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Dalia Ahmed

Schaut gern Sachen im Internet und Leute auf der Straße

25. 12. 2015 - 17:33

#rewind2015: Black Twitter

Twitter, Snapchat, Facebook, Youtube, Vine bieten Möglichkeit zur Entfaltung für junge Afro-Amerikaner und die Ergebnisse in 140 Zeichen sind teilweise so unglaublich lustig, dass der Rest der Welt gespannt auf "Black Twitter" schaut. Die Highlights vom mitlesen, mitschauen und mithören.

Rewind 2015

Der FM4 Jahresrückblick

Wisst ihr noch als Afro-Amerikaner Jazz erfunden haben, dann Hip-Hop, dann Popping und wenig später das dazugehörige Locking und Kwanzaa (es könnnen nicht alles Hits sein) und noch so viel mehr an kulturellem Gut das aus den USA kommt. Und obwohl der amerikanische Mainstream sich gierig am reichhaltigen Buffet bedient, scheinen er zwar „Black Culture“ zu lieben, black People aber nicht so. Trotzdem reißt der Output nicht ab - oder vielleicht gerade deswegen - und nimmt mit dem Aufkommen von nennen wir sie mal „neuen Medien“ neue Formen an.

Twitter, Snapchat, Facebook, Youtube, Vine bieten Möglichkeit zur Entfaltung und des Ausdrückens für junge Afro-Amerikaner und die Ergebnisse in 140 Zeichen sind teilweise so unglaublich lustig, dass der Rest der Welt gespannt auf Black Twitter schaut. Ich habe 2015 auch mitgelesen, geschaut und gehört und ein paar Highlights zusammengefasst.

What Are Those???

Free Myesha fast

Ein von Snapchat @youngbusco87 (@youngbusco) gepostetes Video am

Es ist der 14. Juni irgendwo in den USA, die Sonne scheint, die Polizei verhaftet gerade eine schwarze Frau und @youngbusco fragt sich einfach nur, warum der Cop die Schuhschachteln statt der Schuhe angezogen hat. Was folgt sind unzählige Remakes und Remixes des Originals und die Angst eines jeden Converse in Camouflage-Optik Trägers, ebenfalls gefragt zu werden, was zur Hölle man denn da trägt.

Sausage Movement

Das schöne am Internet ist, irgendwer hat eine Idee, setzt sie um, lädt das Vine davon hoch und alle machen mit. So auch bei der Sausage Movement. Es begann in einer Schulklasse oder vielleicht auch in einer US Army Baracke - man weiß es nicht so genau. Auf jeden Fall breiteten sich die Raps über Eggs, Bacon, Grits, wie ein köstliches Frühstückslauffeuer über die Schulhöfe Amerikas aus. Und wir sahen dabei zu, wie das imaginäre Mic von Hand zu Hand gereicht wurde bis Lil’ Mama sogar eine Single daraus machte.

Zola Twitter Story

Beim ersten Mal lesen fand ich die eigentlich unglaubliche, aber doch großteils wahre Geschichte einer Detroiter Stripperin über den ärgsten Weekendtrip mit einer Hooters-Kellnerin, die den Wert der Pussy nicht ehrt, ihrem bipolaren Freund und einem afrikanischen Zuhälter, die sie nur per Tweets erzählte arg und lustig. Später denkt man dann darüber nach und merkt, was für schlimme Scheiße Sexarbeiterinnen geschieht und erhält Einblick in etwas das für viele vielleicht der ganz normale Wahnsinn ist. Und obendrauf hat @_zolarmoon das Twitter Storytelling perfektioniert. Ich mache nie wieder ein Buch auf! Hier die volle Story. Wir sehen uns dann wieder, wenn ihr mit den 150 Tweets durch seid.

Why You Always Lying

Ihr fandet die Zola Story langweilig? …. mmmmmmmmohmygod stop your fuckin’ lying!
53 Millionen Loops, ein hartnäckiger Ohrwurm und die perfekte Antwort für jeden HC Strache Facebook Post. Danke Nicholas Fraser und Next, eine 90s R&B Gruppe an die sich zwar niemand mehr erinnern kann, aber deren „Too Close“ die Musik zum Vine lieferte.

Just Fuck Me Up, Fam

Screenshot

Radio FM4

Wenn man auf Twitter, Tumblr und Instagram fleißig mitliest, könnte man meinen, 2015 hätten amerikanische Friseure extrem spezifische Anweisungen bekommen. Irgendwann begann das Internet Fotos von gemeinen Frisuren mit noch gemeineren Texten zu kombinieren und ein Meme ward geboren. „Fam“ (kurz für „Family“) bekommt an dieser Stelle übrigens auch noch einen besonderen Shout out, denn neben „it’s lit“, „Keeping it a 100“, „basic“ und „or nah“, war es die echte Jugendsprache des Jahres 2015. „Smombie“ ain’t bae.

Hotline Bling

Wenn meine Enkel mich mal fragen, wie 2015 war, dann werde ich anfangen ungelenk zu tanzen und ihnen davon erzählen, wie einst meine Hotline blingte.

Drakes überkalkuliertes, übertolles Video das nach einer James Turrell Installation ausschaut, war wohl das prägendste Pop-Kultur Ereigniss der zweiten Hälfte des Jahres. Das Black Twitter das Video auseinandernehmen würde, um etwas noch großartigeres daraus zu schaffen, hat Drake die ausbleibenden Anrufe sicher vergessen lassen.

DJ Khaled’s Snapchat

…and another One. Seit vier Monaten hat DJ Khaled, der eigentlich nur dafür bekannt ist, auf den Tracks anderer Rapper seinen Namen, wie ein Pokemon, immer wieder zu rufen, einen Snapchataccount. Seitdem teilt er Lektionen in Sachen „Key (Emoji) to Sucess“ aus und macht die Welt von Video zu Video zu einem besseren und erfolgreicheren Ort.

Weitere Honorable Mentions: Der Nae Nae und der Dab, als Meek Mill und seine Karriere von einem „singin’ Nigga“ zu Grabe getragen wurde und die Frage, die wir uns immer schon gestellt haben „Miley, what’s good?!“.