Erstellt am: 2. 1. 2016 - 09:22 Uhr
2015: Als Google zu Alphabet wurde
2015 ist ein Rekordjahr für Google: Der Konzern macht rund 70 Milliarden Euro Umsatz, davon 12 Milliarden Gewinn. Von dieser enormen Zahl abgesehen, hat sich der Konzern 2015 aber auch umstrukturiert und einen neuen Namen gegeben: Er heißt nun bekanntlich Alphabet, und Google (die Suchmaschine) ist nur noch eines von vielen Tochterunternehmen.
In den späten Neunziger-Jahren programmierten Larry Page und Eric Schmidt einen Suchalgorithmus, der schlauer und effizienter war als der anderer Search-Engines. Die beiden Informatiker erkannten aber auch als erste, dass man Suchanfragen im Web zu Geld machen kann – mit Werbung. Diese ist auch heute noch das Kerngeschäft, denn die 70 Milliarden Umsatz von Google bestehen zu 90% aus Werbeeinahmen.
APA
Google bzw. Alphabet hat in seiner Geschichte allerdings bereits 186 Unternehmen gekauft, von denen die meisten nichts mit Suche und Werbung zu tun haben (Youtube und Android zählen zu den wenigen Ausnahmen). Fast alle Alphabet-Tochterfirmen bringen kein Geld ein, sondern verschlingen es geradezu. Eric Schmidt gesteht ihnen nicht nur das, sondern auch die Möglichkeit des Versagens zu: „You need to give them more money to try ideas, to hire people, to make experiments and to fail.“
Schmidt und Page haben 2015 Jahr zahlreiche neue Firmen gekauft: Darunter etwa die Dark Blue Labs, die an künstlicher Intelligenz forschen; die Firma Revolv, die an Heim-Automation und Robotern für zuhause forscht; die Firma Jetpac, die an automatischer Bilderkennung arbeitet. Und natürlich gibt es die selbstfahrenden Google-Autos - ein persönliches Steckenpferd Eric Schmidts, das dieser gerne mit einem Zitat des Science-Fiction-Autors Isaac Asimov begründet. Asimov war bei der Weltausstellung im Jahr 1964 gefragt worden, welche Erfindung wohl auf einer Weltausstellung 50 Jahre später gezeigt werden würde, und er schrieb damals:
„Much effort will be put into the designing of vehicles with ‚robot-brains‘. Vehicles that can be set for particular destinations and that will then proceed there without interference by the slow reflexes of a human driver. I suspect one of the major attractions of the 2014 fair will be rides on small roboticized cars which will maneuver in crowds at the two-foot level, neatly and automatically avoiding each other.”
CC BY SA 4.0 von Michael Shick über Wikimedia Commons
Die von Isaac Asimov im Jahr 1964 vorausgesagte Erfindung ist 51 Jahre später Realität. Eric Schmidt, jetzt einer der Chefs des Mischkonzerns Alphabet, glaubt fest daran, dass sich Erfindungen so lange voraussagen lassen. Er glaubt auch, dass das Tempo technologischer Innovation ständig zunimmt: Es habe, sagt Schmidt, 50 Jahre gedauert, bis die Erfindung der Klimaanlage in 80% der US- Haushalte verfügbar war, aber nur 10 Jahre, bis 80% der Bevölkerung ein Smartphone besaßen. Mit Alphabet und seinen knapp 200 Tochterfirmen wolle er Innovation in vielen Bereichen vorantreiben: Molekularbiologie, Gehirnforschung, Künstliche Intelligenz, Nanotechnologie, neue Methoden der Energieerzeugung, neue Materialen etc.
Von Ökonomen wird die Umbenennung Googles in Alphabet oft nur mit dem Wunsch der Investoren und Aktionäre begründet: Diese hätten sich unwohl damit gefühlt, dass der Konzern neunzig Prozent seines Umsatzes mit Werbung macht, aber Milliarden in unrentable Forschungsprojekte steckt. Der Vierteljahrsbericht des nun eigenständig als Google firmierenden Suchmaschinen-Betreibers sehe nun schöner aus, und der Aktienkurs sei prompt gestiegen. Doch Larry Page und Eric Schmidt geht es nicht nur um kosmetische Verschönerungen, sondern um die Effizienzsteigerung der Tochterfirmen: Deren CEOs können seit der Umstrukturierung selbständiger agieren. Gleichzeitig sind Schmidt und Page weiter auf Einkaufstour. Böse Zungen behaupten, dass der URL von Alphabet, abc.xyz, ein Hinweis darauf sei, dass der Konzern alles von A bis Z kontrollieren wolle.