Erstellt am: 11. 1. 2016 - 09:00 Uhr
The daily Blumenau. Fußballwoche KW1/16.
#fuwo #fußballjournal16
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
2016 wieder regelmäßig.
Diesmal: Wirtschaftsflüchtlinge ohne Ende.
featuring Zidane, Lienhart, Friedl, Olejnik, Arnautovic, Schöpf, Rapids U19, FAC, Adrianinho, Stanislavjevic uam
Robert Olejnik war Endrundenteilnehmer für Österreich. Bei der U17-EM 2003, unter Ernst Weber, mit Mitspielern wie Dober, Gercaliu, Andi Schicker, Schiemer und Christian Fuchs wurde der Austro-Pole Turnierdritter. Danach verpflichtete ihn Aston Villas Ausbildungsabteilung und über diverse Stationen landete der mittlerweile vollständig integrierte Bobby beim selbstverwalteten Vierligisten Exeter City. Was er kann zeigte er Freitag beim 2:2 im FA-Cup gegen den FC Liverpool, einem Spiel, das über Eurosport bequem in everybody‘s Wohnzimmer flimmerte.
Exeter spielte gegen den hohen Favoriten zwar gern mit hohen Bällen übers Mittelfeld, die Formation beim Aufbau weist aber auf eine aggressive und hochverteidigende Grundstruktur hin. Ein bissl eh das, was Marcel Koller seinen Torleuten beizubringen versucht. Exeter spielt vor regelmäßigen 6 - 8.800 Zuschauern, also auf Ried/Altach-Level, Olejnik steht in meinem Ranking (vor allem was Ausstrahlung und Körpersprache betrifft) klar vor Lukse und Gebauer. Just saying...
In den englischen Medien wird Marko Arnautovic als aktuell wichtigster Spieler bei Stoke City gehandelt; und sein Ansinnen dort der bestbezahlteste Spieler zu werden (und ein paar zehntausend im Montat draufgelegt zu bekommen) nicht als Kindsköpfigkeit, sondern ernsthaft behandelt. Markos Drohpotential ist ein mögliches Interesse von Paris St. Germain. Das wiederum erregt sein Interesse, massiv sogar. Um mit seinem großen Vorbild, Zlatan Ibrahimovic zusammen spielen zu dürfen, dafür würde der Floridsdorfer nämlich wieder auf sehr viel verzichten.
Zinedine Zidane wird neuer Trainer von Real Madrid. Und die erste Frage, die ich mir stelle, ist nicht die nach dem Fortkommen des aktuell nur drittplatzierten weißen Balletts (das ist mir emotional ein wenig zu egal): nimmt er Küken Philipp Lienhart im Lauf der Saison mit in die erste Mannschaft? Außerdem auffällig: es wird so getan als hätte der Mann keine Trainererfahrung, als wäre der Job seine erste Stelle, die ihm als ehemals weltbestem Spieler auch zustehen würde. Zidane ist seit 2012 Jugend-Junioren und Co-Trainer bei Real und hat etwa fünfmal so viel Erfahrung wie der durchschnittliche Ex-Austro-Kicker, der seiner ersten Liga-Job nachgeschmissen bekommt. Bei Salzburg probiert man jetzt einen ähnlichen Weg, mit Aufhauser oder Schiemer als Junioren/Co-Trainer anstatt sie sofort als Chef zu installieren.
Marco Friedl ist auf einem umstrittenen Trainingslager; in Katar, bei Bayern München, im Großkader, den Pep Guardiola zu Jahresbeginn mitnimmt um sich ein paar Junge anzusehen. Friedl ist sehr jung, 17, und spielt. seit er zehn ist, in der Bayern-Jugend. Und er ist Tiroler. Friedl war einmal Stürmer, dann einiges anderes, jetzt ist er Linksverteidiger, gleichsam die Bayern-Österreicher-Stammposition, bei der U19. Mit Einsätzen im B-Team. Ein anderer Österreicher, den sich die großen Bayern-Trainer einst in die Trainingslager holten, hat den Top-Transfer-Vogel abgeschossen: Alessandro Schöpf wurde von Schalke aus dem befreundeten Nürnberg geholt.
Alessandro Schöpf erhöht damit den Druck auf den österreichischen EM-Kader, etwa auch auf den bei Koller nicht so sehr gelittenen Veli Kavlak. Vor allem im Mittelfeld gibt es mehr Bewerber als Startplätze. Karim Onisiwo, der sich juristisch befreite, will es über Mainz probieren, Alexander Gorgon egal wo, um jeden Preis. Aber auch Michael Gregoritsch wird angreifen, und selbst Emmanuel Pogatetz‘ move nach Berlin setzt ein kleines Ausrufezeichen. Nur Martin Hintereggers Gladbach-Transfer ist hintersinnfrei.
Friedl und Schöpf sind gute Beispiel für den Erfolg sehr sehr früh in ausländische Ausbildungsstätten gegangene Talente. Der Weg über die weite Fußballwelt ist aber kein Muss. Es geht sich auch was aus, wenn man in heimischen Biotopen groß wird. Sind halt noch zu wenige davon. Wie man toll entwickelt, zeigt Rapid vor.
Der Turniersieger-Kader: Zsolt Ratkai, Lukas Fila; Josef Tahon, Attila Szalai, Denis Bosnjak, Albin Gashi, Dejan Ljubicic, Edvin Orascanin, Manuel Thurnwald, Julian Küssler (K), Ceyhun Tüccar, Samuel Oppong.
Die junge Garde der grün-weißen B-Mannschaft, die vorige Saison noch U18 spielten, gewannen als Rapid-U19 ein extraklassig besetztes Hallenturnier (in Sindelfingen, gegen ManU, Wolfsburg, Schalke, Brügge etc, mit Live-Übertragung in Sport1). Wobei der Beste sogar fehlte: Maximilian Wöber wird statt des langzeitverletzten Christopher Dibon in den Rapid-Kader berufen und steht schon im Training dafür. Das ist zweifache best practice.
Seltsamste practice hingegen beim FAC, der seit der Entlassung von Hans Kleer am Ende der Vorjahrs-Saison aus dem peinlichen Gestolper nicht mehr rauskommt. Der groß avisierte Zampano Felix Gasselich hat außer viel Vorabankündigungen nichts gebracht, Interims-Coach Thomas Flögel muss wieder zurück in die zweite Reihe, dafür übernimmt der ehemalige (unter Kleer und Pacult) Jürgen Halper. Also ein Trainer ohne große klassische Teamspieler-Karriere. Das ist schon gut; noch besser ist aber, dass es angesichts der Chancenlosigkeit des FAC nach einer quasi punktelosen Vorrunde keinerlei Druck für Halper gibt. Und ganz absurd wird es wenn man erfährt, dass Halper eh schon die ganze Zeit der Baumeister des FAC war, also der Strohmann mit der gültigen Lizenz. Interessant wie recht es der Bundesliga war, dass diese Info unter dem Medien-Radar durchfliegt.
Und dann waren da noch zwei Transfers unter jeglichem Radar, wiewohl sie Österreicher betreffen und interessante Perspektiven in sonst unbeackerten Welten öffnen. Adriano Laaber aka Adrianinho, Doppelstaatsbürger und in Krankls-Teamchef-Ära einmal ÖFB-Thema, verließ seinen brasilianischen Stammverein Ponte Preta für die Fort Lauderdale Strikers in der zweiten US-Liga NASL, zum Ausklang einer doch recht lässigen Laufbahn. Und Austro-Serbe Aleksandar Stanisavljevic, der in Österreich kaum ein Leiberl hatte, wechselt von Vojvodina Novi Sad (die Europa League-Quali spielten) zu Asteras Tripolis nach Griechenland (die Euro-League spielten), also in die internationale Mittelklasse - wenn auch vor (knapp) weniger Zuschauern als Exeter City; oder den österreichischen Dorfliga-Vereinen.