Erstellt am: 23. 12. 2015 - 13:36 Uhr
Weihnachtsstory
Mit Akzent
Die unaussprechliche Welt des Todor Ovtcharov. Im Radio und auch als Podcast zum Anhören.
"Die Leiden des jungen Todor"
Das Buch mit den gesammelten Kolumnen gibt es im FM4 Shop.
Dabei hofft man, dass man nicht von den Tauben, die in den Bäumen darüber sitzen, angeschissen wird.
Danach versammelt sich die Familie beim Weihnachtsbaum und die Geschenke werden herausgeholt. Alle freuen sich und wirken überrascht. Trotzdem werden alle Kassenbons sorgfältig aufgehoben, damit der lila Pullover, den man bekommt, doch am ersten Arbeitstag nach den Feiertagen ausgetauscht werden kann.
Vor dem Familienfest kommen aber die Betriebsweihnachtspartys. Dort kommt auch der Weihnachtsmann, der meistens ein verkleideter Kollege mit einem schlecht befestigten weißen Bart ist. Falls auf der Betriebsweihnachtsfeier auch Kinder anwesend sind, wird ihnen erklärt, dass der Weihnachtsmann sehr viel zu tun hat und früher zur Firmenfeier kommen muss, als nach Hause.
CC BY 2.0 von CBeas flickr.com/cbeasphotography
Schwieriger wird es, wenn im Laufe der Feier der Bart irgendwann verschwindet oder nur so lose hängt. Die Erklärung, dass der Weihnachtsmann so besser Wodka trinken kann, ist irgendwie nicht wirklich passend. Noch schwieriger ist es zu erklären, warum die wie Schneewittchen angezogene nette Helferin vom guten Weihnachtsmann im Schoß vom Buchhalter Thomas sitzt und unaufhörlich kichert.
Ich war letzte Woche auf einigen Betriebsweihnachtsfeiern. Somit habe ich auch mehrere Weihnachten erlebt. Auf einer davon haben die Barkeeper einer Firma, wo ich manchmal auch als Barkeeper arbeite, versucht alles was hinter der Bar stand auszutrinken. Sie haben es nicht ganz geschafft. Es blieb etwas Marillensaft übrig.
Auf der FM4 Weihnachtsfeier wurde Musik aus den 80ern und 90ern gehört und alle haben gut gegessen. Inklusive mir.
Auf der Weihnachtsparty der sozialen Einrichtung, wo meine liebe M. arbeitet, kam es mir vor, dass die Leute nicht eine Party, sondern einen Psychoanalytiker brauchen. Ich habe noch nie so viele Menschen getroffen, die sich kollektiv schuldig fühlen in privilegierten Verhältnissen aufgewachsen zu sein. M. und ich waren die einzigen, die sich nicht beschwerten, dass es uns momentan gut geht.
Die Betriebsweihnachtsfeiern sind zu Ende. Jetzt versammeln sich die Leute zu Hause. Da meine liebe M. nach Bulgarien gefahren ist, bleibe ich zu Weihnachten alleine. Das stimmt aber gar nicht genau, denn ich werde euch haben, liebe FM4-Hörerinnen und -Hörer! Frohe Weihnachten wünscht euch euer Todor!