kann man ewig anstarren, bis man alle Details darin erfasst hat. Die außerirdischen Kreaturen, die Raumschiffe und Maschinen, sogar die Kleidung und Ausstattung sind nicht nur ausgeklügelt und fantasievoll gestaltet.
reprodukt
Craig Thompsons Weltraumkrümel ist ideal, wenn man Kindern das Medium Graphic Novel näherbringen möchte. Bevor man es allerdings als Geschenk verpackt und herschenkt, sollte man es auch selbst lesen.