Erstellt am: 24. 12. 2015 - 15:30 Uhr
Geschenkideen für die allerletzte Sekunde
Wenn man bereits zwei Tage vor Heiligabend zu den Eltern reist, gilt es die Zeit bis zur Bescherung angemessen totzuschlagen. Beispielsweise empfiehlt es sich, zum Friseur zu gehen, um die Ex-Erziehungsberechtigten mit einer exquisiten Weihnachtsfrisur zu erfreuen.
mc
Mit dem Ziel, mir von einer Fachkraft eine würdige Xmas-Tolle anfertigen zu lassen, schritt ich gestern also durch das “schöne” Salzburg. Nach dem Haarewaschen fragte mich die Friseurin, ob ich etwas trinken wolle. Ich bejahte und wünschte mir ein Glas Wasser. Sie servierte wie geheißen. Dann fragte sie mich, ob ich auch “was zum Anschauen” wolle. Ich verneinte, bereute das aber schnell.
Zu gerne wüsste ich, was sie mir "zum Anschauen" kredenzt hätte, um mir die zähen Minuten des Haareschneidens kurzweiliger zu gestalten. Eine Schneekugel? Ein schönes Amulett? Ansichtskarten? Man weiß es nicht. Ahnt es aber sehr wohl, denn wahrscheinlich, sogar höchstwahrscheinlich hätte sie eine Zeitschrift und mich zugleich um die schöne Fantasie gebracht, dass Omis mit Lockenwickler im Haar gebannt auf Murmeln und Äpfel starren, damit es nicht so fad ist. Mit schöner Fantasie und Frisur ging ich schließlich nach Hause, wo ich nun der Bescherung entgegenfiebere.
SPOILER-ALARM!
Hinter dem 24. Türchen des Adventkalenders befindet sich höchstwahrscheinlich ein Stück Schokolade, das eine Spur größer ist und genau gleich schmeckt wie die 23 davor.
SPOILER-ALARM!
“Entgegenfiebern” ist vielleicht ein etwas übertriebenes Verb, der heilige Abend folgt in meiner und wohl in den meisten Familien seit Jahrzehnten einer fast deckungsgleichen Choreografie.
Damit man vergangene Weihnachtsfeste wenigstens vereinzelt unterscheiden kann, gibt es die Tradition des gegenseitigen Beschenkens, gegen die ich jetzt bittschön nichts hören will!
Ist doch schön, wenn man was kriegt!
Wer jetzt mit dem “eigentlichen Sinn von Weihnachten” anfängt, muss das gesamte Weihnachtsgeld vom Opa ins Binsenschwein werfen und sich folgendes hinter die roten Ohren schreiben:
Der eigentliche Sinn von Weihnachten SIND Geschenke! Für Besinnlichkeit ist das ganze Jahr über genug Zeit. Am 24. 12. (in Worten: vierundzwanzigsten Zwölften) dagegen geht es um ausgelassene Freude, die durch bedächtig ausgewählte Präsente vortrefflich zu generieren ist.
Grob eingeteilt gibt es im Leben zwei Geschenke-Phasen, die einander schön ausgleichen:
Wenn man ein Kind ist, wissen die Eltern zumeist ganz gut, was man sich wünscht und legen selbiges im Rahmen ihres Einkommens auch unter den Tannenbaum (oder Fichtenbaum, ebenfalls einkommensabhängig). Die Kinder wissen dagegen nicht, was sich ihre Eltern wünschen und schenken ihnen Werkstücke, worüber diese sich zwar ein bisschen, aber nicht so richtig freuen.
Später ist das genau umgekehrt: Die ergrauten Eltern zu beschenken wird immer leichter, denn man kennt das zusehends schmalere Spektrum ihrer Interessen und Sehnsüchte. Sie dagegen greifen verlässlich daneben, wenn man am Wunschzettel nicht sämtliche Produktdetails ergänzt.
Man wünsche sich bloß nicht “ein Buch” oder “eine Hose” - Präzision ist gefragt!
Kürzlich verbrachte ich nur zwanzig Minuten in einer Buchhandlung und hörte alleine in dieser kurzen Zeit fünf Variationen von “Ich suche irgendeinen Krimi für meinen Neffen” und “Was lesen denn Zwanzigjährige grad so?”. Freie Hand bei der Geschenkewahl möge man nur den engsten Freunden lassen, aber Freunde beschenken sich am besten gar nicht zu Weihnachten.
mc
Eine einfache Faustregel, um die Advent-Strapazen zu minimieren, lautet: Freunden macht man keine Weihnachts-, sondern Geburtstagsgeschenke. Somit kann man sich im Dezember gänzlich auf die Gaben für jene konzentrieren, mit denen man Weihnachten auch tatsächlich verbringt und hat genügend Zeit, sie mit Bedacht auszuwählen.
Doch die Leserchen neigen meiner Erfahrung nach ja dazu, meine klugen Ratschläge zu ignorieren :-(
Manche haben bestimmt wieder für Hinz und Kunz ihr doppeltes Monatsgehalt ausgegeben und vergessen, etwas für ihre Liebsten zu Hause zu besorgen.
Die schlechte Nachricht lautet: Jetzt ist es zu spät.
Die Geschäfte haben allesamt geschlossen. Selbst die teuerste Mitliedschaft in irgendeinem Amazon-Premium-Club mit VIP-Card und Express-Liefergarantie bringt nichts mehr. Wer jetzt noch immer mit leeren Händen dasteht, hat - man verzeihe mir die unchristliche Wortwahl - den Arsch ordentlich offen.
Doch es gibt Hoffnung.
Ihr habt immer noch mich!
Ich will ja nicht so sein.
Deshalb folgen
Zehn Notfallmaßnahmen, wenn man kurz vor der Bescherung noch immer keine Geschenke hat
mc
- "Wenn das so ist..."
Einfach die liebevoll verzierten Päckchen der anderen suchen, entwenden und gut verstecken. Bei der Bescherung geht man zwar vorerst leer aus, kann aber beleidigt sein und hat einen triftigen Grund, den vermeintlich Unspendablen ebenfalls nichts zu schenken.
Am nächsten Tag kann man die versteckten Präsente immer noch heimlich auspacken.
- "Ich weiß genau, was hier los ist!"
Behaupten, die anderen Familienmitglieder hätten diesen Aufsatz gelesen und die soeben beschriebene Taktik bemüht, also die eigenen Geschenke versteckt, um von ihren Versäumnissen abzulenken. Diese Taktik steht jedoch auf etwas wackeligen Füßen, besser ist da schon die Variante
- "So ein blöder Zufall!"
Einfach irgendetwas einpacken, das der zu Beschenkende bereits besitzt. Dieser wird sich darüber freuen, wie gut man seine Vorlieben kennt und bedauernd zugeben müssen, es nun doppelt zu besitzen.
Auch diese Strategie hat bei genauerer Überlegung ihre Schwächen, zumindest kurz sollte sie aber den gewünschten Effekt bringen. Tipp: Das gefährliche Wort "Umtauschen" vermeiden, sonst fliegt alles auf!
- "So ein Pech! Eine liebe Freundin in Warschau hat jetzt dein tolles Geschenk und du hast dafür ihren Teleskopkugelschreiber!"
Einfach irgendwas in irgendeinen Karton stecken und behaupten, man hätte nach dem Einpacken versehentlich die Geschenke verwechselt.
- "EUCH SCHENK ICH SICHER NICHTS!"
Leere Kartons kunstvoll einpacken und unterm Christbaum drapieren. Bei der Bescherung zuerst die eigenen Geschenke auspacken. Kurz, bevor die anderen sich auf die Päckchen stürzen, einen Streit vom Zaun brechen, zum Beispiel, weil man mit den Geschenken unzufrieden ist. Streit eskalieren lassen. Fake-Päckchen beleidigt wieder nehmen.
- "Ich muss euch was sagen..."
Behaupten, man wäre kürzlich zur orthodoxen Kirche konvertiert und könne es mit seinem Glauben einfach nicht vereinbaren, so früh schon Weihnachten zu feiern. Für den 6. Jänner dafür großzügige Geschenke versprechen.
- "Ihr solltet vielleicht mal zum Arzt gehen..."
Etwas betagteren Eltern einreden, sie hätten vor fünf Minuten bereits ihre Geschenke ausgepackt und ein besorgtes Impulsreferat über die Früherkennung von Demenzerkrankungen halten.
- "Ich kenn sie ja persönlich."
Für Fans: Ein paar hundert aktuelle Facebook-Texte von Steffi Sargnagel ausdrucken und es als exklusives Manuskript ihres dritten Buchs präsentieren.
- "Fuck!... Sorry!... Ich kauf nie wieder was aus China."
Ist zufällig Aceton und Peroxid zur Hand, geschwind eine Bombe bauen, die bei Erschütterung explodiert. Bombe liebevoll verpacken. Natürlich ist Vorsicht geboten: Sie sollte den Beschenkten nicht verletzten, sondern nur gehörig erschrecken.
Ist der Schreck verebbt, kann man beispielsweise behaupten, es hätte sich um eine vollautomatische Entenpresse gehandelt, doch leider sei man auf einen unseriösen Hersteller hereingefallen.
- "Ich muss leider."
Schöne Geschenke müssen ja bekanntlich nicht immer teuer sein. Manchmal ist es auch ein schönes Geschenk, wenn man einfach geht.
mc