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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

11. 1. 2016 - 05:22

Golden Globes 2016

Bärenkostüme, biertrinkende Engländer und ein geehrter Sylvester Stallone.

Ricky Gervais also. Bereits zum vierten Mal wurden letzte Nacht die Golden Globe Awards vom britischen Comedian gehostet. Und das, obwohl er die Awards eigentlich nie wieder präsentieren wollte. Für die Hollywood Foreign Press ist das Ganze irgendwie ein zweischneidiges Schwert. Einerseits verlautbarte sogar Philip Berk, Präsident der Organisation, dass Gervais in seinem umstrittenen Auftritt 2011 "definitiv zu weit gegangen" wäre, andererseits bringt ein kontroversieller Charakter wie Ricky mit ziemlicher Sicherheit auch die von NBC gewünschten Quoten.

Tina Fey und Amy Poehler, die "People's Favourites" und Hosts der letzten Jahre sind aber auch dieses Jahr nicht komplett wegzudenken. Letztere ambitionierte sich schon im Vorfeld über ihre Plattform Amy Poehler’s Smart Girls für clevere Fragen am roten Teppich, abseits der üblichen Red-Carpet-Szenarien à la "Who are you wearing?" und "Are you excited to be here?". Vorschläge wurden auf Twitter per #SmartGirlsAsk gesammelt - letzten Endes standen aber doch wieder Outfits und höfliche Oberflächlichkeiten im Mittelpunkt der Interviews am roten Teppich.

Ricky Gervais präsentiert sich dann so wie erwartet, als der Underdog mit Bier auf der Bühne, der gleich zu Beginn klar macht, dass er sich genau so strange da oben findet, wie so manch anwesende Berühmtheit im Publikum. Da gibt's den topaktuellen Sean Penn-Witz, der sich mit dem mexikanischen Kingpin El Chapo getroffen hat und die Bemerkung, dass der ausstrahlende Sender NBC keine einzige Nominierung hat, die gleich mal Gervais' Kumpel Patrick Stewart im Publikum zum Lachen bringt.

Sonst geht's noch um Jeffrey Tambors Eier, die katholische Kirche und Roman Polanski, den Lohnzettel von Jennifer Lawrence, den Fakt, dass Ridley Scotts "The Martian" tatsächlich als Komödie nominiert wurde und Adam Sandlers Anti-Komödie "Pixels".

Die feucht-fröhlichen Golden Globes präsentieren sich schon von Anfang an als die charmant-entspannte Awards Show, die sie sein sollten. Das zeigen auch Channing Tatum und Jonah Hill, der gleich mal im Bären-Outfit aus "The Revenant" auf die Bühne kommt. Kate Winslet scheint darauf auch tatsächlich richtig überrascht zu sein, den Globe für "Steve Jobs" gewonnen zu haben.

Kate Winslet küsst Golden Globe Award

HFPA

Zwei weitere Highlights: Die PBS-Show "Wolf Hall" gewinnt den Award für die beste Miniserie, was dem Team dahinter einen Shout-Out zur Rettung der BBC erlaubt und The Rock wird bei seinem On-Stage-Moment zum ersten Mal Dwayne Johnson genannt.

Die ersten paar Überraschungen gibt es in der heuer auch wieder viel spannenderen TV-Kategorie, als die erstklassige Amazon-Serie "Mozart in the Jungle" den Award für beste Comedy gewinnt (was leider auch bedeutet, dass die noch erstklassigeren "Silicon Valley" und "Veep" leer ausgehen) und Christian Slater seinen ersten Golden Globe überhaupt für "Mr. Robot" bekommt.

Dafür verneigt man sich mit dem Award für Jon Hamm vor "Mad Men" und mit dem für den besten Soundtrack für "The Hateful Eight" vor dem großen Ennio Morricone. Tarantino nimmt den Preis entgegen und verneigt sich vor dem Komponisten und vor sich selbst.

Matt Damon darf dann tatsächlich den Award für "The Martian" als bester Komödiendarsteller entgegen nehmen - der Film gewinnt den dann auch als Best Comedy. Ridley Scott führt beim Empfangen des Preises gleich Live-Regie von der Bühne, als die "Wrap Up"-Musik zu spielen beginnt. "Inside Out" bekommt den jährlichen Pixar-Award. Und dann gewinnt an diesem Abend der Ehrungen der alten Herrschaften, der oft Übersehenen, tatsächlich Sylvester Stallone für seine Rückkehr in "Creed". "I want to thank my imaginary friend Rocky Balboa for being the best friend I ever had", sagt der. Die sich selbst sehr lustig findenden Mark Wahlberg und Will Ferrell überreichen dann den Award für das beste Screenplay an den immer guten Aaron Sorkin für "Steve Jobs".

Aziz Ansari liest "Losing to Jeffrey Tambor with Dignity"

HFPA

Die beste Kategorie des Abends, die des besten Schauspielers in einer Comedy, gewinnt Gael Garcia Bernal für "Mozart in the Jungle". Ansonsten dort vertreten: Aziz Ansari, Patrick Stewart, Jeffrey Tambor und Rob Lowe. Der merkt auch schon vorher an, dass seine Nominierung für "The Grinder" die einzige in dieser Kategorie für eine Network-Show ist.

Dass Lady Gaga den Award für "American Horror Story" gewinnt, ist dann auch wieder ein bisschen seltsam. Sichtlich gerührt ist sie aber jedenfalls. Fast so gerührt wie Ricky Gervais, als er realisiert, dass er tatsächlich nochmal Mel Gibson auf die Bühne bitten darf.

"Mr. Robot" gewinnt dann auch den Award für das beste Drama, ein verdienter Preis für eine der interessantesten Shows des Jahres. Und ohne John Hamms "Mad Men"-Konkurrenz darf Rami Malek nächstes Jahr vielleicht doch auch einen Globe nach Hause nehmen.

Der letzte große Akt, das Oscar-Stimmungs-Barometer beginnt in der letzten Stunde mit den Ehrungen der besten Filme. "The Revenant" ist das für die Regie, "Joy" für die beste Comedy-Darstellerin und Brie Larson siegt über Cate Blanchett und Rooney Mara und nimmt ihren ersten Golden Globe für "Room" entgegen. Leonardo DiCaprio nimmt seinen dritten Golden Globe für "The Revenant" nach Hause - vielleicht geht sich ja heuer endlich auch der Oscar aus. "The Revenant" gewinnt dann auch den großen Preis für das beste Drama. Ein Academy-Award-Favorit ist damit geboren.

Und das war's dann auch schon mit den diesjährigen Awards. Was bleibt ist eine gut gelungene Show der großteils verdienten Gewinner. Und Ricky Gervais' Botschaft auf den Heimweg für alle Sieger des Abends: "If you win tonight, no one cares as much about it as you do".