Erstellt am: 4. 1. 2016 - 13:48 Uhr
Acts to watch 2016
Die BBC Sound of...-Liste galt lange Zeit als wichtiger Gradmesser für Bands, die man im neuen Jahr im Auge behalten sollte. Immerhin hat die Liste, die Jahr für Jahr 20 upcoming Bands porträtiert, in der Vergangenheit Stars wie 50 Cent, Adele und Bloc Party prophezeit. In den letzten Jahren wurde die Selektion der BBC zwar immer wieder kritisiert; es sei ein oft zu austauschbarer Sound ausgewählt worden, auf den sich dann alle stürzen. Das mag in vielen Fällen stimmen, dennoch liegt die Liste oft auch richtig.
Die folgende Aufzählung von Bands to watch enthält mit Rat Boy und Izzy Bizzu auch zwei der bisher in der Sound of 2016 auftauchenden Acts, versteht sich aber sonst als subjektive Rundschau im FM4-affinen Internet.
Gut gelaunter, hibbeliger Pop mit Rap- und Punk-Einflüssen im Geiste von Jamie T: Rat Boy aus Essex singt, rappt und produziert seine Songs und spielt Gitarre, Bass und Keyboard selbst ein. Ein urbaner Geschichtenerzähler, der viel zu sagen hat.
Außerdem
- KING: R’n’B-Trio aus LA, Debütalbum kommt am 5.2.2016
- She-Devils: Lo-Fi-Distortion-Surfpop-Punkband
- Mothers: sind mit Unknown Mortal Orchestra getourt, Debütalbum kommt Ende Februar auf Wichita
- Washer: Lo-Fi-Garagen-Grunge aus Brooklyn, erstes Album steht vor der Tür
- WALL: Postpunkband, ebenfalls aus New York, erste 7"-Single erscheint noch im Jänner
- Better Person: supersensueller Schlafzimmer-Synthpop
- Blaue Blume: sehr gehypte, dänische einfühlsame Popband mit bisschen Falsettstimme, Album kommt Ende Jänner, spielen z. B. auch auf dem Eurosonic
Bevor die Sängerin und MC Chaerin Lee alias CL im Sommer 2015 bei "Doctor Pepper" die Vocals zu einer von Diplos besten bisherigen Arbeiten beisteuerte, war sie in ihrer Heimat Südkorea als Frontfrau der Girlband 2NE1 bereits ein Superstar. Das Selbstbewusstsein aus "I am the best", dem größten Hit der Band, nimmt CL auch gleich in ihre Soloproduktionen mit; die EP zur Single "Hello bitches" erscheint in Kürze.
CL 'HELLO BITCHES' from electroniq on Vimeo.
Aufgekratzter, instrumentaler Kraut-und-Rüben-Elektro-Cut-up-Pop des Amerikaners Jacksol Stell: Seine erste und bisher einzig veröffentlichte Single "Aftergold" hat Big Wild auf Foreign Family Collective, dem A/V-Label des Produzenten-Duos Odesza, herausgebracht; eine Vielzahl an weiteren Tracks und Remixen wuselt aber auf seinem Soundcloud-Account herum. Ein erstes Album wurde zwar für Ende 2015 versprochen, hat sich nun aber offenbar auf die erste Hälfte des neuen Jahres verschoben. Über den Song sagt Jackson Stell selbst: "I wanted to make a song that was uplifting and made people happy, so hopefully you enjoy it."
Daddy
Der großartige James Franco hat in den vergangenen Jahren ja nicht nur als Schauspieler von sich reden gemacht, sondern auch als Künstler, Schriftsteller und Musiker. Neben seinem Buchprojekt über Lana del Rey (due: März 2016) hat er für nächstes Jahr ein Album seiner Band Daddy, die er mit seinem Schulfreund Tim O’Keefe gegründet hatte, angekündigt. Zum Thema hat die Platte "Let Me Get What I Want" nichts weniger als das Werk von The Smiths, über die Franco unlängst auch einen Gedichtband herausgebracht hat, und die Songs werden in ihrer Videoversion parallel auch als Film erscheinen. Der Bass in dem Song "You are mine" kommt, ebenso wie bei den anderen Songs von Daddy, gleich von Andy Rourke, dem Bassisten der Smiths, höchstpersönlich, und, eins noch: Die Musik ist auch ziemlich gut.
Seitdem die Londoner Sängerin Izzy Bizzu vor ein paar Jahren an einer Open-Mic-Nacht in Camden teilgenommen hat, geht es mit der Karriere der 21-Jährigen bergauf: Sie hat unter anderen Sam Smith live supported, zweimal in Glastonbury gespielt und steht nun ebenfalls auf der Liste der BBC Sound of 2016. Ihre weiche Stimme schmiegt sie über Songs, die von Jazz und Soul ebenso beeinflusst sind wie von Popacts wie Amy Winehouse und Adele. Nach vier Singles in den letzten Monaten soll dieses Jahr nun ein Album folgen.
20 Jahre ist es her, dass En Vogue mit "Don’t let go" einen ewigen Hit geschaffen haben. Eine mysteriöse neue Band hat sich nun an eine Coverversion gewagt, und das Ergebnis ist kaum wiederzuerkennen. Postaal bestehen aus einem Engländer und einem Franzosen, so viel weiß man bisher, und gemeinsam leben die beiden in Paris. Des wWiteren munkelt man, dass starke Verbindungen - oder gar: personelle Überschneidungen? - zu der Electro-Rock-Band The Shoes bestehen, einen gemeinsamen Song gibt es jedenfalls schon einmal. Im Jahr 2016 gehen Postaal auf Tour durch Europa, und vielleicht haben sie bis dahin neben ihren weiteren Coverversionen auch bereits eigene Songs im Gepäck.
Die vier Mitglieder der slowenischen Band Koala Voice teilen offenbar eine Vorliebe für die Tierwelt Australiens, die sich neben ihrem Bandnamen und dem Koalakostüm von Sängerin Manca Trampus auch im Titel ihres 2015 erschienenen Debütalbums "Kangaroos' a neighbor" niederschlägt. Mit Songs zwischen Indie, Pop, Punk und ein wenig Rock aus den 60er und 70er Jahren ist die Band in den letzten Monaten auf zahlreichen europäischen Festivals, darunter beim Waves Vienna, unterwegs gewesen, und die Verwendung der Single "Go Disco Go" in einer slowenischen TV-Werbung dürfte in nächster Zeit einen weiteren Bekanntheitsschub bewirken.
Etwas bemüht gut gelaunt schreibt sich die Band Yalta Club die Bezeichnung "Happy Indie Pop" gleich in den Website-Headliner. Das Sextett aus Frankreich hat einander beim Busken auf den Straßen von Paris kennengelernt, tauscht zwischen Tuba, Trompete, Ukulele, Xylophon, Mini-Piano und Melodica munter Instrumente und hat für Frühling 2016 sein zweites Album angekündigt.