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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

11. 1. 2016 - 17:00

Modern Talking mit Gaspar Noé

Am Montag zu Gast in Modern Talking: Der französische Regisseur Gaspar Noé

Modern Talking

Die Talksendung mit Natalie Brunner und Menschen, die ihr Leben mehr als nur gestreift haben. Am Montag, den 11.Jänner, in der FM4 Homebase (19-22 Uhr) FM4 und im Anschluss für 7 Tage on Demand.

Der Anlass ist sein aktueller Film "Love". Der Grund ist, dass Noé mit seinen Filmen "Enter the Void", "Irreversible" und "Menschenfeind" hochgradig emphatische Meisterwerke geschaffen hat, die mich meine Moral und den Status Quo der emotionalen Evolution der Spezies Mensch hinterfragen lassen. "Love" hat mich nicht so in seinen Sog gezogen wie Noés vorangegangene Filme, hat aber einige Traumata, deren Zeugin ich bereits geworden bin, auf unangenehm schmerzhafte Weise durchexerziert.

Um es ganz klar zu sagen, die Hauptfigur von "Love", Murphy, den Gaspar Noé in diesem Modern Talking als seinen fiktiven kleinen Bruder beschreibt, der Züge von ihm selbst und seinen Freunden trägt, habe ich schon in meinem Leben mehrmals getroffen. Noés Hauptfigur ist die Essenz von all dem, was ich an selbstverliebten, hedonistischen Menschen nicht aushalte, Figuren, deren Synapsen derart mit Drogen und Repräsentationssucht zugekleistert ist, dass sie nichts mehr wahrnehmen außer den eigenen Schmerz.

Gaspar Noe mit grünem Hemd

CC BY-SA 3.0 von Olivier Strecker über commons.wikimedia.org/

Gaspar Noé verhandelt in seinem Film Liebe, das Phänomen, die Sucht auf sehr zeitgemäße Weise. Liebe in den Zeiten des pharmakologischen Hedonismus, könnte man sagen. Liebe bei Gaspar Noé ist zweierlei: Banal und Grausam, eine Kraft, die dein ganzes Leben durchsetzt und zersetzt. Manche FilmkritikerInnen nennen" Love" wegen der 3D-Sexszenen einen sentimentalen Porno. Für Noé selbst entzieht sich der Film einer Kategorisierung.

Gaspar Noé führt uns in seinen Filmen in eine Welt der Grenzüberschreitungen. Er führt uns immer zu dem Moment, in der der hedonistische Elfenbeinturm seiner Protagonistinnen einstürzt und die Figuren mit existenziellem Horror konfrontiert werden, wenn nichts mehr da ist außer Angst und Verlassenheit. Sein aktueller Protagonist Murphy schwängert die 17-jährige Nachbarin und sieht sich selbst als Opfer der Umstände, als seine Freundin Elektra ihn daraufhin verlässt. Mich macht diese Figur zornig und auch Noé sagt von seinem filmischen Alter Ego, dass er ein kleines Arschloch ist, aber dennoch in einer Linie mit seinen vorangegangenen Helden steht.

Gaspar Noé ist 1963 in Buenos Aires geboren. Seine Charaktere in "Love" sind wesentlich jünger, der Film zeigt Begehren, Intrigen, Drogenkonsum, Macht und Scheitern im Jetzt, geht aber auf die Veränderung unseres sozialen Verhaltens überhaupt nicht ein, ignoriert die Mutationen von Dating und Mate-ing in den Zeiten von Facebook, Tinder und Instagram.

Es gibt also viele Gründe, um Gaspar Noé zum Gespräch zu bitten über "Love". In der kommenden Ausgabe von Modern Talking wird er über die Analogien von Verliebtheit und Drogenkonsum sprechen, warum er die Abgründe des digitalen Hedonismus, also die Social Networks meidet, was ein 3D-Cumshot mit dem Tod seiner Mutter zu tun hat und warum es gut ist, dass die Zeit alles zerstört.