Erstellt am: 1. 1. 2016 - 16:06 Uhr
Das Monster am Ende des Songs
So fängt das neue Jahr gut an. Mit viel aufwühlenden Gefühlen und den dazugehörigen musikalisch großen Gesten. Die kommen an dieser Stelle von Andreas Klinger-Krenn, der Songschreiber, Sänger und Musiker hinter dem Projekt Klinger. Und gleich zu Beginn seines Debüts, das er als Solokünstler gestartet hat, liefert er mit seiner tiefen, sonoren Stimme die explosive Indie-Hymne "Blow Shit Up" ab, die das Empören und die pure Emotion feiert und dabei Gänsehaut und Glücksgefühl in Einem auslöst.
Monster ohne Ende
Mittlerweile ist die Ein-Mann-Idee von Viech-Mitglied Andreas Klinger-Krenn zu einer weiblich dominierten Supergroup angewachsen. Mit dabei sind unter anderem Vera Kropf alias Luise Pop, Judith Filimónova von Fijuka, Aurora Hackl Timón von Petra und der Wolf, Sängerin Katrin Kreiner oder auch Ehefrau Katharina Lara Klinger-Krenn am Synthesizer. Wie es dazu kam?
Andreas: "Ich habe zum ersten Mal ausprobiert, wie es klingt, mit wirklich sehr tiefer Stimme zu singen. Das hat gut geklappt, aber zwischen meiner Stimme und der Musik hat etwas gefehlt - ein Bindeglied, eine weibliche Stimme. Also habe ich mit Katrin Kreiner zusammen an den Songs gearbeitet und daraus entstand auch die Idee, diese schöne stimmliche Färbung live mit vielen Frauen auf der Bühne umzusetzen."
(c) Andreas Kral
Geschrieben hat Andreas Klinger-Krenn alle Songs selbst, wobei manche auch auf Gitarrenskizzen von Philipp Szalay alias Farewell Dear Ghost zurückgehen. Sie alle haben eine unglaubliche Anziehungskraft und eine enorme Sogwirkung. Das treibende, dahinstolpernde "Boys" - ein absolutes Highlight der Platte - lebt trotz seiner melancholischen Stimmung von einer Dringlichkeit, einer inneren Unruhe, einem Brodeln unter der Oberfläche. Eine alles überlagernde Gitarrenmelodie zieht sich durch das ganze Stück, das in seinem emotionalen Schwung nicht zu stoppen ist.
Die Energie der Konflikte
Auch das ruhigere "Whatever I Need To" lebt von sehnsuchtsvollen Harmoniebögen, gepaart mit sich stetig steigernder Energie, die meist in einen überbordend schönen Refrain gipfelt, der - ginge es nach Andreas - niemals aufhört.
Andreas: "Es geht auf dem Album um Konflikte. Dabei ist für mich das spannende daran, dass ein Konflikt am Anfang etwas unbewegliches, starres ist, in das sehr viel Energie hineingeworfen wird. Wenn man diesem ganzen Energieknäuel dann eine Bewegung oder Richtung gibt, dann kann eine richtige Aufbruchsstimmung entstehen, sodass die Energie wieder freigesetzt wird. Das hab ich probiert in den Songs umzusetzen - dass sie meist ruhiger anfangen und dann gegen Ende hin immer breiter, größer und opulenter werden. Der Refrain ist dabei nicht die Lösung des Konflikts sondern einfach nur die Energie, die da mal frei wird."
Andreas Kral / Klanghafen / Phonotron
Genau diese Energie treibt den ruhelosen Geist an, der in dem dunklen und doch hoffnungsvollen Stück "Winter" über dem nebelverhangenen, nächtlichen Friedhof über seine Sterblichkeit zu sinnieren scheint. Umgesetzt mit engelsgleichem Duett-Gesang, einem akustischen Gitarrenloop, brummenden Synthie-Bässen, rollendem Schlagzeug und einem ausufernden Refrain, der gegen Ende hin von etwas schrägen Gitarrenlinien durchzogen wird. Der Abschluss der genialen Platte ist "Filthy Thoughts", das sich erst ganz langsam und träge erhebt, mit quirligen Riffs und zurückgelehnten Fanfaren. Immer wieder hält dieser Song inne, lässt den Percussions Luft und Raum zu atmen, bevor er sich wieder aufschwingt in das große Finale. Dann darf auch lauthals sein Gefühl aus voller Kehle zu den herzergreifenden Akkorden geschrien werden.
(c) Andreas Kral
Tipp:
Ein ausführliches Interview mit Andreas Klinger-Krenn zum Klinger-Debüt "Monster At The End" könnt ihr am Sonntag, 3.1. im FM4 Soundpark hören.
"Monster At The End" ist ein Juwel, ein in sich stimmiges, zutiefst ehrliches, streckenweise düsteres und am Ende immer hoffnungsvolles Album. Voller funkelnder Klänge, sanfter Töne, lauten Stimmen, zarten Akkordzerlegungen und epochalen Passagen. Andreas Klinger-Krenn und seinen Musikerinnen ist ein Album gelungen, das den analytischen und oft kritischen Kopf umgeht und direkt das Herz trifft. Und so wird in "Heart Beats Head", einem der schönsten Songs der Platte, eine immer wiederkehrende Zeile zum Mantra:
Let's believe that sometimes the heart beats the head!