Erstellt am: 14. 1. 2016 - 18:02 Uhr
The daily Blumenau. Thursday Edition, 14-01-16.
#medienpolitik #öffentlichrechtlicherrundfunk
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
2016 wieder regelmäßig.
De Wecks Thesen:
Angestrebt wird eine dreifache Kooperation:
technologisch, journalistisch und ökonomisch - mit Synergieeffekten, crossmedialen, einander ergänzenden Angeboten (wie es bei der Werbeplattform der SRG mit Ringier und Swisscom schon klappt)
Die konkreten Angebote.
1) die SRG stellt den Print-Verlegern aktuelle Videos zur Verfügung
2) Rechte- und Übertragungsteilung mit Privat-TV im Sportbereich (vor allem für die Formel 1)
3) Journalismus-Fortbildung der SRG systematisch für Kollegen privater Medien öffnen
4) Hybrid Broadcast Broadband TV auch für Private
5) Kooperation mit SwissTXT
6) Web-Player der SRG für Private
7) Entwicklung gemeinsamer Apps
8) Swiss Channel auf Youtube
9) Koop bei DAB+ (Digitalradio)
10) SRG-Nachrichtenbulletins für Regionalradios
11) Überregionale Fenster für das Regionalfernsehen (wie schon mit NZZ, Basler Zeitung)
sowie: Branchenlösungen für die SRG-Kooperationen mit Festivals, Branchen bis hin zum Bildungs/Technologie-Bereich.
Roger de Weck, der Generaldirektor des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Schweiz (der SRG) streckt mit einem Kooperationsangebot an die privaten Medien des Landes die Hand aus. Warum die Reaktionen verhalten sind und was das für Österreichs Mediensystem bedeuten kann.
Warum die Schweiz mit Österreich medientechnisch vergleichbar ist
Eine der großen Unsitten des heimischen Medienjournalismus ist der ewige Vergleich mit Deutschland; vor allem bei den öffentlich-rechtlichen Angeboten. Der realistischere Vergleichswert/markt ist da die größen-/einwohnermäßig ähnliche Schweiz, deren SRG dem ORF auch deutlich ähnlicher ist. Wiewohl die kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Alpenrepubliken in bestimmten Bereichen größer nicht sein könnten.
Das zeigt sich auch darin wie in der Schweiz Medienpolitik gemacht wird. Natürlich spielen auch hier politische und ökonomische Machtinteressen die Hauptrolle, die Debatten laufen aber (Stichwort: jahrhundertelang gepflegte Transparenz) offener ab. Da passt der Vorstoß, den der SRG-Chef Roger de Weck diese Woche unternommen hat, ins Bild.
De Weck legt 11 konkrete und einige übergeordnete Angebote an die private (audiovisuelle wie Print-) Konkurrenz. Und erntete erst einmal Zurückhaltung bis Ablehnung; was im politischen System der Schweiz traditionell den Anfang einer längeren Verhandlungsphase einläutet.
Warum die Schweiz mit Österreich wiederum nicht vergleichbar ist
In Österreich ist derlei, rein kulturell, nicht üblich. Eine ziemlich ähnlich laufende, inhaltlich durchaus gleichartige Debatte, die sich öffentlich etwa bei Medientagen äußert, wird in eine Politik kleiner Verhandlungs-Schritte gegossen. Und medial, auch mit Hilfe der den Partikularinteressen der jeweiligen Player stark unterworfenen Medienredaktionen, klein gespielt.
Einige der Punkte, die De Weck vorschlägt, sind in Österreich bereits vereinbart oder Teil von laufenden Gesprächen; etwa die Kooperation im Bereich Video/Bewegtbild. Und belegen, dass das noch vor Jahren für unmöglich Gehaltene sich durchaus ausgeht.
Das hat mit einer neuen Geschäfts-Prämisse zu tun, die die Verhandler in Österreich ebenso wie De Weck klar benennen: Schweizer Medienplatz, die Erhaltung des (vergleichsweise kleinen) regionalen/nationalen Standorts im internationalen Wettbewerb gegen die global agierenden mächtigen Player aus dem Silicon Valley, die vor allem die digitalen Geschäftsfelder an sich zu reißen drohen.
Dagegen hilft nicht nur eine effektive Gesetzgebung durch die EU (die etwa die Nicht-Steuerleistung von Google, Facebook und Co betreffen müsste), sondern auch die Zusammenarbeit der lokalen Märkte.
Wie das Angebot den aktuellen Stand der Debatte gut zusammenfasst
In der Diskussion um das SRG-Angebot stehen noch die Ängste der schwächeren Partner (und als solche, in einer seltsamen Opferrolle, sehen sich die Privaten gerne ) im Vordergrund, in den konkreten Gesprächen dahinter ist man schon einen Schritt weiter.
Für die Öffentlichkeit sieht das so aus: Der Schweizer Weg zelebriert eher die Abwehrhaltung, der österreichische steht für versäumnisvolles Nichts-/Wenigtun. Beides entspricht den Klischees/Mentalitäten und stärkt die populistischen Stammtisch-Bilder, hat mit dem aktuellen Bewusstseins-Stand aber wohl wenig zu tun.
"Kooperation schafft Vertrauen, weicht Fronten auf", schreibt De Weck. Was im Zeitalter des Medienumbruchs wichtig sei; weil die Existenz der SRG nicht das Kernproblem der privaten Medien sei.
Das immerhin ist in keiner der Repliken unterstellt worden. Und das macht auch für Österreichs vergleichbare, weniger öffentlich geführte Debatte Hoffnung.