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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

9. 1. 2016 - 13:06

Games, auf die wir uns freuen können

Eine persönliche Bestenliste zum Videospieljahr 2016.

Listen, Listen, Listen. Sie sind sowohl für Journalist/innen als auch Leser/innen eine beliebte Form. Eine Liste ist in ihren Grundzügen meist rasch erstellt, Listen lesen sich schnell, und sie eignen sich perfekt zum gepflegten Streit darüber, warum eine Sache besser als eine andere eingereiht wurde, oder warum dieses oder jenes nicht in der Liste vorkommt. Skandal!

In Sachen Games-Vorschau sind die dieses Jahr erscheinenden Titel mittlerweile nur noch einen Suchmaschinenklick weit entfernt, und auf Wikipedia wird man mit Hilfe von nur eines Artikels mit der ganzen Pracht der kommenden Games bedient. Was bleibt also, außer der Leserschaft eine persönliche Kompilation zu erstellen? In diesem Sinne, das sind jene Spiele, auf die ich mich in den kommenden zwölf Monate am meisten freue und warum.

Eine Zeichnung: Zwei Dinosaurier spielen auf einer Spielkonsole.

Flickr.com, User qubodup

"No Man's Sky"

Das nach "Minecraft" vielleicht populärste Indiegame, das noch nicht mal erschienen ist: Wir erforschen das unendlich große, auch ausgesprochen hübsche All. Es gibt dabei quasi keine Grenzen, denn in einem Menschenleben ist nur ein Bruchteil von dem erforschbar, was diese virtuelle Welt uns bieten wird. Die Anforderungen an das kleine britische Studio Hello Games sind immens, was es natürlich nicht davon abhält, sehr publikumswirksame Promotion im US-amerikanischen Late-Night-TV zu machen.

"Unravel"

"Unravel" ist ein entzückender Platformer, bei dem man mit einem kleinen Wollknäuel-Wesen durch eine etwas düstere Landschaft wandert. Die Wolle ist nicht nur ein netter visueller Effekt, sondern auch Teil der Spielmechanik, da wir uns damit etwa abseilen oder hochschwingen können. Schon im Februar wird es so weit sein!

"The Witness"

Die "The Witness"-Ankündigung von Indie-Schwergewicht Jonathan Blow ("Braid") auf der Playstation-4-Pressekonferenz ist bald drei Jahre her, und nun wird es langsam Zeit, dass sein Spiel endlich mal erscheint. Einsame Insel, abstrakte Puzzles, you name it. Allerdings hatten wir das im Vorjahr schon bei "The Talos Principle", also bleibt zu hoffen, dass sich das lange Warten auf "The Witness" ausgezahlt hat.

"Below"

Ein melancholisches und auch tödlicheres Indie-"Zelda" - so könnte man das hübsche "Below" des kanadischen Studios Capybara ("Superbrothers: Sword and Sworcery EP") bezeichnen. Das Spiel mit Licht und Schatten ist hervorragend, darüber hinaus pendelt das Game zwischen der bekannten 2D-Rollenspiel-Einsamkeit und einer mitunter surrealen Zuspitzung wie etwa in den späteren Levels von "FEZ". Auch "Below" ist schon drei Jahre lang in der Mache und hat vorab viel Aufmerksamkeit bekommen. Einen genauen Releasetermin gibt es noch nicht, 2016 soll es aber so weit sein.

"Thimbleweed Park"

Die Rückkehr von Adventure-Games-Legende Tim Schafer zu seinen Games-Wurzeln ist im letzten Jahr ziemlich sang- und klanglos über die Bühne gegangen. Die meisten Kritiker/innen waren sich einig, dass "Broken Age" (erster Teil 2014, zweiter 2015) zwar ein gutes Spiel, aber bei weitem keine glorreiche Rückkehr zum klassischen Adventure Game der späten 80er und frühen 90er geworden ist. Demnächst probiert es Schafers Legenden-Kollege Ron Gilbert mit "Thimbleweed Park", das sowohl visuell als auch spielerisch ganz nahe an den Klassikern ist. Ob das Revival vom Revival vom Revival des Point-and-Click-Adventures (das ohnehin gut etwa von Hobby-Entwickler/innen bedient wird) uns länger im Gedächtnis bleiben wird, darf bezweifelt werden - neugierig bin ich trotzdem darauf. Übrigens soll dieses Jahr auch eine Remastered-Version von "Day of the Tentacle" erscheinen.

"Overwatch"

Games-Gigant Blizzard Entertainment ist der Sonderfall unter den Sonderfällen, was Spieleentwicklung betrifft. Qualität und laufende Betreuung der Games und Games-Serien ist seit Jahrzehnten (!) so außerordentlich gut, dass quasi alles zu Gold wird, was die Firma veröffentlicht. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Blizzard dort reüssiert, wo andere scheitern. Denn eigentlich ist Blizzard die größte Copycat von allen: "Warcraft" kam nach "Command & Conquer", "Hearthstone" nach zig "Magic"-Varianten, "Heroes of the Storm" mitten während der immensen MOBA-Popularität. Und jetzt also auch noch ein Shooter, und natürlich sind alle wieder ganz heiß drauf. Für mich persönlich sind die Blizzard-Ableger von populären Genres immer eine gute Gelegenheit, in Spielegattungen reinzuschnuppern, die ich sonst wenig oder gar nicht spiele. "Overwatch", ein klassenbasierter Multiplayer-Shooter. Von Blizzard. Warum nicht?

"The Tomorrow Children"

Die erfreulichste Seltsamkeit der Mainstream-Videospielkultur wird dieses Jahr - hoffentlich! - "The Tomorrow Children", eine kuriose Mixtur aus "Minecraft", Shooter und Sowjetunion-Ästhetik. Ich habe bereits im Sommer 2014 darüber geschrieben und seither so gut wie nichts mehr von dem Game gehört. Immerhin: Das Spiel wurde nicht gecancelt, es besteht also eine gute Chance, dass die "The Tomorrow Children" 2016 endlich auf unsere Playstations losgelassen werden. Die Beta startet jedenfalls in Kürze.

"Cuphead"

Auch über "Cuphead" hat man bereits im Sommer 2014 erstmals interessiert die Köpfe gerenkt, und auch hier waren weitere Ankündigungen rar gesät. Andererseits ist es nicht schlecht, wenn man nicht allzuviel Infos vorab erhält - wichtig ist, dass an einem interessanten Spiel gearbeitet wird und man weiß, dass man sich nicht sinnlos darauf freut. "Cuphead" wird der vielleicht erste spielbare Oldschool-Cartoon, der dieser Beschreibung nicht nur annähernd, sondern komplett gerecht wird - darf man den Trailern vertrauen.

"Tacoma"

Die erfolgreichen Proto-Hipster der Videospielwelt kommen selbstverständlich aus Portland, haben manchmal bunte Haare, einen Kaugummiakzent und vor allem frische Ideen für etablierte Videospielgenres. Hat uns Fullbright 2013 mit der ungewöhnlichen Erzählung von "Gone Home" begeistert, erleben wir in "Tacoma" nun eine Weltraumstation aus einer etwas anderen Perspektive.

"Hyper Light Drifter"

A propos Hipster: "Hyper Light Drifter" drückt diesbezüglich vor allem visuell auch einige Knöpfe: Schmale Linien, psychedelische Pixelart, mysteriöse Formen, futuristische Anmutung inmitten einer zweidimensionalen antiken Fantasywelt. Spielerisch wirkt "Hyper Light Drifter" nicht mächtig innovativ, aber an der Präsentation gibt es so gar nichts auszusetzen. Im Frühjahr soll das Game erscheinen.

"Mirror's Edge Catalyst"

Dass dem schicken Parcour-Game aus Ende 2008 einige Jahre später ein Nachfolger spendiert werden würde, hätten vor einiger Zeit wohl nur die wenigsten vermutet. "Mirror's Edge" war zwar bei Kritiker/innen sowohl für die schwarz/rot/weiß-Ästhetik, das rasante Gameplay und die starke, cool gekleidete Protagonistin beliebt, der richtige Verkaufsschlager ist "Mirror's Edge" (für ein Triple-A-Game) aber nicht geworden. Wie dem auch sei, "Catalyst" ist bereits fix für Ende Mai angekündigt und wird die üblichen Shooter und Fantasygeschichten der Mainstream-Gameswelt positiv konstrastieren.

Und ihr?

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