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Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

5. 1. 2016 - 17:37

Clubacts to watch 2016

Wie Malory, Miss Red, Zora Jones und andere 2016 den Sound auf den Clubdancefloors angeben könnten.

Nachdem wir hier und hier bereits ein paar Acts aus der Pop- und Indie-Ecke aufs Radar für die nächsten Monate gehievt haben, folgt ein Blick in die mögliche Zukunft der Clubmusik 2016.

Zora Jones spielt am 16.1.2016 bei Vihanna im Curtain in Wien.

Zora Jones Grafik

Zora Jones

Geboren und aufgewachsen ist die Produzentin Zora Jones in Österreich; schon seit ihrem 19. Lebensjahr lebt sie allerdings in Barcelona. Als Schlüsselmoment in ihrer musikalischen Entwicklung nennt Zora Jones ein DJ-Set von DJ Rashad im Jahr 2010. Über dessen rasend schnelle Juke-Beats jenseits der 160bmp-Marke und zahlreiche Zusammenarbeiten mit Sinjin Hawke hat Jones zu einem eigenständigen Sound in schillernden Farben gefunden, der zwischen stotternden Cut-up-Beats, synthetischen Stimmen aus dem Fleischwolf, Minimal Music, Footwork und silber-glänzender Bass Music erst unlängst auf der brillanten "100 Ladies"-EP in alle Richtungen gefunkelt hat.

Entdeckt wurde die israelische MC Miss Red von dem britischen Dubstep-Pionier Kevin Martin alias The Bug, als er 2011 einen Gig in Tel Aviv spielte. Der Legende nach soll sie zu seinem DJ-Set einfach spontan improvisiert haben, jedenfalls war Miss Red seitdem auf so einigen Tracks und bei vielen Liveshows von The Bug zu hören. Ihre Liebe zu Raggae, Ragga, Dancehall und Grime kann sie seit ihrem Umzug nach London umso mehr ausleben. Die Beats auf ihrem aktuellen Mixtape "Murder" (Download hier) stammen neben The Bug von anderen guten Menschen wie Mark Pritchard, Evian Christ und Andy Stott, im Mittelpunkt stehen aber immer Miss Red und ihre punktgenauen, erfrischenden Vocals. 2016 folgen Releases auf Necessary Mayhem und Jahtari, es geht also ungebremst weiter.

Miss Red - Murder (NSFW) from theQuietus on Vimeo.

Apropos Clubmusik

Am Dienstag, 5. Jänner, ab 19.00 folgt der zweite Teil von Kristian Davideks und Dany Derntls riesiger Clubmusik-Jahresrückschau 2015on45. Live oder zum Nachhören z.B. hier.

So war Teil 1.

Bevor die New Yorkerin Malory Butler sich der Clubmusik zuwandte, war sie Balletttänzerin. Eine Rückenverletzung brachte sie dann dazu, die Spitzenschuhe gegen Laptop und Drummachines zu tauschen, wodurch sie wenig später von Techno und Clubkultur in den Bann gezogen wurde. Malorys Tracks sind hart, aber nie trocken, die Bässe pumpen schwer und deep, und die Arrangements sind komplex, sodass sie manchmal stolpernde Beats vortäuschen, wo gar keine sind. Ihre erste, selbstbetitelte EP aus fünf Tracks mit lautmalerischen Titeln wie "Dah" und "Dundundun" erschien im November bei dem großartigen New Yorker Freestyle-Label Godmode, dem wir erst unlängst die Entdeckung von etwa Shamir zu verdanken hatten.

Hier noch ein Song des exilösterreichischen Superboys Salute featuring Abra.

Begonnen hat alles für die amerikanische Musikerin Abra vor sechs Jahren, als sie, damals noch unter dem Namen Hurricane Gabrielle, auf YouTube akustische Coverversionen von Rapsongs hochlud. Der Rapper Father aus der Posse rund um das DIY-Hip-Hop-Label Awful Records wurde auf sie aufmerksam, und binnen kurzer Zeit wurde Abra zur Vollzeitmusikerin, die schreibt, singt, rappt und alle Beats selbst produziert. Im Zuge des Aufstiegs eigenständiger Post-R’n’B-Königinnen wie Kelela und FKA Twigs in den letzten Jahren ist der Weg nun frei für Abras oft minimalistische DIY-Songs, die Raum für Pausen, verkorkste Beats, ungewöhnliche Melodieführungen und allerlei andere Ecken und Kanten haben: R’n’B und House, Bass Music, Hip-Hop und Reminiszenzen an Synthpop aus den 80er Jahren finden auf ihrem ersten Album "Rose", erschienen im Sommer 2015 bei Awful Records, mühelos zusammen.

Eine sehr schöne Liste mit Clubacts für 2016 vom Mixmag (mit einigen Überschneidungen) gibt es hier.

Informationen findet man über die aus Manchester stammende Musikerin Sophie Wilson alias Willow vorerst noch kaum. Ihr bisher einzig veröffentlichter Track, das umwerfende "Feel Me", gelangte über den Fabric 74 Mix des deutschen House- und Ambient-Techno-Superhelden Move D an die Öffentlichkeit und ist im Frühling letzten Jahres dann auf der Mini-Complilation "Workshop 21" auf, genau, Workshop Records erschienen. Sie ist Vinyl-Only-Resident-DJ bei der mobilen britischen Clubnacht 808 und verbindet auch in ihren Sets herzergreifenden House mit deepem Techno.