Erstellt am: 13. 1. 2016 - 18:30 Uhr
Können wir nicht über was anderes reden?
Rowohlt Verlag
Die Comiczeichnerin Roz Chast (kurz für Rosalind) ist vor allem berühmt und bekannt für ihre Arbeiten in The New Yorker. Ihr Stil ist roh und sympathisch krakelig. Ihre Comics sind witzig bis schrullig und beschäftigen sich mit Themen und Situationen des Alltags.
In Können wir nicht über was anderes reden? behandelt Chast auf diese humorvolle Art ein Thema, das ganz unhumorig ist: den Tod der Eltern. Sie beschreibt ihre ersten Versuche, das Thema Sterben mit ihren Eltern zu besprechen und damit zusammenhängende Dinge wie Pflege, Altersheime oder ein Testament. Ihre über 90-jährigen Eltern sträuben sich gegen diese Gespräche, müssen aber doch irgendwann einsehen, dass diese Fragen geklärt werden müssen.
Roz Chast stellt ihren Vater als sanften, aber auch übervorsichtigen und ängstlichen Menschen dar, der in allem auf seine Frau angewiesen ist. Und ihre Mutter beschreibt Chast als launisch, herrisch und überdominant. Sie schildert zahlreiche Situationen mit den Eltern und illustriert uns damit sehr anschaulich, wie sie waren und wie vor allem das Verhältnis der Künstlerin selbst zu ihren Eltern gewesen ist, die mittlerweile gestorben sind.
Rowohlt Verlag
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Beim Lesen muss man immer wieder auflachen oder kichern ob der skurillen Situationen und weil einem manches so vertraut ist. Manchmal findet man sich in der Rolle der Tochter wieder oder kennt das Verhalten der Eltern im Comic auch von den eigenen Eltern. Dann wieder bekommt man beim Lesen nasse Auge, aus genau demselben Grund. Weil man sich wiederfindet in den Ängsten, Sorgen und der Trauer über die Roz Chast schreibt und die wir alle kennen, wenn wir an den Tod unserer Eltern denken. Dabei bleibt Chast allerdings jeder Pathos-Falle fern, sondern erzählt beeindruckend ehrlich und offen.
Neben ihren Zeichnungen enthält das Comic auch Fotos: alte Bilder von ihren Eltern und Roz Chast als Kind oder auch sehr intime Einblicke in die Wohnung der Eltern.
Rowohlt Verlag
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Diese Fotos hat Chast aufgenommen, als sie die Wohnung entrümpeln musste, nachdem ihre Eltern ins Heim umgezogen waren.
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Womöglich hat die Arbeit an Können wir nicht über was anderes reden? Roz Chast geholfen, den Tod ihrer Eltern und die Zeit davor zu verarbeiten. Auf jeden Fall hilft das Comic den LeserInnen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, weil man sieht wie jemand anders diese angsteinflößende Situation bewältigt und überstanden hat.